Karlsplatz
Erstes Denkmal für homosexuelle NS-Opfer in Wien enthüllt
In Wien ist am Montag erstmals ein Denkmal zur Erinnerung an die Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit präsentiert worden. Die Skulptur im Resselpark am Karlsplatz trägt den Titel „Arcus (Schatten eines Regenbogens)“.
WIEN. Das aus gebogenen Stäben bestehende Denkmal weist zwar die Form eines Regenbogens auf, - dem internationalen Zeichen der LGBTIQ+ Community - leuchtet aber nicht in den typisch bunten Farben. Stattdessen ist der Regenbogen im Resselpark in Grautönen gehalten. Er erinnert an die Homosexuellen, die im Nationalsozialismus verfolgt, angeklagt und teilweise auch deportiert wurden.
Langes Warten auf Denkmal
Im Jahr 2005 startete die Stadt Wien einen Prozess zur Errichtung eines Denkmals zum Gedenken an jene homosexuelle Opfer. Nach einem umfassenden Community-Beteiligungsprozess lobte die Stadt einen offenen Wettbewerb aus. Diesen entschied 2020 zunächst der britischen Künstler Marc Quinnmit seinem Entwurf zweier in sich verschlungener Hände für sich.
Doch Quinn zog seinen Entwurf im Zuge der Corona-Pandemie zurück. Im Herbst 2021 startete der Wettbewerb erneut. Der Entwurf des ergrauten Regenbogens von Sarah Ortmeyer und Karl Kolbitz gewann. Die Entscheidung der Jury war einstimmig.
„Die Errichtung des Denkmals im Resselpark ist ein Meilenstein der österreichischen Erinnerungskultur, wird hier doch einer der letzten, jahrzehntelang verschwiegenen Opfergruppe gedacht“, unterstrich Hannes Sulzenbacher, Jury-Vorsitzender und Co-Leiter des Zentrums QWIEN-Zentrum für queere Geschichte.
Wien, Stadt der Vielfalt
„Das Denkmal im Resselpark mahnt uns, jeglicher Form von Homophobie und Diskriminierung entschieden entgegenzutreten und setzt ein Zeichen für vergangenes, aber leider auch gegenwärtiges Leid. Der ergraute Regenbogen ist ein Sinnbild dafür, in welche Abgründe Intoleranz und die ideologische Instrumentalisierung von Vorurteilen führen“, sagte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) bei der Präsentation.
"Der in Trauerfarben getauchte Regenbogen schafft Bewusstsein für die Vergangenheit. Die Vielfalt macht uns in Wien aus und ist eine Bereicherung. Die Buntheit in unserer Gesellschaft, in unserer Stadt, ist nicht umzubringen. Wir müssen aufstehen gegen jene, die statt Vielfalt Einhalt predigen", betonte Vizebürgermeister und LGBTIQ+-Stadtrat Christoph Wiederkehr (Neos). Die Wiener Stadtregierung stehe immer an der Seite jener, die Ausgrenzung oder Hass erfahren mussten und müssen, so Wiederkehr.
Opferfürsorgegesetz erst seit 2005
Homosexualität unter erwachsenen Personen war in Österreich von 1852 bis 1971 strafbar. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 erhöhte sich die Zahl der als Homosexuelle verfolgten Männer und Frauen dramatisch, die Strafmaße stiegen deutlich. Die nationalsozialistischen Behörden kriminalisierten die Beschuldigten, verbrachten sie ins Gefängnis, in die Nervenklinik, den Operationssaal oder in Konzentrationslager.
Allein aus Wien wurden mehr als hundert Männer in Konzentrationslager deportiert, weniger als ein Drittel der Verfolgten überlebte. Nach der Befreiung Österreichs wurde niemand von ihnen als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Eine entsprechende Gesetzesänderung, die jene Menschen im Nachhinein zu Opfern erklärte, trat erst 2005 in Kraft - das Opferfürsorgegesetz.
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