Hochwasser 2002
So katastrophal war die Jahrhundertflut
Am 5. August 2002 beginnt im westlichen und nördlichen Waldviertel eine Regenperiode, wie sie seit dem Jahr 1862, dem Beginn vergleichbarer Aufzeichnungen, nicht gemessen werden konnte. Die Folge war ein "Jahrhunderthochwasser", das schwere Schäden hinterließ und die Menschen noch heute verfolgt.
WAIDHOFEN/THAYA. Am schwersten betroffen war damals das untere Kamptal, das buchstäblich im Wasser versinkt, aber auch die Lainsitz und die Thaya setzen ihre Täler unter Wasser und richten Millionenschäden an.
Besonders die Orte entlang der Thaya waren im Bezirk damals ohne Ausnahme schwer getroffen. In der Bezirkshaupstadt werden die Badgasse, die Thayalände und Altwaidhofen überschwemmt. Besonders schwer zu Schaden kommen die Stoißmühle und der benachbarte galvanochemische Betrieb der Firma Henkel. 15 Personen müssen aus der Badgasse in die Volksschule evakuiert werden. Bei der Firma Henkel, die einen Schaden von 600.000 Euro beklagt, war die Situation durch einen Stickstofftank und ein Säurebad für die Umwelt hochgefährlich. Die Feuerwehren standen im ganzen Land wochenlang im Einsatz.
Enorme Regenmengen
Binnen weniger Tage werden 260 Liter pro m2 gemessen, was einem Drittel der gesamten Jahresmenge entspricht. Der Wasserspiegel des Jägerteiches steigt binnen weniger Stunden um 30 cm und vergrößert seine Fläche um 10 Hektar. Auch die Teichwirtschaft des Thomas Kainz erleidet große Verluste. Alle 121 Freiwilligen Feuerwehren des Bezirkes sind mit 5.634 Mann insgesamt 47.234 Stunden im Einsatz.
Schock saß tief
Diether Schiefer war damals Bürgermeister von Waidhofen: "Es war fürchterlich. Ich selbst war am Tag als die Flut kam in Bad Aussee und wollte so schnell wie möglich zurück nach Waidhofen, was leider unmöglich war, da die Straßen gesperrt waren. Zwei Tage später konnte ich endlich zurück und die Koordination übernehmen. Es war eine unglaublich Katastrophe, die mich lange nicht schlafen ließ," so Schiefer.
"Wir hatten alle Hände voll zu tun die Schäden aufzunehmen und den Betroffenen zu helfen. Die Aufräumarbeiten dauerten mehr als zwei Wochen. Die menschlichen Schicksale haben mich damals hart getroffen, aber man muss auch sagen der Zusammenhalt war groß und alle haben zusammengeholfen. Danach starteten auch sofort die Planungen zum Hochwasserschutz," erinnert sich Schiefer.
"Bei starkem Regen hab ich auch heute noch ein mulmiges Gefühl."
Diether Schiefer
Die Bauarbeiten zum Hochwasserschutz in Waidhofen starteten dann im Jahr 2013 in mehreren Bauabschnitten. Der letzte Abschnitt bei Altwaidhofen wurde 2019 fertiggestellt, wie auch weitere Hochwasserschutzmaßnahmen in vielen Gemeinden umgesetzt wurden.
Folgen noch heute spürbar
Die BezirksBlätter waren zu einem Lokalaugenschein in der Badgasse und trafen dort Günther Swoboda. "Hier im Haus Badgasse 12 stand das Wasser 2002 in den Räumen ca. 30cm hoch. Das merkt man auch noch heute: Die 'Lettn' wurde von den Mauern aufgesogen und die Wände sind noch heute feucht. Im Winter kann man dann an kalten Tagen noch heute den Schlamm-Geruch wahrnehmen," erzählt Swoboda. Der Hochwasserschutz habe zwar Sicherheit gebracht, jedoch kann nun das Oberflächenwasser nicht mehr in die Thaya abfließen und wird bei Starkregen aus dem Kanal gedrückt (er zeigte uns Fotos) und steht dann in den Gärten der Häuser. "Wenn es stark regnet hat man immer ein ungutes Gefühl und hofft einfach das es bald wieder aufhört," so Swoboda.
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