Lehrlinge
Die Angst vor dem "Corona-Knick"
Potenziale von Jugendlichen und Vorstellungen der Wirtschaft klaffen oft auseinander.
VOITSBERG.
Die Coronakrise führte zu einer Rekordarbeitslosigkeit in der Steiermark. Ganz besonders betroffen davon sind am Arbeitsmarkt benachteiligte Personengruppen, wie Ältere, Frauen und Personen mit Einschränkungen. Aber auch Jugendliche – vor allem Schulabgängerinnen und Schulabgänger, die den ersten Einstieg in die Arbeitswelt anstreben, bleiben von der Krise keineswegs verschont.
Zahl hat sich verdoppelt
Nachdem sich die Zahl der durchschnittlich vorgemerkten Lehrstellensuchenden regional von 34 (drittes Quartal 2019) auf 70 Personen (drittes Quartal 2020) mehr als verdoppelt hat, ist einerseits davon auszugehen, dass Lehrbetriebe krisenbedingt weniger Lehrlinge eingestellt haben. Andererseits haben sich die Jugendlichen bei den Betrieben bzw. im AMS später als in den Vorjahren gemeldet – üblicherweise erfolgt dies meist in den Semesterferien. Heuer fand dies zu einem Großteil erst mit Schulende statt. Lockdown und Abstandsregeln haben Schnupperpraktika – und das damit so wichtige Kennenlernen von Dienstgeber und möglichen Lehrlingen verhindert. Auch die Annahme von Lehrstellen außerhalb des Bezirks wurde durch die bestehenden Regelungen erschwert.
Der wesentliche Grund, warum dennoch aktuell Lehrstellen nicht besetzt werden können, ist die Tatsache, dass Potenziale von Jugendlichen und Vorstellungen der Wirtschaft - oftmals weit - auseinanderklaffen. Dies trifft vor allem für den Handel, Bau-, Büro- und Metallbereich zu, wo es sowohl Interessenten als auch offene Lehrstellen, aber trotzdem massive Besetzungschwierigkeiten gibt. Im Gastgewerbe sind hingegen sind viele offene Lehrstellenangebote gemeldet, jedoch keine Interessentinnen und Interessenten.
37 Lehrstellenangebote
Aktuell gibt es beim AMS Voitsberg 37 Lehrstellenangebote heimischer Betriebe. Dem stehen 42 Lehrstellensuchende gegenüber. Dazu kommen nochmals 46 Jugendliche, welche sich in Unterstützungsangeboten des AMS Voitsberg befinden. Diese Angebote sind darauf ausgerichtet, Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen ausbildungsfit zu machen und im Idealfall ein Lehrverhältnis – oder zumindest eine Teilqualifizierung – zu begründen. Um den Einstieg zu erleichtern stehen zusätzlich unterschiedliche Lehrstellenfördermodelle zur Verfügung.
Aufgrund dieser Entwicklungen besteht die Gefahr, dass sich der Facharbeitermangel in den kommenden Jahren verschärft ("Corona-Knick"). Um dem entgegenzuwirken und sämtliche Unterstützungsstrukturen ausschöpfen zu können, appelliert das AMS Voitsberg an Betriebe, offene Lehrstellen weiterhin zu melden. Gleichzeitig ist es von größter Wichtigkeit, dass Jugendliche den Kontakt zum AMS Voitsberg suchen bzw. nicht abreißen lassen.
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