Seelsorge
Begegnung, die Leben schenkt

Pfarrer Johann Greinegger, St. Georgen im Attergau | Foto: Pfarre
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Gedanken von Pfarrer Johann Greinegger aus St. Georgen im Attergau

Türen sind eine Grenze zwischen drinnen und draußen. Wir schließen von innen ab, um uns nach außen abzusichern und keinen mehr hereinzulassen. Eine verschlossene Tür schützt vor Gefahren, engt aber auch ein. Ähnliche Erfahrungen machen wir in diesen Tagen. Wir ziehen uns zurück, um uns abzusichern, um ein Virus nicht hereinzulassen. Und wir spüren zugleich auch die Enge, in der sich das Leben jetzt abspielt.

Das Evangelium dieses Sonntags erzählt von verschlossenen Türen. Am Abend jenes ersten Wochentages sind die Jünger beisammen, irgendwo hinter abgeschlossenen Türen. Der namenlose Ort ist wie ein Gleichnis für die Atmosphäre von Angst, in die sie durch die Abwesenheit Jesu geraten sind. Alles, was ihrem Leben Sinn und Erfüllung gegeben hat, haben sie verloren. Sie sind wie Menschen, die vom Strom des Lebens abgeschnitten sind. Einer fehlt, dessen leibhaftige Nähe ihnen so gut getan hat. Gerade in diesen Wochen spüren wir die nicht mögliche Nähe lieber Menschen.

Am Abend kommt der Herr

Über den verschlossenen Raum der verängstigten Jünger bricht die Nacht herein. Die zunehmende Dunkelheit draußen vermehrt die Angst. Und da kommt Jesus. Es ist interessant, dass die meisten Erscheinungen des Auferstandenen in der Dämmerung geschehen. Denken wir die Emmausjünger, die bitten: Bleibe bei uns, denn es wird Abend. Oder an die Jünger in der Morgendämmerung am See Gennesaret, wo der Auferstandene am Ufer steht. Oder auch Maria Magdalena, die am frühen Morgen des Ostertages dem Herrn im Garten begegnet. Die Dämmerung ist eine Zeit des Übergangs. Da kommt der Herr und tritt in ihre Mitte. Er ist da, er kennt keine verschlossenen Türen. In die Ängste der Jünger sagt er sein „Ich bin da“. Die Jünger hatten bei ihrem Unterwegssein mit Jesus seine heilende Nähe gespürt. Und jetzt dürfen sie wieder, wenn auch anders, erfahren: Er ist da, er lässt sie nicht allein, er wendet sich ihrer Not und ihren Ängsten zu. Wir glauben, dass der Herr in unserem Leben, in unseren Ängsten und Sorgen da ist. Wir sind nie allein. Das ist das große Vertrauen der Glaubenden. Das letzte Wort Jesu bei seiner Himmelfahrt „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ fasst das noch einmal zusammen.

Er trägt die Wundmale

An seinen Wundmalen erkennen ihn die Jünger, besonders Thomas, der diese Male berühren will, damit er glauben kann. Der Auferstandene kennt das Leid, den Spott, die Verlassenheit, den Tod. Das bleibt an ihm, das wird nicht ausgelöscht. Zu diesem Gott, der sich für uns mit den Malen des Todes zeichnen ließ, dürfen wir kommen, so wie wir sind: verwundet und unheil, mit unseren Fragen und Ängsten, Sorgen und Zweifel. Der Auferstandene begegnet seinen Jüngern nicht mit Vorwürfen, sondern bietet ihnen eine neue Beziehung an. Selbst dem „ungläubigen“ Thomas begegnet er liebevoll entgegenkommend. So können die Jünger ihre Wunde der am Karfreitag zerbrochenen Beziehung mit Jesus heilen. Und wenn Thomas ganz ausdrücklich eingeladen wird, die Wundmale des Herrn zu berühren, mag uns das ein Hinweis sein, die vielen Wunden der Menschen und der Welt zu sehen, zu berühren und zu heilen. Christi Wort klingt anders als der oft gehörte Satz: „Da rühr ich keinen Finger dafür." Im Licht des österlichen Glaubens gilt vielmehr: Wo Wunden aller Art sind, Verletzungen, Sorgen und Nöte, wird der Finger befreit zur Berührung und Heilung.

Durch den Glauben das Leben haben

Das Evangelium ist für uns aufgeschrieben, damit wir glauben und durch den Glauben das Leben haben. Wenn wir glauben, lassen wir den Herrn in unser Leben ein. Wir leben dann nicht mehr „unter einem verschlossenen Himmel“ (Paul Zulehner), sondern mit einer Offenheit auf Gott hin. Und er kann in unser Leben treten, schenkt Frieden, Kraft, Ermutigung und Zuversicht. Aus der Kraft des Glaubens werden wir motiviert, die Wunden der Menschen zu sehen und zu versuchen, diese zu heilen. Der Salzburger Theologe Andreas Weiß schreibt in seinem neuen Buch „Glaubensdämmerung“: „Der menschliche Glaube ist wie ein Netz, das unser Leben und unsere Beziehungen trägt. Unabhängig davon, ob und wie viele Risse es im Laufe eines Lebens bekommen hat, lohnt es sich, immer wieder daran weiter zu knüpfen, abgerissene Enden wieder zusammenzuknoten oder auch manchmal neue Teile anzunähen. Der Glaube kann die Herzen der Menschen verbinden, unseren Gesellschaften das innere Band von Solidarität und Mitmenschlichkeit geben und unzähligen Menschen jeden Morgen von Neuem die Kraft ermöglichen, in den Tag zu starten.“

Ich wünsche Ihnen, gerade in diesen Tagen, dass sie getragen sind, vom Netzwerk vieler menschlicher Beziehungen und vom Netz des Glaubens.

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