Wolfgang Wedan
Voitsberger seit zwei Jahren in Venezuela im Einsatz

- Jugend Eine Welt-Mitarbeiter Wolfgang Wedan mit Cira Elena Delgado und ihren Kindern
- Foto: Jugend Eine Welt
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Wolfgang Wedan aus Voitsberg ist seit zwei Jahren als Mitarbeiter von "Jugend Eine Welt" in Venezuela im Einsatz. Um neue Hilfsprojekte zu planen, begab er sich mit Mitarbeitern der Entwicklungsorganisation zum indigenen Volk der Wayuu.
VOITSBERG. Die österreichische Entwicklungsorganisation "Jugend Eine Welt" setzt sich unter dem Leitgedanken „Bildung überwindet Armut“ seit ihrer Gründung vor 26 Jahren weltweit für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein. Bildungs- und Sozialzentren sowie Straßenkinder-Programme in Asien, Afrika, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Osteuropa werden etwa unterstützt.
Zudem leistet "Jugend Eine Welt" nach (Natur-)Katastrophen oder bei kriegerischen Konflikten humanitäre Nothilfe. Der geborene Voitsberger und Mitarbeiter der österreichischen Entwicklungsorganisation Wolfgang Wedan ist seit knapp zwei Jahren vor Ort in Venezuela im Einsatz und reiste nun gemeinsam mit Projektpartnern zum indigenen Volk der Wayuu, um sich in Hinblick auf künftige Hilfsprojekte ein Bild von der Lage zu machen.

- Die 92-jährige Anita Fernandez
- Foto: Jugend Eine Welt
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Wassernot wird immer größer
„Die Wayuu leben in und von der Natur, die meisten besitzen nichts, jammern aber nicht – die Familie ist ihnen das Wichtigste und nur auf Nachfrage sprechen sie über ihre größte Not: Wasser“, erzählt Wolfgang Wedan. Etwa im Sommer 2023 herrschten erneut Rekordtemperaturen von 42 Grad im Schatten und mehr. Und trotz Regenzeit fielen selten Tropfen vom Himmel. Die Folge: das Land versteppt immer mehr, unter Hitze und Wassermangel leiden nicht nur die Menschen, sondern auch ihre Kühe, Schafe oder Ziegen.
„Ich hole jeden Tag für meine Tiere mit dem Esel 100 Liter Wasser in Plastikkanistern aus dem nahen See“, erzählte etwa Anita Fernandez, stolze 92 Jahre alt, aus der Siedlung Camama dem Besucher aus dem fernen Österreich. Für Menschen ist das Seewasser jedoch nicht trinkbar. Die öffentliche Versorgung mit Trinkwasser wurde vor Jahren eingestellt, da das Wasserwerk in Maracaibo nicht mehr gewartet werden konnte. Im seit Jahren krisengebeutelten Venezuela gibt es für die Wayuu praktisch keinerlei staatliche Unterstützung. „Pensionisten erhalten monatlich drei US-Dollar, derzeit kostet allein ein Liter Milch 4,75 Dollar“, schildert der Voitsberger die drastische wirtschaftliche Misere in Venezuela.

- Überhaupt eine Schule besuchen zu können ist für viele Wayuu-Kinder schwierig
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Schwierigkeiten im Schulsystem
Schwierig ist es für Wayuu-Kinder, überhaupt eine Schule zu besuchen. Viele müssen bereits in jungen Jahren etwa als Schäfer, Hirten, Feldarbeiter oder Handwerker zum Familieneinkommen beitragen. Noch dazu gibt es in Guajira kaum Schulen. Zu den wenigen müssen die Kinder teils einen zweistündigen Fußmarsch in Kauf nehmen. „Wir unterstützen deshalb bereits eine von unseren Projektpartnern, den Salesianer Don Bosco, betriebe Agrarschule in El Molinete“, sagt Wedan. So konnte dort beispielsweise jüngst mit Hilfe von "Jugend Eine Welt" ein neuer, gebrauchter Schulbus erworben werden. Der alte Bus, Baujahr 1982, hatte zuvor endgültig den Geist aufgegeben.

- Jugend Eine Welt-Mitarbeiter Wolfgang Wedan mit Anita Fernandez vor ihrem Haus
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Matriarchale Gesellschaft
Eine Besonderheit haben sich die Wayuu bis heute erhalten, nämlich ihre großfamiliäre matriarchalische Gesellschaft. An der Spitze der jeweils zusammenlebenden Großfamilien steht die älteste Frau, sie bestimmt die Geschicke der ganzen Sippe. Erben können etwa nur weibliche Familienmitglieder, gibt es keine weiblichen Nachkommen mehr, stirbt der Familienname aus. Und – Streitigkeiten zwischen den Großfamilien werden nur von Frauen ausgetragen und auch beigelegt. „Männer spielen da überhaupt keine Rolle“, weiß Wedan zu berichten.
Der Steirer ließ sich dieses System in El Tastu, wo etwa 72 Wayuu-Familien leben, von Cira Elena Delgado erklären. Als sich Wolfgang Wedan nach drei Tagen Aufenthalt in der Wayuu-Region von den dort getroffenen Menschen verabschiedete, wurden keine (Hilfs-)Forderungen oder konkrete Wünsche an ihn gestellt. Nur eine Botschaft gaben ihm viele auf den Rückweg mit: „Bitte vergesst uns nicht!“
Weitere Infos zu Jugend Eine Welt unter: www.jugendeinewelt.at
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