Mediziner dringend gesucht

Groß Siegharts: "Habe es nie bereut Landarzt zu sein" (+Video)

GROSS SIEGHARTS. "Das Feuer ist nicht mehr nur am Dach", beschreibt Bürgermeister Gerald Matzinger das derzeit größte Problem in seiner Gemeinde. Wobei "derzeit" untertrieben ist, denn seit über zwei Jahren sucht man in der Bandlkramerstadt dringend einen Allgemeinmediziner. Aber nicht nur das: auch die verbliebenen beiden Ärzte in der Stadt werden in den kommenden Jahren ebenfalls ihren Ruhestand antreten. Knapp 2.800 Groß Sieghartser wären ohne Hausarzt, der Vergleich mit dem Feuer am Dach wirkt also plötzlich nicht mehr so weit hergeholt.

Nicht, dass die Sieghartser nicht schon einiges probiert hätten. Gespräche mit dem Land, der Ärztekammer und der Landeskliniken-Holding brachten bislang keine Ergebnisse, sprich kein Mediziner war bereit sich in der Bandlkramerstadt niederzulassen. Kandidaten gab es schon einige, aber meist war das Interesse nach der Frage nach der Hausapotheke schnell verflogen. In Siegharts gibt es nämlich in Gehweite eine große Apotheke, dass ein Mediziner eine Hausapotheke führen kann, ist eher unwahrscheinlich.

Großzügige Angebote

Deshalb versucht man es in Groß Siegharts mit anderen finanziellen Anreizen und die öffentliche Hand würde sogar einiges Geld für einen Arzt in die Hand nehmen. "Wir haben im Technologie- und Bildungszentrum 276 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, die sich ideal für zwei Ärzte eignen würden. Es gibt einen Wartebereich, barrierefreie Toiletten und genug Platz für Behandlungsräume", erklärt Matzinger. Die Stadt würde sogar die Raumaufteilung auf Wunsch der zukünftigen Ärzte ändern. Auch bei der Miete würde man den Medizinern entgegenkommen. "Und wenn der Arzt oder die Ärztin eine Wohnung braucht, werden wir da auch eine Lösung finden", stellt der Bürgermeister in Aussicht.

Warum es trotz der großzügigen Angebote noch nicht geklappt hat? "Ich verstehe jeden Mediziner, der lieber in einem Krankenhaus arbeitet und nicht allein das volle Risiko trägt", so der Bürgermeister.

"Landarztgarantie" greift nicht

Die oft zitierte Landarztgarantie habe ebenfalls wenig gebracht, so der Bürgermeister. Die Idee: Ärzte der Landeskliniken sollten leerstehende Ordination fallweise übernehmen. "Das funktioniert nur bei uns am Land nicht, wenn jedes Mal ein anderer Arzt da ist. Die Leute wollen zu ihrem Doktor, mit dem sie auch ein paar Worte wechseln können", so Matzinger. Genau den sucht man jetzt dringender als je zuvor. "In Wahrheit ist in Groß Siegharts alles für einen oder zwei Ärzte da und wir würden die Ordination nach Wunsch herrichten", wirbt Matzinger für die Bandlkramerstadt.

"Habe es nie bereut Landarzt zu sein"

Peter Werle war selbst Hausarzt in Groß Siegharts und ist mittlerweile in Pension. Auch er kennt das Problem:  "In der Ausbildung im Spital sollten sich junge Mediziner sich nach neun Monaten entscheiden Allgemeinmediziner zu werden, nach neun Monaten haben sie aber nicht so viel Kontakt mit den Patienten um abschätzen zu können was auf sie zukommt." Dazu kommt, dass viele sich nicht zutrauen eine eigene Praxis zu führen: "Die Argumentation junger Mediziner ist häufig sie möchten im Team arbeiten und nicht alleine an der Front stehen." Dennoch: "Ich habe es nie bereut Landarzt zu sein."