Wenn die Kinder mit zur Arbeit kommen
Wesonig und Partner stellt eine Tagesmutter für die Kinder ihrer Mitarbeiter bereit.
Berufstätige Eltern stehen vor der Herausforderung, eine geeignete Betreuung für ihre Kinder zu finden. Gerade in ländlichen Gegenden ist eine flächendeckende Kinderbetreuung nicht immer gegeben. Was also tun, wenn der Kindergarten nicht ganztags geführt wird oder in den Sommermonaten keine Betreuung angeboten wird?
70 Betreuungseinrichtungen
Im Bezirk Weiz gab es 2017/2018 17 Krippen und Kleinkindbetreuungseinrichtungen, 52 Kindergärten und ein Hort.
Damit ist aber längst nicht der gesamte Bedarf abgedeckt. Betrachtet man den "AK-Kinderbetreuungsatlas 2018" so haben von den 31 Gemeinden nur Weiz und Gleisdorf die "Note" 1A für ihr Betreuungsangebot erhalten. Sie bieten einen Ganztagskindergarten, die Betreuung für Kinder unter drei Jahren und eine Nachmittagsbetreuung für Volksschüler an. Zudem erfüllen sie die sogenannten "VIF-Kriterien", die zusätzlich beurteilen, inwiefern die Einrichtungen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen: Kindergärten müssen an vier Tagen pro Woche mindestens 9,5 Stunden und insgesamt mindestens 45 Stunden geöffnet haben und dürfen im Jahr maximal fünf Wochen geschlossen sein.
Betriebliche Kinderbetreuung
Um das Kinderbetreuungsangebot im Bezirk auszuweiten, bieten immer mehr Firmen ihren Mitarbeitern eine betriebliche Kinderbetreuung an. Die Steuerberatungskanzlei "Wesonig und Partner" hat in Kooperation mit "Tagesmütter Graz-Steiermark" ein Betreuungsangebot für ihre Mitarbeiter direkt am Arbeitsplatz geschaffen. Betreut werden Kinder vom Babyalter bis zu 15 Jahren. "Wir haben viele weiblich Mitarbeiterinnen, die wir bei der Kinderbetreuung unterstützen möchten. Da viele Frauen bereits nach ein bis zwei Jahren wieder zu arbeiten beginnen, ist der Bedarf nach einer betrieblich organisierten Betreuung gegeben", erklärt Geschäftsführerin Ulrike Schickhofer.
Aber auch andere Betriebe aus der Region wie zum Beispiel die Tischlerei Wegerer, "Rosendahl Nextrom" oder "Lafer und Partner" stellen ihren Mitarbeitern ein solches Angebot zur Verfügung. Das Unternehmen Wegerer in Rettenegg bietet ihren Mitarbeiterinnen seit 2010 einen betriebseigenen Kindergarten, da ein entsprechendes Angebot für Kinder unter vier Jahren fehlte, wie Renate Wegerer berichtet.
Öffentliches Angebot gefragt
Wie Gemeinden oder private Träger erhalten Unternehmen, die einen Betriebskindergarten führen oder eine Tagesmutter anbieten, Förderungen vom Land Steiermark. Dennoch ist eine Umsetzung für viele Firmen nicht möglich: "Eine betriebliche Kinderbetreuung ist eine gute Maßnahme, um Frauen in ihrer Berufstätigkeit zu unterstützen. Allerdings darf es nicht nur die Aufgabe der Unternehmen sein, die Kinderbetreuung zu organisieren. Für kleinere Betriebe ist das nicht umsetzbar. Die öffentliche Hand muss ein entsprechendes Angebot schaffen, das auch eine Vollzeiterwerbstätigkeit für beide Eltern möglich macht", erklärt Andreas Schlemmer, Regionalstellenleiter der WKO Weiz. Und damit teilt er die Meinung mit Elmar Tuttinger, Leiter der AK Weiz, der das Engagement der Unternehmen, die eine betriebliche Kinderbetreuung anbieten, die einerseits den Mitarbeitern, aber auch den Firmen selbst zugute komme, sehr begrüßt, aber meint, "dass die Kinderbetreuung in erster Linie öffentlich organisiert sein sollte. Betriebe, die eine innerbetriebliche Lösung anstreben, sollten Unterstützung erhalten."
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