Gerda Sandriesser zum Schwerpunktthema "Fokus Frau"
"Ich kann nicht in Villach alleine die Lohnschere schließen"

Frauenreferentin der Stadt Villach, Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser (SPÖ)
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  • Frauenreferentin der Stadt Villach, Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser (SPÖ)
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Seit mehr als 20 Jahren ist die Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser in der Villacher Stadtpolitik vertreten. Neben sozialen Themen liegt auch das Frauenressort in ihrer Hand. Im Themenschwerpunkt "Fokus Frau" fragen wir sie, wie es denn um die "Frauenpolitik" der Stadt Villach bestellt ist und warum es eine Politik für Frauen braucht. Auch stellen wir der Kirchtagsobfrau die spannende Frage wie Tradition und Feminismus zusammenpassen.

WOCHE: Sie sind seit 20 Jahren in der Villacher Stadtpolitik. Wie erleben Sie die Politik „für“ Frauen, wurde dem in der Vergangenheit genügend Platz eingeräumt?
GERDA SANDRIESSER: Jein. Wir haben sehr viele frauenspezifische Projekte umgesetzt, auf die ich stolz bin. Im Stadtsenat und Gemeinderat gibt es ein recht ausgewogenes Geschlechterverhältnis und auch in der Verwaltung haben wir immer mehr Frauen in Führungspositionen. Wir haben zum Beispiel mit Andrea Burgstaller Österreichs einzige Finanzdirektorin. Das sind erfreuliche Entwicklungen. Villach steht prinzipiell gut da, doch ich bin da sehr ehrgeizig.

Wie erleben Sie die aktuelle Situation?
Im Bereich Gewaltschutz sind wir seit Jahren aktiv und haben auch hervorragende Partnerinnen, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Hausintern werden unsere Mitarbeiter geschult, bei Verdacht auf häusliche Gewalt im Parteienverkehr genau hinzuschauen und Hilfe anzubieten. Es wurden Flyer im Scheckkartenformat entwickelt, die man Bürgerinnen diskret mitgeben kann. Angesichts der Frauenmorde weiten wir diese Initiative nun auf weitere öffentliche Einrichtungen aus. Und ich appelliere an eine lebendige Zivilgesellschaft: Schauen Sie hin und bagatellisieren Sie häusliche Gewalt nicht.

Wenn ich mir ansehe, wie die Bundesregierung mit uns Frauen während der Corona- Krise umgegangen ist, uns mit Homeschooling und Homeoffice an die Grenze der Belastbarkeit gebracht hat, bin ich skeptisch, dass sie ein Gespür für die Lebensrealität von Frauen hat.

Warum „muss“ es ein Ressort „Frauen“ geben?
Es gibt nach wie vor Ungleichheiten, etwa beim Einkommen oder bei der Verteilung unbezahlter Arbeit. Es braucht daher ein eigenes Ressort, um dieses Ungleichgewicht zu minimieren. Selbstverständlich würde ich am liebsten die Ungleichberechtigung komplett eliminieren. Da bin ich aber realistisch, das geht auf kommunaler Ebene nicht. Ich kann nicht in Villach alleine die Lohnschere schließen. Da bräuchte es schon eine starke Partnerin in der Bundesregierung, die das auf die Tagesordnung ganz nach oben setzt. Aber wenn ich mir ansehe, wie die Bundesregierung mit uns Frauen während der Corona- Krise umgegangen ist, uns mit Homeschooling und Homeoffice an die Grenze der Belastbarkeit gebracht hat, bin ich skeptisch, dass sie ein Gespür für die Lebensrealität von Frauen hat. Umso mehr braucht es ein aktives und lautes Frauenressort in den Kommunen.

Würden Sie die Stadtpolitik als "feministisch" beschreiben?
Ich würde meine Arbeit als Frauenreferentin und mich als feministisch bezeichnen, für meine Kolleginnen und Kollegen kann ich diese Frage nicht beantworten. Es geistern viele verschiedene Auffassungen davon herum, wasFeminismus sei. Dabei geht es im Feminismus doch darum, dass Frauen wegen ihres Geschlechts nicht benachteiligt oder diskriminiert werden. Eine Feministin setzt sich daher schlichtweg dafür ein, dass Frauen machen können, was sie wollen. Das find ich gut. 

Sie sind auch Kirchtagsobfrau. Wie passt „Feminismus“ und „Tradition“ zusammen?
Als Kirchtagsobfrau und Frauenreferentin konnte ich die Anlaufstelle für sexualisierte Gewalt während des Villacher Kirchtages realisieren. Frauen können sich dort vertrauensvoll an die Frauenberatung Villach und Caritas wenden. Auch Männern haben wir mittels Aushängen auf den Toiletteanlagen in aller Deutlichkeit kommuniziert: Nein heißt Nein! So ein Angebot gibt es österreichweit nirgends. Da ist diese Doppelfunktion von Vorteil. 

Hat Sie die Absage des Kirchtags persönlich betroffen gemacht?
Ja, natürlich hat mich die Absage durch die Vorgaben der Bundesregierung aufgewühlt. Der Kirchtag ist in meinem und den Herzen aller Villacherinnen und Villacher fest verankert und als gelebtes Brauchtum weit über die Grenzen hinaus bekannt. Und nicht nur ich werde den Kirchtag vermissen, sondern 450.000 Menschen, die unser Brauchtumsfest jedes Jahr mit ganzer Leidenschaft erleben. Dennoch: Die Gesundheit hat oberste Priorität.

Es sind mehrere Herbstfeste als „Alternative“ geplant, kann man das so stehen lassen? Wie werden diese aussehen?
Wie bereits gesagt, der Villacher Kirchtag ist ein Fest der Gemeinschaft und ein Unikat. Dafür kann es keinen Ersatz geben und man kann so eine Veranstaltung auch nicht verschieben. Jedoch hat das Stadtmarketing in der Innenstadt bereits jetzt eine gemütliche Wohnzimmer-Atmosphäre geschaffen, wo es den gesamten Sommer verschiedenste kleine Aktivitäten geben wird. Hier plane ich als Kulturreferentin ein qualitativ hochwertiges Programm, damit es im Wohnzimmer auch stimmungsvoll wird.

Es heißt, im nächsten Jahr soll es dafür noch pompöser werden. Was ist geplant?
Unser Brauchtumsfest ist eines, das von den Menschen getragen wird. Es ist tief in unserer Identität und unseren Herzen verwurzelt. Wir als Kirchtagsverein versuchen diese Stimmung zu transportieren und bemühen uns jedes Jahr, ihreine entsprechende Bühne zu bieten. Das ist nicht pompös, sondern ein Fest, das gelebtes Brauchtum mit Moderne verbindet.

Hat man dann das „doppelte Budget“ zur Verfügung?
Nein.

Wie viel „kostet“ der Kirchtag eigentlich?
Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 1,1 Millionen Euro. Die Verordnung des Veranstaltungsverbotes durch die Bundesregierung ist zu einer Zeit gekommen, wo wir zwar mitten in der Programmerstellung waren, aber noch keine Vorleistungen zu tätigen hatten.

Apropos: In Villach gab es noch nie eine Frau Bürgermeisterin. Sie äußerten sich bereits dazu dieses Amt nicht auf Ihrer Agenda zu haben. 
Für mich hat sich an dieser Aussage nichts geändert.

Sie wären mit 2021 pensionsberechtigt, wie lange werden Sie der Stadtpolitik weiterhin erhalten bleiben?
Ich bin mit ganzem Herzen, aus voller Leidenschaft Politikerin und arbeite gerne für die Villacherinnen und Villacher. Für mich ist diese Tätigkeit eine Freude, es kommt viel zurück und motiviert mich stets aufs Neue. Daher denke ich über eine Pensionierung derzeit überhaupt nicht nach.

Frauenreferentin der Stadt Villach, Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser (SPÖ)
Foto: bk
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