Das Tierheim Franziskus
"Das kann sich einfach nicht ausgehen!"
Das Tierheim Franziskus hat den Vertrag mit dem Land Steiermark gekündigt. Leiterin Nina Mocnik hofft auf die Evaluierung von Wirtschaftsprüfern, welche die Abteilung 13 des Landes beauftragt hat. Denn die Teuerungswelle trifft auch das Tierheim in Rosental massiv.
ROSENTAL. Unter dem Begriff "Corona-Hunde" firmieren jene Hunde, die während der Pandemie ihr Zuhause verloren. "Wir hatten pro Woche zwei bis vier Anfragen", erzählt Nina Mocnik, die seit rund 15 Jahren das Tierheim Franziskus in Rosental leitet. "Die meisten konnten wir per Direktvermittlung unterbringen." Heuer verstärkte sich der Trend bei den Katzen, die plötzlich ohne Unterschlupf da standen. Da gelang bei 46 die Direktvermittlung.
Teuerungswelle ist massiv
"Das scheint in keiner Statistik des Landes auf, ist aber eine wichtige Säule, sonst müsste das Land auch für diese Tiere einen Platz zur Verfügung stellen", argumentiert Mocnik, die mit zwei Phänomenen schwer zu kämpfen hat: zum einen mit dem Spendenrückgang seit Corona, zum anderen mit der Teuerungswelle. "Die Teuerungen sind bei der Mittelschicht der Bevölkerung angekommen, diese war bisher immer die spendierfreudigste", so Mocnik. "Jetzt werden vorübergehend Mitgliedsbeiträge ausgesetzt. Früher konnten wir bei Operations-Aufrufen 80 Prozent der Kosten über Spenden lukrieren, derzeit sind es nur rund 20 Prozent."
Preise fünf Mal höher
Vor der nächsten Stromrechnungs-Nachzahlung fürchtet sich das Franziskus-Team ziemlich. "Im Vorjahr hatten wir trotz einer Erdwärme- und Photovoltaikanlage eine Nachzahlung von 2.200 Euro, heuer wird es wahrscheinlich noch mehr sein." Denn eine Industrie-Waschmaschine, ein Trockner und großer Bedarf an Heißwasser treiben die Kosten in die Höhe. Dazu kommt die Teuerung bei Tierfutter und Katzenstreu. Ein Beispiel: Vor zwei Jahren kosteten drei Paletten von Weizenstroh-Pellets als Streu 1.070 Euro, jetzt sind für zwei Paletten 1.100 Euro zu berappen. Die Kosten für Einweg-Handschuhe und Desinfektionsmittel haben sich zwischenzeitlich verfünffacht.
Das Tierheim Franziskus hat wie zahlreiche andere Tierheime die Verträge mit dem Land Steiermark gekündigt, weil die Kosten mit den letzten Vertragsbedingungen bei weitem nicht abgegolten werden können. "Wir bekamen vom Land 180.000 Euro jährlich an Leistungsentschädigungen, zuletzt wurde der Zuschuss um 15 Prozent erhöht. Allein unser Personal - und da reden wir von 1.250 Euro netto im Monat pro Vollzeit-Tierpflegerin - benötigt 135.000 Euro, dazu kommen Tierarztkosten zwischen 60.000 und 75.000 Euro. Futter, Sanierungen und andere Ausgaben können nur über Spenden finanziert werden. "Das kann sich einfach nicht ausgehen. Laut Tierkundehandbuch des Bundes kommt eine Vollzeitkraft auf 15 Hunde oder 25 Katzen. Da stünden uns 8,5 Vollzeitkräfte zu, wir haben aber genau 3,2, die wir auf neun Personen aufgeteilt haben.
Evaluierungsprozess
Die große Hoffnung von Mocnik? Es läuft seit Mai dieses Jahres eine Evaluierung mit Wirtschaftsprüfern durch die Abteilung 13, die nun spätestens im Dezember fertig sein soll. "Über- und Mehrstunden können nicht abgegolten werden und wir haben keine Kollektivverträge, also auch keine Vorrückungen beim Lohn wie in anderen Branchen", bedauert Mocnik, die ein Gespräch mit dem Tierschutzreferenten LH-Stv. Anton Lang noch im November haben wird. "Wir hoffen sehr auf diese Prüfung, denn wir wollen kostengerecht arbeiten." Dazu kommt, dass die Vereinsmitglieder mit ihrem persönlichen Vermögen für Umbauten wie die neue Photovoltaik-Anlage haften", so Mocnik abschließend.
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.