Interview mit dem Vater von Jason
"Ich wollte ihm nur ein Lego schenken"

Mittlerweile hat der neunjährige Jason die Volksschule Voitsberg als Schüler verlassen. | Foto: Almer
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Es ist die Geschichte, die in der Steiermark und auch darüber hinaus in der vergangenen Woche die Wogen hochgehen ließ: Ein Bub schreibt einen Test bei Minusgraden vor dem Klassenzimmer im Freien, weil er eine Maskenbefreiung hat – MeinBezirk.at berichtete. Wir haben nun mit Markus Fischer, dem Vater des Buben gesprochen. Er erzählt, wie alles ins - uferlose - Rollen kam.

VOITSBERG. Die Bilder des neunjährigen Buben, der vor der Volksschule Voitsberg bei Minusgraden einen Sachkundetest schrieb, gingen nicht nur durch alle Medien, sondern kamen dank Social Media in beinahe jedes österreichische Wohnzimmer. Von Instrumentalisierung des Kindes über politische Kampagne bis zu einer Verschwörung gegen das Schulsystem ist mittlerweile die Rede. Dabei wollte Markus Fischer ursprünglich seinem Sohn nur einen Lego-Baukasten schenken. Und so schildert er seine Sicht der Dinge:

Warum suchten Sie um eine Maskenbefreiung für Ihren Sohn an?
MARKUS FISCHER: Da Jason gesundheitliche Probleme mit jeder Art von Maske hat, nahmen wir am 7. Jänner einen Termin bei  einem praktizierenden Grazer Arzt wahr, der ihm eine Maskenbefreiung attestierte. Diese Bescheinigung schickten wir an die Klassenlehrerinnen, damit die Schule von Jasons Maskenbefreiung wusste. 

Wo fingen dann die Probleme an?
FISCHER: Kurz vor Schulbeginn bekamen wir die Nachricht von der Klassenlehrerin, dass die Direktorin dieses Maskenbefreiungsattest nicht zur Kenntnis nahm.  Daraufhin fuhren wir zur Schule. Vor Ort erklärte uns Frau Direktor Riedl, dass in der Verordnung der Bildungsdirektion stand, dass Volksschüler einen MN-Schutz benötigen. Ich forderte sie auf, mir zu zeigen, wo das Betretungsverbot für maskenbefreite Schüler stünde. Riedl erklärte uns, dass sie keine Zeit dafür hätte und sie nicht wüsste, wie sie das 340 Kindern erklären sollte. Wenn sich Frau Direktorin Riedl wirklich um uns angenommen hätte, hätte ein Anruf bei der Bildungsdirektion genügt. Mein Bub stand bei uns und heulte, weil er nicht in die Schule durfte.

"Wenn sich Frau Direktorin Riedl wirklich um uns angenommen hätte, hätte ein Anruf bei der Bildungsdirektion genügt." (Markus Fischer, Vater von Jason)

Wie ging es ihm mit der Schule, den Lehrerinnen und Klassenkameraden?
FISCHER: Wir haben schon mehrmals den Wohnort gewechselt, weil wir nie das passende Haus gefunden haben, von Voitsberg nach Bärnbach und dann nach Rosental. Mir war es aber wichtig, dass Jason die vierte Klasse in der Volksschule Voitsberg abschließt, denn hier hat er seine Freunde und versteht sich mit den Lehrerinnen super. Ich habe ihn auch von Rosental aus täglich in die Schule gebracht.

Wann war klar, dass er die Schule wechseln würde?
FISCHER: Meine Frau und ich waren empört, dass Direktorin Riedl unseren Sohn so respektlos behandelt und ich hörte mich an diesem Tag um, wie andere Schulen unser Anliegen handhaben würden. Mit dem Direktor einer anderen Schule redete ich noch an diesem Tag und war von seiner Warmherzigkeit begeistert. Außerdem sagte er mir, dass er die Sache zum Wohle von Jason völlig anders gehandhabt hätte. Am nächsten Tag war in Voitsberg ein Sachkundetest geplant, den Jason unbedingt schreiben wollte. 

Sinnbild für die Corona-Pandemie in den Schulen: die Maske. (Symbolbild) | Foto: Kelly Sikkema/Unsplash
  • Sinnbild für die Corona-Pandemie in den Schulen: die Maske. (Symbolbild)
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Warum wollte er diesen Test unbedingt schreiben?
FISCHER: Wir sind vor drei Jahren von Ecuador in die Steiermark gezogen, weil es hier in Österreich ein viel besseres Schulsystem für unseren Sohn gibt. Beim Sachkundetest wurde Wissen über den Bezirk Voitsberg abgefragt, über die 15 Gemeinden und über die Geschichte. Jason kannte das alles nicht, daher habe ich mit ihm drei Wochen lang gelernt. Und ihm versprochen, wenn er den Test auf ein Sehr gut schreiben würde, dann bekäme er als Belohnung für seinen Einsatz einen Legobausatz, den er sich schon länger gewünscht hatte. 

Wie ging es weiter?
FISCHER: Noch am Montag wollten wir wissen, wie der Test am Dienstag ablaufen würde. Die Klassenlehrerinnen gaben an, dass sie sich bis Montag Nachmittag bei uns melden. Auf meine Rückfrage am Nachmittag antworteten die Lehrerinnen, dass sie sich den genauen Ablauf noch überlegen müssten. Über den Nachrichtenkanal School Fox wurden wir informiert, Jason am Dienstag um 11.45 Uhr in die Schule zu bringen. An diesem Zeitpunkt wurden aus dem Fenster ein Sessel und eine Schreibunterlage gereicht, damit Jason im Freien den Test schrieb.

"Ich war überrascht, dass sich nicht ein anderer Ort innerhalb des Schulgebäudes finden ließ." (Markus Fischer, Vater von Jason)

Und Sie machten inzwischen die Fotos?
FISCHER: Nein. Die Lehrerin sagte zu mir und Jason, dass der Papa nicht beim Test dabei sein dürfe, was für mich völlig in Ordnung war. Ich ging in den Hort, um Jason abzumelden, weil mir klar war, dass es in dieser Schule keine Zukunft für Jason gibt. In der Zwischenzeit stieg meine Frau aus dem Auto und schoss vor dem Horteingang völlig ungläubig einige Fotos. Unmittelbar nach diesem Test meldete ich meinen Sohn von der Volksschule Voitsberg ab. Dann war die Sache für uns abgeschlossen. Einem ganz persönlichen Freund erzählte ich am Abend am Telefon zufällig von diesem Vorfall, den er mir nicht glaubte. Ich sagte zu ihm, dass es davon sogar Fotos gäbe, worauf er mich bat, ihm eines zu schicken. Ich habe ihm welche geschickt, nichts ahnend, dass er sie in eine WhatsApp-Gruppe stellte und sie mit den Worten kommentierte: "Schule in Österreich 2022." Und dann ging es los.

Warum gingen Sie zur FPÖ?
FISCHER: Ich habe die FPÖ nicht kontaktiert. Bundesrat Markus Leinfellner wurde auf seinem WhatsApp-Kanal auf das Foto aufmerksam und da sein Sohn auch in die Volksschule Voitsberg geht, wurde er hellhörig. Wir kannten uns vorher gar nicht, aber er rief mich an und fragte, ob er das Foto verwenden dürfe, weil er das Thema aufgreifen wollte, und ich habe ihm die Erlaubnis gegeben. Wobei mir die Partei völlig egal war. Wenn ich gewusst hätte, welche Lawine ich damit lostrete, hätte ich da nie gemacht. 

Und die Demo?
FISCHER: Ich habe mit der Demo nichts zu tun, mich schriftlich davon distanziert und will auch nicht, dass mein Kind als Aufhänger dazu missbraucht wird. Diese Flut an Hassmails hat Direktorin Riedl ebenfalls nicht verdient, und schon gar nicht nicht die Lehrerinnen, die uns immer großartig unterstützt haben. 

Was würden Sie im Nachhinein gesehen anders machen?
FISCHER: Ich hätte nie gedacht, dass unsere Vorgehensweise so weitreichende Konsequenzen hat. Wenn die Direktorin nicht so unflexibel gewesen wäre, hätte es die ganze Aufregung nie gegeben. Ich will noch einmal betonen, dass unsere Handlungen in keinster Weise jemals geplant waren. Viele Dinge wurden auch von den Medien komplett falsch dargestellt und damit wurde noch weiter Öl ins Feuer gegossen.

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