Lesung und Buchvorstellung
Emotionaler Abend beim Kultur.Werk.Axams

Das erfolgreiche Team der Lesung. Auf dem Sofa v.l. die Autorin Karoline Therese Marth und die Autoren Matthias Gruber und Robert Prosser. Hinter dem Sofa die Moderatorinnen.  | Foto: A. Martin Gomez
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  • Das erfolgreiche Team der Lesung. Auf dem Sofa v.l. die Autorin Karoline Therese Marth und die Autoren Matthias Gruber und Robert Prosser. Hinter dem Sofa die Moderatorinnen.
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Auch heuer lud das  Kultur.Werk.Axams zu einer Lesung in den Lindensaal ein. Die Autoren Matthias Gruber und Robert Prosser sowie die Autorin Karoline Therese Marth konnten unterschiedlicher nicht sein, doch eines Verband sie: die Fähigkeit Emotionen greifbar zu machen. 

AXAMS. Es war ein Abend voller Gespür für die alltäglichen Herausforderungen und Gedankenwelten der Zeit. Ein Abend, der Gänsehaut hervor rief und zum Nachdenken anregte. Ein Abend ganz der heimischen Literatur gewidmet. Das Kultur.Werk.Axams veranstaltete vergangenen Samstag erneut eine Lesung für alle Literatur- und Buchbegeisterten. Zu Gast waren die jungen Autoren Matthias Gruber und Robert Prosser und die Autorin Karoline Therese Marth, die ihre Werke leidenschaftlich präsentierten. Werke die den Zeitgeist aber vor allem tiefe Gefühle einfingen. 

Außenseiter

Beginnen durfte die Lesung der bereits im Westlichen Mittelgebirge durch seinen Auftritt bei der „Langen Nacht der Literatur 2021“ in Götzens bekannte Matthias Gruber. Stellte er in Götzens "nur" eine Kurzgeschichte vor, erfreute sich das Publikum in Axams über sein Erstlingswerk "Die Einsamkeit der Ersten ihrer Art". In diesem Roman geht es um die Suche nach Identität. Nach Selbstzufriedenheit und einem besseren Leben. Die Jugendliche Arielle hat eine schwere Krankheit, die dafür sorgt, dass ihr keine Haare wachsen und sie auch nicht schwitzen kann. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als so zu sein wie andere Mädchen. Als sie auf einer ihrer Expeditionen durch den Müll anderer Leute ein Handy findet, auf dem Fotos von einem wunderschönen Mädchen sind, sieht sie ihre Chance. In der Welt des Social Media gibt sie sich als dieses Mädchen aus und findet Anerkennung. Das Werk Grubers befasst sich mit den Themen Selbstoptimierung und Schönheitsidealen, aber auch mit der Scheinwelt des Social Media. Dabei geht er mit den gesellschaftlichen Themen sehr kritisch um, während seine Charaktere als menschlich betrachtet und nicht bewertet werden. Man fühlt mit ihnen mit, versteht die Sorgen und Wünsche und fiebert mit. Das Leben eines Außenseiters und der Wunsch nach einem anderen Leben zeigt sich aber nicht nur durch die Hauptprotagonistin. Gruber gelingt es charmant und einfühlsam einen Nebencharakter, einen Freund, zu erschaffen, der mit kindlicher Fantasie dem Leser oder der Leserin die Augen öffnet. Auch aktuelle Themen wie die KI und Kryptowährungen finden im Roman Grubers Platz. Alles in allem ein umfassendes, emotionales und berührendes Werk, nicht zuletzt auch wegen der bildlichen Sprache Grubers. 

Matthias Gruber bietet einen Einblick in die Gedankenwelt einer Jugendlichen.  | Foto: A. Martin Gomez
  • Matthias Gruber bietet einen Einblick in die Gedankenwelt einer Jugendlichen.
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Episoden 

Anders als Matthias Gruber widmet sich Karoline Therese Marth nicht mehreren Charakteren und Perspektiven, sondern nur einer Figur. In "Dotterland" geht es um ein Mädchen in ihrem Prozess, erwachsen zu werden. Dabei berichtet die Protagonistin beinahe tagebuchartig von ihrem Leben von der Geburt beginnend bis zu Matura. In kurzen Episoden bzw. Vignetten lernt der Leser die Leserin die Gedankenwelt der Protagonistin kennen, lieben, hassen und zu verstehen. »Dotterland«, so nennt die Hauptfigur Kathlen ihre heile Wunschwelt, in der alles diesen warmen dunkelgelben Touch hat. Wie es so oft bei Wunschdenken ist: die Realität sieht ganz anders aus. Während Kathlen mit der Scheidung ihrer Eltern zu kämpfen hat, setzt sie auf Freundschaften und ihre Entdeckung der Welt. Damit ist das Ausleben der Sexualität, die Sehnsucht nach Geborgenheit, Partys, Alkohol und Drogen statt Schule gemeint. Sie schwirrt ziellos aus, um die Welt zu spüren, aber das Leben droht ihr zu entgleiten und überfordert sie. Karoline Therese Marth hat die Fähigkeit, Momente kurz, prägnant und ungeschönt festzuhalten und greifbar zu machen. Dabei passt sie sich sprachlich faszinierend an das jeweilige Alter der Figur an. Neben Anekdoten aus der Generation der Millennials bzw. Zillennials finden sich die Leserinnen und Leser auch in den Sorgen und Ängsten, den ersten Erfahrungen und den Alltagssituationen der Figur wieder. Marth macht als Pädagogin mit diesem Werk auch auf die Auswirkungen der Umwelt auf das kindliche Erleben aufmerksam. Egal ob Streit der Eltern, Einschränkung der Kreativität und Handlungsfähigkeit oder Verlust von Freunden, jeder noch so kleine Moment berührt ein Kind und verändert es. Es formt das Kind. Ein Weckruf, eine Auseinandersetzung mit jugendlicher Psyche und ein Spiegel unserer selbst, all das bietet dieses Werk. 

Karoline Therese Marth überzeugt mit ihrer Fähigkeit kurz und prägnant zu schreiben.  | Foto: A. Martin Gomez
  • Karoline Therese Marth überzeugt mit ihrer Fähigkeit kurz und prägnant zu schreiben.
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Heimat(los)

Dritter im Bunde der Lesungen war Robert Prosser. Anders als seine Vorredner, stellte er nicht sein Erstlingswerk vor. Bekannt durch seine Romane aus der Ferne widmet sich Prosser nun seiner Heimat. Mit "Verschwinden in Lawinen" präsentiert er eine Heimatliebe und -kritik der anderen Art. Denn es geht um die Suche nach Zugehörigkeit in der eigenen Heimat, ohne jemals fort gewesen zu sein. Neben Schuldgefühlen, Angst und Sehnsucht werden im Werk heimatliche Traditionen und Riten aufgearbeitet, sowie Familiendramen dargestellt. Ausgangslage ist eine Lawine bzw. die zweite prägende Lawine in Xavers (Hauptprotagonist) Leben. Auf der Suche nach den Opfern bzw. Verschollenen der Lawine begegnet er sich selbst und den Eigenarten seines Bergdorfs. Das Gefühl unzulänglich zu sein in Kombination mit Schuldgefühlen, ist es was den Charakter Xaver ausmacht, wobei er mit sich selbst kritischer als mit der Umwelt ist. Prosser greift in seinem Werk nicht nur die Klischees aus der Tirol Werbung auf, sondern zeigt auch bittere Elemente, wie den Druck im Tourismus und der Gastro oder die Enge der Berg- und Talwelt, die sich ins Gemüt der Bewohner überträgt. Das Buch lebt von den fein geschilderten, aber unbewerteten Augenblicken und Momenten und berührt damit den Leser oder die Leserin. Auch die Macht der Natur und das Eingreifen des Menschen darin, sind Themen die das Werk begleiten und formen.  Ein Werk, dass zur kritischen Auseinandersetzung mit sich selbst und den Heimatbegriff einlädt und dennoch die Schönheit Tirols festhält. Der etwas andere Heimatroman. 

Robert Prosser berichtet auch im Autorengespräch von seinem Bezug zum Alpachtal und Tirol.  | Foto: A. Martin Gomez
  • Robert Prosser berichtet auch im Autorengespräch von seinem Bezug zum Alpachtal und Tirol.
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Ein erfolgreicher Abend 

Die Lesung in Axams erfreute sich großen Andrangs. Der Saal, gefüllt mit bequemen Sitzmöglichkeiten vom Verein Horuck und von Privatpersonen, war brechend voll und bot eine angenehme Atmosphäre für diesen Abend. Durch den Abend führten die Moderatorinnen Susanne Gurschler, Dagmar Grohmann und Maria Barwick. Ihre humorvolle und überaus gut recherchierte Moderation durch den Abend, war ein großer Faktor für den Erfolg der Lesung. Neben Leseschmankerln und einem Büchertisch der Wagnerschen Buchhandlung fand sich am Abend auch Speis und Trank, sowie Möglichkeiten zur anregenden Diskussion mit den Autoren und der Autorin. 

Zahlreiche Besucher trafen im Lindensaal in Axams für die Lesung zusammen.  | Foto: A. Martin Gomez
  • Zahlreiche Besucher trafen im Lindensaal in Axams für die Lesung zusammen.
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