Die neue Stimme aus dem Waldviertel
Jan Adler und die Igel der Freizeit
- Jan Adler – das Musik-Alter-Ego aus dem Waldviertel
- Foto: Foto: Jürgen Schuecker-Strembnitzer
- hochgeladen von Jürgen Schuecker-Stremnitzer
BEZIRK. Manchmal kommt eine neue Stimme daher, wo man’s am wenigsten erwartet: aus dem Wald, zwischen Fichten, Nebel und G’schichten, die man eher beim Wirtshaus als im Tonstudio vermuten würde.
Jan Adler und die Igel der Freizeit ist so ein Fall – ein Kunstprojekt mit Herz, Schmäh und einer guten Portion „Jetzt red ma Klartext“.
Wer Jan Adler einmal gesehen hat, vergisst ihn nicht so schnell: Fedora-Hut, rot-weiß leuchtende Flügel, Gitarre in der Hand – und dieser Blick, als würd er gleich entweder ein Liebeslied anstimmen oder dir mit einem Reim elegant den Spiegel vorhalten. Genau das ist auch sein Markenzeichen: Musik, die nicht geschniegelt daherkommt, sondern Geschichten erzählt – warm, cineastisch, ein bisserl überzeichnet, aber immer mit einem echten Kern.
Zwischen Kabarett, Pop und „Oida, des kenn' i“
Inhaltlich dreht sich bei Jan Adler vieles um das, was man im Alltag eh spürt, aber selten so frech serviert bekommt: Familienleben, Selbstironie, kleine Katastrophen, große Gefühle – und manchmal auch die Frage, warum Kommunikation in den eigenen vier Wänden plötzlich zur Extremsportart wird.
Dabei geht’s ihm nicht nur um Schmäh: Jan Adler setzt sich bewusst mit zeitgenössischen Themen auseinander – von Digital-Alltag über Generationenkonflikte bis hin zu dem Druck, „funktionieren“ zu müssen. In seinen Songs versucht er außerdem, alte Verhaltensmuster aufzubrechen: dieses „ma red’t ned drüber“, „des war immer so“ oder „stell di ned so an“. Stattdessen: hinschauen, drüber reden, und notfalls mit Humor die Tür eintreten, wenn’s sonst keiner macht.
Die Kinski-Parodie: Theaterdonner aus dem Wald
Ein Highlight, das aktuell besonders raussteht, ist eine Klaus-Kinski-Parodie, die Jan Adler in seinem Stil aufgreift: dieser legendäre Mix aus Wut, Pathos, Drama und völliger Eskalation – aber als künstlerische Überzeichnung, nicht als billige Kopie.
Das funktioniert wie eine kleine Bühnenszene: Man spürt die Energie, man lacht, und gleichzeitig merkt man, wie viel Handwerk drinsteckt – Timing, Stimme, Rhythmus, und dieses „Jetzt zünd i euch die Hütte an, aber musikalisch“.
Gerade solche Nummern zeigen, was das Projekt ausmacht: Es ist nicht bloß Musik, sondern Inszenierung. Eine Art modernes Wirtshaus-Theater, nur halt mit Soundtrack.
Ein Wutanfall als Kunstform.
„Schrei ich oder schrei ich nicht“ ist eine satirische Parodie auf den legendären „Bühnen-Eskalations“-Vibe: überdreht, laut, völlig drüber – mit verzerrten Gitarren, Chaos-Bridge und einem Refrain, der dir die Sicherungen raushaut.
Der Gesangstext ist hauptsächlich inspiriert von der berühmten Streit-Dynamik zwischen Schauspieler Klaus Kinski und Regisseur Werner Herzog und um „Fitzcarraldo“: dieser Mix aus explodierendem Temperament, absurden Kleinigkeiten, die eskalieren – und trotzdem einer seltsam intensiven, kreativen Reibung.
„I wollt was machen, wo ma lacht – und trotzdem was hängen bleibt.“
Jan Adler sieht sich dabei nicht als Moralapostel, sondern eher als Chronist des ganz normalen Wahnsinns. Seine Songs funktionieren wie kurze Szenen: Man sieht sie vor sich, man erkennt sich (oder den eigenen Nachwuchs) darin wieder – und man lacht, obwohl’s manchmal eh a bissl weh tut.
Und genau da liegt die Stärke: Hinter dem Witz steckt Haltung. Hinter dem Schmäh steckt Beobachtung. Und hinter dem ganzen Projekt steckt sichtbar Liebe zum Detail – nicht nur musikalisch, sondern auch visuell. Der Look ist bewusst wie ein Filmplakat inszeniert: Waldviertel-Mystik trifft Showbühne, und Jan Adler wirkt dabei wie „die letzte Rettung“, die mitten im Wald noch ein Lied aus dem Ärmel schüttelt, bevor alles endgültig kippt.
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