Augustinplatz am Neubau
Die Schubertlinde wurde trotz Proteste gefällt
Die mehr als 60 Jahre alte Schubertlinde am Neubauer Augustinplatz wurde Montag in der Früh von den Wiener Linien gefällt. Es sei eine notwendige Maßnahme für den Bau des Linienkreuzes U2/U5.
WIEN/NEUBAU. Die Motorsägen kamen zeitig in der Früh: Seit 63 Jahren stand die Schubertlinde am Augustinplatz im 7. Bezirk, nun musste sie für den U-Bahn-Bau des Linienkreuzes U2/U5 weichen - das sorgte in der Stadt für Aufregung.
Gepflanzt wurde die nun gefällte Linde anlässlich des 100. Todestages von Franz Schubert, weichen müssen aber auch zwei Eiben beim Augustinbrunnen, sowie eine jüngere Linde. Der Neubauer Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) versuchte die Schubertlinde noch im Oktober zu retten: Ähnlich wie die Platane, die vor einiger Zeit am Beginn der Josefstädter Straße ausgegraben und hinter den Justizpalast umgesetzt worden ist, sollte auch die Schubertlinde versetzt werden - was allerdings sehr teuer ist. „Wir erwarten uns, dass Stadtrat Hanke und die Wiener Linien ihren Klimabeitrag leisten“, hatte Reiter damals gemeint. Weil die Verpflanzung 200.000 bis 300.000 Euro kosten würde, teilte Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) in einem Schreiben an die Neubauer Bezirksvorstehung mit, dass ein Umsetzen zu teuer sei.
"Die Bezirksvorstehung Neubau wurde vor am Freitag vor dem Wochenende definitiv darüber informiert, dass es diese Woche zur Fällung kommen wird und diese Entscheidung der Wiener Linien unumstößlich ist", sagte Bezirksvorsteher Markus Reiter, "aus rechtlicher Sicht hat der Bezirk Neubau keinerlei Handhabe und Einflussnahme, da die Wiener Linien für die Errichtung des Linienkreuzes U2/U5 berechtigt sind, Bäume ohne Bescheid und ohne Ansuchen auf Baumentfernung entfernen zu lassen."
Baumfällungen in der Klimakrise
Bezirkschef Reiter beklagt die fehlende Kühlwirkung der gefällten Schubertlinde in heißen Sommern. "In Zeiten der Klimakrise dürfen wir uns jetzt nicht mit dem Minimum von Ersatzpflanzungen zufriedengeben", so Reiter, der auch das Wiener Baumschutzgesetz im die Pflicht nimmt: "In Zeiten der Klimakrise ist es nicht mehr zeitgemäß." Die Wiener Stadtregierung sei nun gefordert, Bestandsbäume in der dichtverbauten Innenstadt besser zu schützen. "Es braucht daher mehr rechtlichen Schutz für Bestandsbäume und mehr Augenmerk darauf, da im Zuge von Bauarbeiten der Baumschutz oftmals stark vernachlässigt wird."
Keine Freunde mehr
Neubaus Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) und ÖVP-Chefin Christina Schlosser zogen im September zum Erhalt der Linde noch an einem Strang. In einer Aussendung kritisierte die Neubauer ÖVP nun Bezirksvorsteher Reiter: "Markus Reiter, Bezirksvorsteher von Neubau, nimmt den Verlust dieses einzigartigen Naturdenkmals offenbar achselzuckend zur Kenntnis", so Obfrau Christina Schlosser, die anmerkt, dass der Schubert-Gedenkstein aufgrund ihrer Initiative nun im Amtshaus des 7. Bezirks aufgehoben wird: "Chorleiterin Eva Salfellner freut sich sehr darüber. Der Gedenkstein wird nach Fertigstellung des U-Bahn Baus am Augustinplatz mit einer Linde erneut aufgestellt werden."
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