Neuer Bezirkspolizeikommandant: "Die Polizei wird wieder geschätzt"

Der neue Bezirkspolizeikommandant Johann Hohl an seinem Schreibtisch.
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  • hochgeladen von Harald Almer

Seit Anfang März haben sie die Agenden des Bezirkspolizeikommandanten übernommen. Kam es überraschend für Sie?
Johann Hohl: Kommandant Walter Andrä ging in Karenz und daher übernehme ich einmal mindestens für ein Jahr diese Aufgabe, die an mich herangetragen wurde. Ich war schon zwölf Jahre in Köflach hauptsächlich Kriminalist und wohne ja auch dort. Ich habe im Vorjahr das Masters-Studium für Sozialwissenschaft, Betriebswirtschaft und Rechtswissenschaft abgeschlossen - dieses Studium ist auch Voraussetzung für Führungskräfte im Innenministerium - und war zuletzt stellvertretender Bezirkspolizeikommandant im Murtal.

Murtal. Mit Formel 1, Motor-GP und Riesenkonzerten in Spielberg?

Hohl: Ja, ich habe in Spielberg zusammen mit meinem Kommandanten den sicherheitspolizeilichen Einsatz ausgearbeitet, koordiniert und geleitet und das mache ich auch dieses Jahr, weil man auf meine Erfahrung nicht verzichten will. Planung, Einsatz und Verkehrskonzept mit allem Drum und Dran. Beim Moto-GP waren 300.000 Zuschauer da und das AC/DC-Konzert wurde sicherheitstechnisch sogar als das beste Konzert in ganz Europa bewertet. Und das steiermarkweite Konzept "Gemeinsam.Sicher" habe ich mit Manfred Komericky ausgearbeitet, das wir im Bezirk jetzt auch umsetzen werden.

Das klingt sehr erfolgsversprechend.
Hohl: Ja Erfolge tun gut, denn sie heben den Stellenwert der Polizei in der Bevölkerung. So auch die Zerschlagung des Suchtgiftrings vor einer Woche. Da haben die Menschen das Gefühl, dass die Polizei für ihre Sicherheit etwas tut.

Ist die Sicherheit denn so dramatisch gefährdet?
Hohl: Nein, im Gegenteil. Die Kriminalitätszahlen sinken, in unserem Bezirk haben wir eine hohe Aufklärungsquote von über 50%, doch seit der Flüchtlingskrise hat sich das Sicherheitsgefühl der Menschen deutlich verschlechtert. Dazu kommen die täglichen schlimmen Meldungen im weltweiten Geschehen. Die Menschen haben Angst und die Flüchtlingskrise ist der Motor, seit beim Flüchtlingssturm an der Grenze in Spielfeld das Verfassungsrecht außer Kraft gesetzt wurde.

Ist das jetzt gut oder schlecht für die Polizisten im Bezirk Voitsberg?
Hohl: Wir haben enorm profitiert, denn unsere Akzeptanz bei der Bevölkerung hat sich deutlich erhöht. Früher waren wir die Abkassierer der Nation, jetzt sind wir wieder der Freund und Helfer, der für Schutz sorgt. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist größer, wir bewegen uns wieder auf Augenhöhe mit den Menschen. Unsere Botschaft ist, dass wir - gratis - für die Menschen da sind. Uns zu alarmieren oder Anzeigen zu machen, kostet nichts.

Ist die Struktur von fünf Polizeidienststellen im Bezirk ausreichend?
Hohl: Ja, wir sind gut aufgestellt. Ohne Edelschrott wäre es mühsam, weil die Wege im Oberland extrem weit wären. Wir sind mit 82 Beamten voll besetzt. Das einzige Problem sind die ständigen Abstellungen zu Demonstrationen, Großereignissen oder Grenzeinsätzen, darunter leidet der Regeldienst, weil dauernd weststeirische Beamte in Graz, in Wien, ja eigentlich in Graz Österreich Sondereinsätze haben. Bis 28. Februar waren wir auch noch im Grenzeinsatz, das ist jetzt einmal vorbei.

Wie werden Sie Ihre Arbeit anlegen?
Hohl: Durch meine langjährige Außendiensterfahrung bin ich ein Praktiker. Ich war oft genug persönlich - auch in den Nächten - vor Ort und werde das auch beibehalten. Ich will als Chef ein Vorbild sein. In Köflach werden wir das Projekt "Helping Hands" für Asylwerber initiieren, aber auch mit aller Härte gegen jene vorgehen, die sich nicht integrieren und sich nicht an die Gesetze halten wollen. Wir setzen den Schwerpunkt Suchtgift fort, haben einmal monatlich einen Kriminalitätsschwerpunkt und machen natürlich auch Alkohol- und Geschwindigkeitskontrollen.

Bessern sich unsere Weststeirer in Sachen Alkohol?

Hohl: Bei der Jugend zwischen 17 und 30 Jahren hat ein Umdenken stattgefunden, da gibt es viel weniger Delikte als früher. Nur die Über-50-Jährigen sind leider oft unbelehrbar.

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