Villach

"Hofer-Krapfen sind für uns keine Konkurrenz"

Fasching ist auch Krapfenzeit. Doch diese zieren derzeit nicht nur die Bäckereivitrinen. Von Hofer bis Spar gibt es sie. Und in allen Preisklassen. Wie halten regionale Bäckereien dem Druck von "Billigkrapfen" stand? Die WOCHE fragt nach. 

VILLACH. "Kann man einen Maserati mit einem Polo vergleichen?", fragt Adi Appe, Senior-Chef von Appe & Korner, und setzt ein Lächeln auf. Gemeint sind seine Faschingskrapfen. Ist ein solcher beim regionalen Bäcker im Schnitt ab 1,30 Euro zu haben, kostet er bei Hofer & Co. einen Bruchteil dessen. Und vertraut man dem diesjährigen Falstaff-Krapfen-Test (2019), so schneidet der Hofer-Krapfen zumindest sogar recht gut ab. 
Ein Billigkrapfen als Konkurrent also? Nein, sagt Appe. "Wer Appe & Korner-Krapfen schätzt, der kauft auch Appe & Korner-Krapfen." Punkt. 

Großbestellung

Mehr als 100 Stück verkauft die Konditorei am Tag, alleine für den Kinderfasching macht der Senior-Chef 400 Stück. Produziert wird "täglich frisch". Sein Geheimnis: reichlich Eier und Butter. "Genau genommen müssen pro Kilogramm Mehl sechs Dotter rein, sonst darf es laut Kodex ja gar nicht Krapfen heißen", verrät Appe und liest den "Faschingskrapfen-Kodex" (nach Lebensmittelbuch) vor. Tatsächlich.
"Aber eigentlich ist das ja ‚wurscht‘", sagt Appe, "bei uns ist Qualität das Verkaufsargument. Wer unsere Krapfen isst, der weiß warum." Über sinkenden Absatz aufgrund von Diskont-Krapfen könne man sich "nicht beschweren".
Ebenfalls keine Konkurrenz in Billigkrapfen sieht Daniel Bernold von Cafe Konditorei Bernold. Der Villacher Bäcker stellt seine Krapfen mit regionalen Zutaten her, ohne Zugabe künstlicher Zusatzstoffe oder Aromen. "Die Qualität ist nicht vergleichbar", sagt er. Auch die Bernold-Krapfen würden täglich in "reiner Handarbeit" gebacken werden, was bedeutet, jeder wird einzeln per Hand "geschliffen".
Mit dem Krapfenverkauf sei man bisher zufrieden, "aber jetzt geht es erst richtig los". 

Gewisse Konkurenz

Eine "gewisse Konkurrenz" von Hofer & Co. schließt man in der Konditorei Rainer nicht aus, obgleich der Qualitätsanspruch überzeugt. "Unsere Kunden legen großen Wert auf Qualität. Deshalb kaufen sie einen Konditorkrapfen um den etwas höheren Preis, dafür hat man dann aber auch die Gewissheit einer besonders guten Qualität", sagt Katharina Rainer-Valtiner. Jeder Krapfen wird von Hand, täglich frisch gemacht. Convenience-Produkte kommen nicht über die Theke. Lieber werde, so Rainer-Valtiner, in "kleinen Mengen" produziert. Als Qualitätsgarant setzt man bei Rainer auf das ausgewogene Verhältnis von Krapfen, Marmelade und Vanillestaubzucker. Der Verkauf der Krapfen laufe hier, auch dank langer Saison, gut.

Langer Fasching

Vom langen Fasching profitiert auch Christian Berger von der Bäckerei Berger. Der Bäckermeister verkauft einige hundert Krapfen am Tag. Dass die Qualität eines Krapfens an dessen Kosten auszumachen ist, bezweifelt Berger aber. "Es gibt günstigere, die gut sind, und teurere, die schlecht sind. Außerdem ist ein Krapfen sowieso Geschmackssache", sagt er. "Manche mögen ihn groß und flaumig, andere klein und kompakt." Auch der Hofer-Krapfen wäre "sicher nicht schlecht", er schneide meist "ganz gut ab", sagt Berger, der von Tests jedoch wenig hält. "Einmal bekam ein Krapfen schlechte Noten, weil sich ein Testesser mit der Marmelade anpatzte", erzählt er. In puncto Verkaufspreis spiele auch die Masse eine Rolle. "Wer tausend Krapfen am Tag verkauft, kann andere Preise kalkulieren."
Das Geheimnis eines perfekten Krapfens liege, so Berger, neben Zutaten und Herstellung in "der Erfahrung". "Ich habe vermutlich schon eine Million Krapfen gemacht", sagt er und lacht. 

Faschings-Saison

Während sich die Bäcker in puncto Qualität einig sind, scheiden sich über die Krapfen-Saison die Geister. Wo es bei Berger das ganze Jahr über hie und da Krapfen gibt, gerade zum Kirchtag, kommen sie bei Appe & Korner nur zum Fasching über den Thresen. Am Aschermittwoch ist "Schluss".

Zur Sache

Das kostet der süße Faschings-Klassiker 
Appe & Korner: Marmeladenkrapfen (Marille): 1,30 Euro, mit Vanille 2,10 Euro, für 10 Stück 12 Euro. Außerdem: Krapfen mit Nuss- oder Apfelfüllung
Konditorei Rainer: Marmelade: 1,40 Euro (5+1 gratis), Vanille 1,80 Euro
Bäckerei Berger: Marmeladen: 1,35 Euro – ab 5 Krapfen 1,15 Euro – ab 10 Stück 1,05 Euro, Vanille 1,95 Euro
Cafe Konditorei Bernold: Marmelade: 1,33 Euro (Aktion), Vanille: 1,60 Euro
Billa: Marmelade ab 6 Stk. 3 Euro, Vanille/Nougat ab 5 Stk. 0,69 Euro (beides Aktion)
Hofer: Marmelade 0,59 Euro

Die "Qualität" eines Krapfens
Das "Ranftl": Ein qualitativ hochwertiger Krapfen habe ein bestimmtes Gewicht, darum schwimme er beim Backen auch nicht leicht obenauf, sondern werde tiefer nach unten gedrückt, erklärt Bäckermeister Adi Appe. Ergo: das weiße "Ranftl" ist schmäler.
Die Fülle: "Idealerweise" 15 Prozent bezogen auf das Fertiggewicht des Krapfens
Der Rum: Im Teig sorgt dieser dafür, dass sich dieser nicht so mit Fett ansaugt, erklärt Bäckermeister Appe. In der Marmelade hat allzu viel Rum dagegen nichts zu suchen, ist ja schließlich auch für Kinder.
Fett: "Fettgeschmack" sollte auf nicht sein. Tritt dann auf, wenn "altes Fett verwendet wird", sagt Appe.