Weltweit 169 Fälle
Zwei Kinder in Wien an neuartiger Hepatitis erkrankt
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verzeichnet derzeit mindestens 169 Fälle von rätselhaften Hepatitis-Erkrankungen bei Kindern. Im Wiener St. Anna Kinderspital werden derzeit zwei Kinder mit der Leberentzündung unklaren Ursprungs behandelt.
WIEN. Die beiden Kinder, die im St. Anna Kinderspital behandelt werden, sind nicht in kritischem Zustand. Details zu Alter oder Geschlecht der beiden betroffenen Kinder in Wien wurden nicht bekanntgegeben. Die Hepatitisviren A, B, C, D oder E konnten bereits ausgeschlossen werden. Der Hintergrund der Erkrankungen ist derzeit unklar, aber laut Krankenhaus noch in Abklärung.
Ärztinnen und Ärzte in Österreich waren in der vergangenen Woche proaktiv mit Informationen versorgt worden und sollten Verdachtsfälle melden, berichtet das Gesundheitsministerium. Die Stadt Wien habe am Montag von den konkreten Fällen erfahren, hieß es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) gegenüber der APA.
Hepatitis A bis E ausgeschlossen
Vorerst wird bei den beiden erkrankten Kindern weiterhin von "Verdachtsfällen" gesprochen, obwohl - wie bei den Erkrankungen in anderen Ländern - eine Virus-Hepatitis A bis E nicht nachgewiesen werden konnte. Auch der Grund für die Leberentzündung ist noch völlig unklar. Offenbar kann aber der Gallenfarbstoff Bilirubin nicht von der Leber abgebaut werden und es kommt zu einer Gelbfärbung von Haut und Augen.
Wenn ein Kind kränklich wirkt, eventuell Bauchschmerzen hat und sich Haut oder Augen "merklich gelb" färben, sollten die Eltern mit ihm zu Haus- oder Kinderarzt gehen, riet der Sprecher von Gesundheitsstadtrat Hacker. Außerdem seien alle Kinderabteilungen und Notfallabteilungen informiert. Derzeit bestehe "kein Grund zur Sorge", die Zahl der Fälle in Europa und weltweit sei noch gering.
Ursache bisher völlig unklar
Die Gesundheitsbehörden würden die Charakteristika der aktuellen Hepatitis-Erkrankungen dokumentieren. Eine der Annahmen sei eine zugrunde liegende Adenovirus-Infektion. Diese könne bei Kindern Hepatitis verursachen und sei im Frühjahr aktiv.
Es könnte auch eine Kombination von Adenoviren und Corona (SARS-CoV-2) dahinter stecken, berichtete der Sprecher des Gesundheitsstadtrats aus den bisher bekannten Fällen. Oder es handelt sich um eine gänzlich andere, bisher unbekannte Ursache. Die EU-Seuchenschutzbehörde ECDC mit Sitz in Stockholm wird Dienstagmittag über den Stand der Dinge zu Hepatitis-Fällen unklarer Herkunft bei Kindern informieren.
Weltweit 169 Fälle gemeldet
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verzeichnet derzeit mindestens 169 Kinder, die an Hepatitis mit unklarer Ursache erkrankt sind. Zwei Drittel der Leberentzündungen seien seit Anfang April in Großbritannien gemeldet worden. Der Rest verteile sich auf mehrere europäische Länder von Norwegen bis Rumänien sowie die USA. Laut WHO benötigten bisher 17 Kinder eine Lebertransplantation, mindestens ein Kind sei gestorben.
Leberentzündung als Abwehrreaktion
Hepatitis ist der medizinische Fachbegriff für eine Leberentzündung. Dabei handelt es sich um eine Abwehrreaktion des körpereigenen Immunsystems etwa gegen Infektionserreger oder für die Leber giftige Stoffe. Auch Störungen des Blutflusses in der Leber bzw. Autoimmunerkrankungen können Ursachen sein.
Es gibt akute und chronische Verläufe. Am häufigsten kommen in der Gesamtbevölkerung die Alkoholhepatitis, die virusbedingten Hepatitiserkrankungen (Hepatitis A, B, C, D oder E) und die nicht alkoholische Fettleber-Hepatitis (NASH) vor. (APA/red).
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