Klimawandel
Villachs Fichten stehen stark unter Druck

- Der Oswaldiberg wurde bereits im Herbst großflächig aufgeforstet. Aber auch hier gibt es noch viel zu tun.
- Foto: Privat/Brandstätter
- hochgeladen von Peter Kleinrath
Insgesamt geht es dem Wald im Forstbezirk Villach nicht schlecht. Aber der Klimawandel setzt die Fichten an den Rand ihres Standortanspruches. Zwei Feinde von Baum, Tier und Mensch am Vormarsch.
VILLACH, VILLACH LAND. Pünktlich zum internationalen Tag des Waldes am Donnerstag, dem 21. März, hat MeinBezirk.at mit Bezirksforstinspektor Thomas Holzfeind und Bezirksförster Martin Brandstätter den Zustand der Wälder im Forstbezirk Villach (dazu zählt auch der Bezirk Villach Land, Anm.) genau unter die Lube genommen. Denn stürmische Regenfälle, extreme Trockenheit und Unwetter haben Oswaldiberg und Co. stark zugesetzt. "Insgesamt geht es unserem Wald nicht schlecht. Jedoch ist die Baumart Fichte aufgrund des Klimawandels vor allem in den Tieflagen stark unter Druck. Wegen der klimawandelbedingten Zunahme der Temperatur mit tendenziell längeren Trockenperioden liegt die Fichte vor allem im Villacher Becken am Rande ihres klimatischen Standortanspruches", schildert Holzfeind mit Verweis auf einen hartnäckigen Dauergast: "2023 betrug die Jahresmitteltemperatur in und um Villach 10,7 Grad. Das Wunschoptimum der Fichte liegt bei 6 bis 8 Grad. Die wärmeren Temperaturen begünstigen ohnehin schon die Entwicklung der Borkenkäfer. Durch Windwürfe und Schneebrüche liegt zusätzlich enorm viel Schadholz in den Wäldern – optimale Voraussetzungen für eine Massenvermehrung!"

- "2023 lagen die Schadschwerpunkte im Bereich rund um die Stadt Villach, Gschriet und den Farchtensee. Am Oswaldiberg und Wollanig verursachten die Sommerstürme etwa 20.000 Festmeter an Schadholz", Thomas Holzfeind, Bezirksforstinspektor, Forstbezirk Villach/Villach Land
- Foto: MeinBezirk.at
- hochgeladen von Peter Kleinrath
350.000 Festmeter Schadholz
In den letzten drei Jahren betrug das Schadausmaß im gesamten Bezirk circa 350.000 Festmeter, wobei der größte Anteil auf Windwurf, gefolgt von Borkenkäfer und Schneebruch entfiel. "2023 lagen die Schadschwerpunkte im Bereich rund um die Stadt Villach, Gschriet und den Farchtensee. Am Oswaldiberg und Wollanig verursachten die Sommerstürme etwa 20.000 Festmeter an Schadholz. Zusätzliche rund 5.000 Festmeter fielen am Kumberg an", geht Holzfeind ins Detail: "Auch am Erzberg, genauer gesagt im Bereich des Mittagskofels und Spitzecks, sind um die 20.000 Festmeter angefallen. Dort wurde das Schadholz teilweise mit dem Hubschrauber ausgeflogen, um einer Massenvermehrung des Borkenkäfers vorzubeugen!"

- "Alleine am Oswaldiberg wurden etwa 5.000 Eichen, 3.000 Buchen sowie zahlreiche verschiedene andere Laubbaumarten angepflanzt. Die Aufforstung läuft!" - Martin Brandstätter, Bezirksförster in Villach
- Foto: MeinBezirk.at
- hochgeladen von Peter Kleinrath
"Arbeiten gehen voran"
Nach den Stürmen im Sommer 2023 wurden bereits zahlreiche Wiederaufforstungsprojekte im Herbst 2023 umgesetzt. "Beispielsweise wurden am Oswaldiberg die großen Flächen im Wesentlichen bereits aufgeforstet. Viele kleinere Flächen wurden ebenfalls bepflanzt. Alle Flächen müssen gar nicht aufgeforstet werden, da sie entweder vorverjüngt waren oder dort mit Naturverjüngung, vor allem von Buche, zu rechnen ist", erklärt Brandstätter, der unter anderem für den Oswaldiberg zuständig ist: "Alleine am Oswaldiberg wurden etwa 5.000 Eichen, 3.000 Buchen sowie zahlreiche verschiedene andere Laubbaumarten angepflanzt." Während sich die Aufforstungen am Oswaldiberg und Kumitzberg abschließend in Planung befinden, sind jene der dringendsten Flächen am Kumberg für das Frühjahr 2024 fixiert. "In Oberwollanig sind erst wenige Flächen in Planung, in weniger zugänglichem Gelände im gesamten Bezirk noch Reste des Schadholzes aufzuarbeiten", sind sich die beiden Forstexperten einig: "Dies muss in den kommenden Wochen geschehen, da sonst eine Borkenkäferkalamität droht!"

- Am Erzberg, Mittagskofel und Spitzeck wurde das Schadholz teilweise mit dem Hubschrauber ausgeflogen, um einer Massenvermehrung des Borkenkäfers vorzubeugen.
- Foto: Privat/Holzfeind
- hochgeladen von Peter Kleinrath
Holzpreis und Aufwand
Der Schädlingsbefall und das Überangebot an Rundholz wirken sich unmittelbar negativ auf den Holzpreis aus. Holzfeind: "Aber im Bezirk Villach sind die Schadholzmengen derzeit noch zu gering, um wesentliche Auswirkungen zu erlangen. Wir haben genügend personelle Kapazitäten, um das Schadholz aufzuarbeiten, aber bei extremen Spitzen gibt es Engpässe bei den Maschinen."

- Die Ausbreitung des Pinienprozessionsspinners kann etwa an der Südseite des Dobratsch und in der Schütt beobachtet werden. Hier ist Vorsicht geboten!
- Foto: Privat/Holzfeind
- hochgeladen von Peter Kleinrath
Ein weiterer Feind
Aufgrund der milden Winter kann auch die Ausbreitung des Pinienprozessionsspinners an der Südseite des Dobratsch und in der Schütt beobachtet werden. Holzfeind: "Besonders auffallend sind die weißen Gespinst-Nester, welche schon von Weitem in den Kronen von Kiefern sichtbar sind. Die Brennhaare der Raupen dieses nachtaktiven Falters können ein Risiko für die Gesundheit von Mensch und Tier darstellen, weshalb es sich empfiehlt, die Nähe zu befallenen Bäumen zu meiden!"

- So nett und harmlos die Borkenkäfer aussehen mögen - für unsere Wälder sind sie eine echte Gefahr.
- Foto: Privat/Brandstätter
- hochgeladen von Peter Kleinrath
"Müssen Witterung abwarten"
Im Gespräch mit den beiden Forstexperten hat sich herausgestellt, dass die Witterung im Frühjahr entscheidend sein wird, ob es zur Borkenkäfer- und Pinienprozessionsspinner-Invasion kommt oder nicht. Feststeht, dass die Fichte zusätzlich zu den steigenden Temperaturen auch durch zwei Samenjahre in den letzten vier Jahren stark geschwächt ist. Je trockener und je höher die Temperaturen werden, desto wahrscheinlicher ist eine Kalamität.






Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.