Kritik an Barrierefreiheit
Mängel in Wiens Kliniken aufgezeigt
Eine Begehung der Wiener Monitoringstelle hat gezeigt, dass die Kliniken Ottakring, Floridsdorf und Donaustadt nicht ausreichend barrierefrei sind. Das findet auch die Wiener ÖVP.
von Michael J. Payer und Sophie Brandl
WIEN/OTTAKRING/FLORIDSDORF/DONAUSTADT. Noch vor der Coronakrise hat eine Begehung der Wiener Monitoringstelle in den Kliniken Ottakring, Floridsdorf und Donaustadt stattgefunden. Dabei handelt es sich um eine unabhängige Stelle, die die Einhaltung der Rechte von Menschen mit Behinderungen beaufsichtigt. Bei dem mehrstündigen Besuch ging es darum herauszufinden, was in einem Spital barrierefrei ist und was nicht barrierefrei ist.
In den Jahren 2018 und 2019 hat sich die Wiener Monitoringstelle die drei Spitäler angesehen: Diese wurden bewusst ausgewählt. Denn die Klinik Ottakring (Wilhelminenspital) ist ein altes Spital und stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die Klinik Donaustadt (SMZ Ost-Donauspital) ist mittelalt und stammt aus den 1980er-Jahren. Hingegen ist die Klinik Floridsdorf (Krankenhaus Nord) neu errichtet worden.
Begehung der drei Kliniken
Inwiefern hat das Alter eines Spitals Auswirkungen auf die umfassende Barrierefreiheit? Was muss und was wurde bereits umgebaut? Was wird heute bei neuen Spitälern gemacht und sind diese Spitäler umfassend barrierefrei? Diesen Fragen widmete man sich bei der Begehung. Festzuhalten ist, dass es sich dabei nicht um eine Überprüfung handelte, denn diese würde länger als nur ein paar Stunden dauern.
Bei der Inspektion wurde nicht das gesamte Krankenhaus angesehen, sondern bestimmte Bereiche. Zum Beispiel ein WC oder Badezimmer, der Eingangsbereich, sowie einzelne Zimmer.
Kliniken und ihre Barrieren
Es stellte sich heraus, dass es in keinem der drei Wiener Spitäler eine umfassende Barrierefreiheit gibt. Das taktile Leitsystem endet bei allen Standorten bei der Eingangstür. Das heißt, ab dort kann man sich nicht mehr selbstbestimmt weiterbewegen und man benötigt einen Begleitdienst.
Außerdem gibt es in den drei Kliniken keine Videodolmetschung für gehörlose Menschen. In der Klinik Ottakring wird diese zur Zeit eingeführt. Wer das Wilhelminenspital besucht, muss damit rechnen, dass der Raum der Aufnahme recht eng ist und es zu wenig Platz gibt. Dazu kommt, dass Computer-Bildschirme den Blickkontakt verstellen und die Tür zum Gebäude der Aufnahme nicht automatisch aufgeht. Zudem hat das Ottakringer Krankenhaus keine barrierefreien Fluchtwege.
Unausreichend sind in der Klinik Floridsdorf die Orientierungspläne, "man kann sich hier nicht gut zurechtfinden", heißt es von der Wiener Monitoringstelle. Der Innenbereich der Lifte ist mit Brailleschrift ausgestattet, diese fehlt hingegen außen, sodass blinde Menschen lesen können in welchen Stock sie fahren wollen.
Bei der Klinik Donaustadt hängen fast alle Wasserspender in den Gängen zu hoch. Außerdem ist das barrierefreie WC im Eingangsbereich schwer auffindbar. Dazu kommt, dass bei den Liften außen und innen eine Beschriftung in Brailleschrift fehlt.
Kritik von der ÖVP
Auf die Stellungnahme des Unabhängigen Monitoringausschusses und der Wiener Monitoringstelle ist die ÖVP Wien aufmerksam geworden und meint, dass es enormen Aufholbedarf gibt. "Erschreckend sei vor allem, dass laut dieser Stellungnahme bei der Klinik Floridsdorf zahlreiche Mängel vorhanden sind. Und das, obwohl es sich in diesem Fall um einen Neubau handelt", heißt es von den beiden ÖVP-Gemeinderäten Ingrid Korosec und Erol Holawatsch, Sprecher für Menschen mit Behinderung.
Wiener Gesundheitsverbund kontert
Die Stellungnahme wird vom Wiener Gesundheitsverbund ernst genommen. "Es ist immer unser Ziel, dass wir so barrierefrei wie möglich sind", heißt es und man führt aus: "Aufgrund der baulichen Gegebenheiten gelingt das bei manchen Kliniken nur bedingt und es braucht Zeit". Doch wieso ist die Barrierefreiheit dann in der Klinik Floridsdorf nicht gegeben?
"In die Planungen der Klinik Floridsdorf waren während der gesamten Planungsphase die Expertinnen und Experten der MA25 - Stadterneuerung und Prüfstelle für Wohnhäuser eingebunden", so der Wiener Gesundheitsverbund. Bei der Eröffnung hat die Klinik sämtliche gültige Normen in Bezug auf Barrierefreiheit erfüllt. "Bei der behördlichen Überprüfung gab es keinerlei Beanstandungen."
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