Andreas Herz
Das ist Sandkastenspielerei!
Wirtschaft und Bildung, ein Widerspruch?
Andreas Herz: Das sollte es nicht sein, sondern zwei verbindende Elemente. Ich habe mich vor kurzem mit dem Direktor der Montan-Universität von Leoben getroffen und wir waren uns einig, dass unternehmerisches Denken und Eigenverantwortung ein Teil des Unterrichts sein sollte.
Was heißt unternehmerisches Denken?
Herz: Dass wir fähig sind, unser eigenes Leben zu gestalten und in die Selbstverantwortung gehen. Dass wir aufhören, anderen die Schuld zu geben, sondern Mut haben, etwas zu entwickeln und zu tun. Was die Wirtschaft dazu noch braucht, sind technische Berufe en masse.
Wieso ist die Technik so wichtig?
Herz: Ein technisches Know-How ist in Zeiten der Automatisierung und Digitalisierung unerlässlich. Zumindest eine technische Basis, also ein gewisses Grundverständnis. Natürlich brauchen zum Beispiel Lehrlinge auch Grundkenntnisse in Deutsch, Mathematik und Englisch, aber das technische Verständnis ist ein Muss. Und jeder Student einer TU oder von anderen technikaffinnen Studien in der FH oder sonstwo hat von vornherein eine Job-Garantie, denn die Steiermark als Industrie- und Forschungsstandort - und da sind wir in Europa wirklich Spitze - braucht hochausgebildete, kompetente Menschen.
Wo orten Sie da in den Bildungseinrichtungen Verbesserungsbedarf?
Herz: Die Technik ist leider immer noch eine männerorientierte Dömäne, dabei würden wir hier dringend viele Frauen brauchen. Ich würde mir in den Kindergärten, in den Volksschulen und im Gymnasium viel mehr technisches Verständnis wünschen, denn hier wird der Grundstein für die späteren beruflichen Laufbahnen gelegt. Ich glaube, dass wir in dieser Richtung unser gesamten Bildungssystem modernisieren und ändern müssen, denn andere Staaten fahren uns hier langsam, aber sicher um die Ohren. Die Wirtschaftskammer ist hier offen für die Schulen, die Pädagoginnen und Pädagogen können mit allen möglichen Fragestellung auf uns zukommen. Ich sage es nochmals: Das unternehmerische Denken muss in unseren Schulen Einzug halten. Mit dem Talentcenter - das einzigartig in ganz Europa ist, arbeiten wir sehr heraus, wo die Stärken der einzelnen Schüler liegen. Mit dem Neubau eines Kompetenzzentrums stärken wir die Weiterbildung. Denn Bildung ist der Zukunftsschlüssel.
Wie sehen Sie die Situation im Bezirk?
Herz: Da blutet mir das Herz. Unser Standort ist leider nicht sehr attraktiv. Und mit der gescheiterten Fusion haben wir politischen Unsinn betrieben. Wir brauchen die Fusion aller drei Städte, dann wären wir die zweitgrößte Stadt der Steiermark, das würde sich auch bildungspolitisch auswirken. Mit geht es da überhaupt nicht um Parteien, sondern um die bestmöglichen Wirtschafts- und Bildungsbedingungen. Was wir hier im Bezirk Voitsberg betreiben, ist Sandkastenspielerei".
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