Interview

So einfach geht das Laden von E-Autos zu Hause

Die E-Mobilität setzt sich immer weiter durch. Die Systeme werden immer smarter und lassen sich auch mit der Haustechnik verbinden - zum Beispiel wenn es ums Laden zu Hause geht.

BEZIRK WAIDHOFEN/THAYA. Die BezirksBläter baten Ansbert Sturm, der an der HTL in Karlstein lehrt, zum Gespräch über aktuelle Entwicklungen rund ums Thema Laden zu Hause.

Braucht es bei E-Autos ein Umdenken bei der Nutzung?

Ansbert Sturm:Die heutige Generation von E-Autos erreichen bereits Reichweiten zwischen 300 bis 500 km. Wichtig ist vor Kauf zu überlegen, wie weit täglich gefahren wird. Für die tägliche Fahrt zum Arbeitsplatz, statistisch gesehen weniger als 30 km, ist das E-Auto perfekt geeignet. Für einzelne längere Fahrten besteht ein gutes Netz an Ladeinfrastruktur mit Schnelladern die laufend ausgebaut werden. Dabei handelt es sich um eine Gleichstromladung mit 50 bis 250 kW Leistung und das E- Auto wird über eine CCS- oder Chademo-Stecker an die Ladesäule angeschlossen.

Kann man daheim an der Steckdose laden?

Zu Hause an der Steckdose ist das Laden mit Wechselstrom ausreichend. Praktisch alle erhältlichen E-Autos bieten AC-Ladung mit 11 kW oder mehr (bis 43 kW). Das ist völlig ausreichend und erfolgt z.B. über Nacht, wenn die Autos daheim ungenutzt in der Garage stehen. In 3 bis 7 Stunden, je nach Größe des Akkus und Ladeleistung ist eine volle Ladung möglich. Der Akku sollte ohnehin nicht immer zu 100% aufgeladen werden. Beispiel ein 50 kWh Akku (ist praktisch heute die Standardgroße des Akkus) lässt sich zu Hause in 5 Stunden laden. Mit dieser Energiemenge ist es möglich 200 bis 300 km weit zu fahren. Das entspricht der Energiemenge von 5 Liter Benzin! Für weitere Strecken sollte die Ladung zeitlich so geplant werden, dass der Akku erst unmittelbar vor Abfahrt vollgeladen ist. Das lässt sich auch am Ladetimer des Autos einstellen.

Wieviel kostet das Laden daheim im Vergleich?

Je nach Stromtarif kostet der gefahrene Kilometer ca. die Hälfte im Vergleich zum Benziner. Mit eigener PV Anlage ist es noch günstiger.

Kann man mit der eigenen PV Anlage laden?

Ja, ein Laden mit der eigenen PV ist zu empfehlen. Dabei sollte die Ladeleistung an die Leistung der PV Anlage angepasst sein. Moderne Ladestationen können über einen eigenen Smartmeter bzw. Energiemonitoring die Ladeleistung in einem bestimmten Leistungsbereich – abhängig vom E-Auto – regeln und somit den PV-Strom nutzen. Die einfachste Möglichkeit besteht darin die Leistung an der Ladestation bzw. über eine App oder auch direkt in manchem E-Auto einzustellen. Energiemonitoring hat den Vorteil, die zur Verfügung stehende PV Leistung optimal zu nützen und quasi die Kurve der PV-Produktion nachzufahren. Zukunftsmusik ist leider noch bidirektionales Laden. Der Vorteil besteht darin das E-Auto direkt mit Gleichstrom zu laden und bei Bedarf auch Strom zu entnehmen.

Wie verbindet man alles?

Dazu habe ich mir zwei am Markt erhältliche Ladesysteme von Keba und go-e angesehen. Diese bieten die Möglichkeit PV Anlagen über einen eigenen Smartmeter einzubinden. Wichtig dabei sind auch Kommunikationsschnittstellen API (Application Programming Interfaces oder Programmierschnittstellen) bzw. Modbus als Schnittstelle zum Wechselrichter. In Zukunft wird es wichtiger werden die Ladeleistung der E-Autos smart zu managen und intelligent zu planen, um die Netze nicht zu überlasten. Es muss nicht jeder sein Auto sofort mit 22 kW in 2 ½ Stunden vollladen, wenn das Fahrzeug eh erst wieder in 12 Stunden benützt wird und genügend Zeit für langsames laden mit 3,7 kW ist.