Die vierte Voitsberger Revolution

Foto: ACstyria

BMW, Fiat, Ford, Honda, General Motors und viele mehr. Alle waren sie betroffen von der größten Auto-Rückrufaktion in der bisherigen Geschichte. Fast 34 Millionen Fahrzeuge mussten weltweit in diesem Sommer zurück in die Werkstatt beordert werden. Schuld daran waren defekte Airbags des japanischen Autozulieferers Takata, die in den Fahrzeugen verbaut sind. Mit einer weststeirischen Entwicklung hätte es nicht so weit kommen müssen. Der Voitsberger Gesamtlösungsanbieter TAGnology kann durch ein innovatives Verfahren jedes einzelne Bauteil - vom Spritzguss-Element bis hin zum Stoßfänger - genau identifizieren und entlang der Wertschöpfungskette nachverfolgen. "Es erfolgt eine Historienbildung jedes im Auto verbauten Teils. Kommt es nun zu einem Fehler in einem Zulieferprodukt, kann der Autobauer durch einen am Bauteil angebrachten RFID-Transponder punktegenau reagieren und das Bauteil gezielt herausnehmen", erklärt Markus Schriebl, GF von TAGnology, den großen Vorteil der Innovation.

Schnelle Rentabilität

Konkret: Sind etwa 40.000 in Serie produzierte Bremsscheiben durch eine verunreinigte Anlage fehlerhaft, hatte der Automobilzulieferer bislang kaum Möglichkeiten genau zu erkennen, welche Teile exakt davon betroffen sind. "Das Unternehmen hat in diesem Fall die gesamte Serie austauschen müssen, obwohl die verunreinigte Anlage vielleicht nur 40 Stück mangelhaft produziert hat", so Schriebl. Die Rentabilität der Voitsberger Mini-Revolution sei daher belegbar innerhalb kürzester Zeit, zum Teil unter einem Jahr, gegeben.

Leuchtturmprojekt

Mit der weststeirischen Innovation geht neben der qualitativen Steigerung der Produkte folglich eine massive Einsparung für die Unternehmen einher. Davon profitiert nun ein französischer Konzern, auch einer der weltgrößten Automobilzulieferer der Welt. In einem deutschen Produktionswerk ging unlängst der "TAGpilot", so nennt sich die Industrie 4.0- bzw. Factory-Softwareplattform des steirischen 45-Mann-Unternehmens, in Betrieb. "Für uns ein absolutes Leuchtturmprojekt, da auch eine Ausweitung unserer Gesamtlösung, bestehend aus Hardware, Software und Services, auf weitere 180 Standorte des Unternehmens nicht auszuschließen ist", unterstreicht Schriebl die Wichtigkeit des Geschäftsabschlusses, der für das Unternehmen, so Schriebl "schon jetzt einen der größten Aufträge in der Firmengeschichte darstellt." Als Anhaltspunkt: Im Vorjahr erwirtschaftete die Unternehmensgruppe, die dem Steirischen Autocluster ACstyria angehört, mit dem Standort in Voitsberg einen Jahresumsatz von fünf Millionen Euro.

Flexibler "Lego-Baukasten"
Den großen Vorteil im "TAGPilot" sieht Schriebl in der Flexibilität der Plattform: "Die Entwicklung läasst sich in jede bestehende Infrastruktur einbinden. Es handelt sich um keine Individuallösung für jedes einzelne Werk, sondern um eine Art kompatiblen Lego-Baukasten", vereinfacht Schriebl.
Bereits in nächster Zeit soll die Anwendbarkeit der Lösungen auch in anderen Branchen ausgerollt werden. "Auch in der Pharma- und Luftfahrtindustrie ist es wichtig, sämtliche Ereignisdaten aufzuzeichnen. Hier versuchen wir, weitere Geschäftsabschluüsse zu tätigen. Über den Wolken würde das Unternehmen kein Neuland betreten: In der Luftfahrt ist man bereits mit einem Sensor, der vollautomatisch Sender während des Flugs wegschaltet, an Bord. "Insbesondere bei Frachten ist das ein großes Thema, da es theoretisch denkbar ist, dass rund 5.000 Sender im Flugzeug sein könnten", verdeutlicht Schriebl.

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