16 Jahre am Markt
Kostenloses Wiener Magazin "Biber" wird eingestellt
Das Gratismagazin "Biber" besteht seit mittlerweile 16 Jahren, mit Dezember 2023 soll es mit eingestellt werden. Das Magazin wandte sich mit seinen Artikeln vor allem an Menschen mit Migrationshintergrund.
WIEN. Das deutsche Wort "Biber" bezeichnet ein Nagetier, auf bosnisch oder türkisch steht es jedoch für "Pfeffer". Und genau das wollte das Magazin "Biber" immer sein. Ein Medium mit gepfefferten Artikeln - mit tiefgründigen, aufwendig recherchierten und durchaus kritischen Inhalten, welches vor allem Menschen mit Migrationshintergrund anspricht. Auf den Covern zu lesen waren Schlagzeilen wie "Wiens Islam-Kindergärten", "Tschetscheninnen über Sittenwächter" oder "Selling Sex". Nach 16 Jahren wird es mit den kostenlos aufliegenden "Biber"-Hefen aber Schluss sein.
Der Magazin-Gründer Simon Kravagna bestätigte laut mehrerer Medienberichte das Aus seines Projekts. Das letzte Mal sollen die Hefte im Dezember vom Band rollen. Zum Abschluss widmet man sich mit einer Sonderausgabe an die Leserinnen und Leser: "Best of Biber".
Ausbildungsplatz in der Branche
Betroffen von der Einstellung sind fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Den Grund für das Aus bezeichnet Kravagna damit, dass es besser sei "vom Platz zu gehen, wenn man noch stolz drauf sein kann.“ Laut Medienberichten habe das Magazin über die Jahre ungefähr so viel eingenommen, wie ausgegeben. Es sei zu wenig Kapital übrig geblieben, um zu investieren. Zu geringe Werbeerlöse und gestiegene Kosten seien neben keiner regulierten Presserförderung für das Magazin Gründe für das Ende.
Die Redaktion von "Biber" lieferte aber nicht nur kritische Inhalte, sondern war auch für viele der Einstieg in den Journalismus. Mehr als 120 Ausbildungsstipendien wurden im Lauf der Jahre vergeben. Für "Biber" tätig waren etwa die heutige Profil-Chefredakteurin Anna Thalhammer, Autorin Delna Antia-Tatic von der Süddeutschen Zeitung, „die_chefredaktion“-Gründerin Melisa Erkurt und Amra Duric, zuletzt in der Chefredaktion von „Heute“.
Seit gut einem Jahr ist Aleksandra Tulej als Chefredakteurin bei "Biber". Es könnte jedoch nur ein Abschied von den gedruckten Magazinen sein. Kravagna deutet an, dass man als Online-Format weiter bestehen könnte, dann aber unter anderen Herausgebern. Diesbezüglich gebe es sogar schon Interessenten.
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