Forscherduo dokumentiert
Wiens umfangreiche Mosaikwelt in einem Buch
Ein Forscherteam entführt mit seinem Buch in die Alt-Wiener Bilderwelt, die auf Hausfassaden überdauerte.
WIEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS/PENZING. Das bekannte Forscherduo der Wiener Unterwelten, der Historiker Marcello La Speranza sowie der Fotograf Lukas Arnold, erkundeten und dokumentierten gemeinsam zahlreiche Mosaike, Wandbilder und Reliefs. Diese sind oftmals im Vergessenen, nämlich an den Hausfassaden der Stadt, zu finden. Jeder Bezirk fand dabei in ihrem Buch "Wiens Mosaikwelt" Beachtung.
Auch Rudolfsheim und Penzing sind vertreten: Unter anderem ein glasiertes Relief namens "Arbeit-Frieden", das 1931 an der Fassade in der Gablenzgasse 35–37 errichtet wurde sowie Märchenmotive im Arkadengang des Vogelweidhofs in der Wurzbachgasse 2–8. Der "Zeiserlwagen", ein buntes Mosaik, wurde 1954 an der Fassade in der Linzerstraße/Amortgasse 1 errichtet, sowie das Großstadtbild "Bauarbeiter" der Künstlerin Hermine Aichenegg in der Lenneisgasse 4–8.
Ein nostalgischer Blick
"Diese heute etwas vergessenen und langsam abbröckelnden Botschaften erzählen uns auf naive Weise die facettenreiche Geschichte Wiens und stellen lokalhistorische Gegebenheiten vor", erklärt Arnold, der sich auf einen historischen Rundgang durch Wien begab und es sich zur Aufgabe machte, diese Kunstwerke auf 160 Seiten zusammenzufassen. Das Buch ist ein indirekter Reiseführer durch Wien, in diesem auch fachkundig der historische Kontext eingebunden ist.
Es soll laut Arnold die Leserschaft bewegen, sich selbst auf eine nostalgische Bildersuche zu begeben. "Bevor es überhaupt zu dem Buch kam, war ich rund zwei Monate durch ganz Wien unterwegs, im Durchschnitt um die zehn Stunden pro Tag und habe die vielen Kunstwerke aufgesucht", so der leidenschaftliche Fotograf, dem für ein gutes Foto fast kein Weg zu weit ist.
In den 1950er-Jahren, insbesondere nach der Zeit des Zweiten Weltkrieges, galt es den Aufbauwillen und den daraus resultierenden Wohlstand bildlich festzuhalten. Die leeren Flächen der Fassaden an den Wohnhausanlagen boten Raum, Szenen dieser positiven Entwicklung zu zeigen. Einerseits als "Schmuck", andererseits als Stimmungsmacher.
Auch vor dem Krieg entstanden bereits Kunstwerke am Bau, die im großzügigen Pool der langen Wien-Geschichte einigermaßen verblieben sind. Seinerzeit forderte die "schwarze" Stadtverwaltung bestimmte Motive, etwa christliche-mythologische Darstellungen, Berufe oder Sagendarstellungen.
Während der nationalsozialistischen Ära entstanden hingegen hauptsächlich Familiendarstellungen und Verknüpfungen zur "guten alten Zeit". "Heute können wir diese Schmuckelemente, die in unterschiedlichen Epochen entstanden sind, aus einer anderen Perspektive betrachten. Vor allem das gesellschaftliche Bild und die technische Weiterentwicklung überholt ständig die Vergangenheit und die Gegenwart", soLa Speranza, der Arnold mit seiner ausführlichen historischen Recherche unterstützte.
Zur Sache
Das Buch (Preis: 24,50 Euro) kann man via Mokka-Verlag unter www.edition-mokka.eu ordern. Infos: www.forscherteam-wiener-unterwelten.at.
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