Spielzeugmarkt Gungl
"Ich hab' jeden Tag mein Bestes gegeben"

- Gottfried Gungl tritt zwar ruhiger, aber keineswegs auf der Stelle. Fahrzeuge dürfen die Kinder weiterhin aussuchen und auch reparieren lassen.
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Nach fast fünf Jahrzehnten als Spielwarenhändler verabschiedet sich Gottfried Gungl aus dem aktiven Geschäftsleben. Mit Dankbarkeit, Weitsicht und Besonderheiten, die weiterhin bestehen bleiben.
HOFSTÄTTEN/RAAB. Ein gutes Gespür hatte er schon immer. Für die Wünsche der Menschen, für den richtigen Zeitpunkt. So einer ist jetzt gekommen. Der Zeitpunkt für eine weitere Veränderung. Für den nächsten Schritt. In einen neuen Lebensabschnitt. Der vielleicht etwas ruhiger wird, jedoch sicher nicht langweilig. Ein bisschen bewusster vielleicht, familiärer. Wo Gottfried Gungl sich vor allem Zeit für das Wesentliche nehmen wird. Für sein Enkerl zum Beispiel. "Es ist die richtige Entscheidung", sagt er zu seinem Entschluss, sich aus dem stationären Handel zurückzuziehen. Online bleibt er aber. Sein Herzensprojekt, das Reparaturservice, ebenso. Aber zurück zum Anfang.
Von der Mehlspeise zum Trettraktor
Da war die Schaumrolle. Mit der hat sozusagen alles begonnen. Gottfried Gungl war nämlich im Fahrverkauf für eine Konditorei tätig. Viel unterwegs auf Märkten und Messen entdeckte er da eines Tages dieses Marktstandl voller Spielzeug. Und aus einer Faszination wurde eine Idee, der zugleich Taten folgten. Gungl ließ die Mehlspeisen hinter sich. "Unser erster Stand war nur ein Biertisch, der zweite schon drei Meter lang, dann waren wir bald bei 20 Metern", erzählt der Geschäftsmann stolz über seine Anfänge im Spielzeugverkauf, die ihn 1978 in die Selbstständigkeit führten und 22 Jahre lang mit seinen Waren auf Märkten unterwegs sein und Kinderaugen zum Strahlen bringen ließen. Irgendwann war dann die Nachfrage so groß, dass der nächste Schritt ins eigene Geschäft führte. Der Spielzeugmarkt in Hofstätten an der Raab wurde eröffnet, 2007 kam Murpark dazu. Als feine, aber keineswegs kleine Besonderheit wuchs parallel dazu Gungls Reparaturservice. Ganz gleich, ob beim Trettraktor ein Schrauberl fehlt oder der Elektrorasenmäher nicht mehr so will, wie er soll. Gungl sorgt nicht nur für die Ersatzteile, sondern baut sie auf Wunsch auch selbst ein und repariert. Auch wenn bei der kleinen Spielzeugmüllabfuhr zum Beispiel der Hebel für die Mülltonnen abgebrochen ist. "Schon als Kinder haben wir den Motormäher selbst repariert. Diese Faszination ist mir geblieben", so Gungl.

- Mit einem kleineren Sortiment wird es online noch weitergehen.
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Kein Leichtes
Aber was bisher nur am Wochenende erledigt werden konnte, das darf nun unter der Woche mit ein bisschen mehr Ruhe angegangen werden. Denn das Reparaturservice, das gerade in Zeiten, in denen Nachhaltigkeit großgeschrieben wird, kräftig in die Umweltbewusstseinskerbe schlägt, wird weitergeführt. "Das ist mein Hobby. Wenn man es schafft, gewisse Dinge zum Hobby zu machen, fühlt es sich nicht wie Arbeit an.“ Auch der Online-Handel bleibt bestehen, wenn auch mit reduziertem Sortiment. Treue Kundinnen und Kunden müssen also nicht auf ihr lieb gewordenes Spielzeuggeschäft verzichten.
Nur vor Ort wird man bei Gungl bald nicht mehr einkaufen können. Ein Entschluss, der erst reifen musste, sich nun aber richtig anfühlt. „Jetzt geht es mir gut dabei. Das schwierige war die Entscheidungsphase", so Gottfried Gungl und erzählt, dass ihn sein 70. Geburtstag im vergangenen Herbst zum Nachdenken gebracht habe ("da lässt man gewisse Dinge revuepassieren") und schließlich zu dieser Entscheidung geführt habe. Die er sich nicht leicht gemacht hat. "Wenn man sich einmal entschieden hat, ist man in der ersten Phase noch nicht entspannt, weil so viel zu bedenken und zu berücksichtigen ist. Das ganze reift erst, wenn man die einzelnen Bereiche in den Griff bekommt, mit den Mitarbeitern darüber spricht. Die sind großteils jetzt wieder gut untergebracht".
Rückzug mit Plan - und mit Herz
Freilich sei „Aufbauen wesentlich leichter als Rückbauen“, weil man beim Aufbau noch voller Tatendrang sei. Jedoch: "Man darf jeden Tag dankbar sein, dass man gesund ist", so der Oststeirer und meint weiter, "dass es eigentlich ein großes Privileg ist, einen selbst aufgebauten Betrieb bei guter Gesundheit auch selbst wieder zurückfahren zu dürfen". Nämlich, nach den eigenen Vorstellungen und vor allem nicht ad hoc. Es wird also behutsam rückgebaut: Das Sortiment wird verkleinert, Öffnungszeiten angepasst, der Schauraum in Rohr an der Raab bleibt für spezielle Kundenbedürfnisse erhalten. Und was bleibt, ist wie gesagt das Herzstück: das Reparaturservice für hochwertige Fahrzeuge und Spielgeräte, wofür Kunden aus ganz Österreich anreisen. Und Erinnerungen, die Gottfried Gungl mit gutem Gewissen in die Zukunft schauen lassen: "Ich hab’ jeden Tag mein Bestes gegeben – und würde alles wieder genauso machen.“
Dankesverkauf und Online-Shop
🔹 Dankesverkauf: 2. bis 7. Juni im Geschäft Hofstätten an der Raab
🔹 Online-Shop: reduziert weitergeführt unter www.spielwaren-gungl.at
🔹 Schauraum & Reparaturservice: weiterhin in Rohr an der Raab 106, 8330 Edelsbach bei Feldbach geöffnet
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