Familien-Kolumne
Schaffe, schaffe, Häusle zerhaue!
WIEN. Wir schaffen, sie zerstören. Das war bei uns lange Zeit der tornadoartige Kreislauf, dem unser Familienleben unterworfen war. Nichts war vor unseren Nachwuchs-Godzillas sicher: Die aufwendigsten Lego-Gebilde wurden in einer Sekunde in mehr Einzelteile zerlegt, als davor in der Packung waren, gerade zum Leben erwachte Pflänzchen wurden von ihren Minielefantenfüßchen zertrampelt, kunstvoll verzierte Torten wurden in einem unbeobachteten Moment angegatscht, bevor noch die Kerzen brannten.
Niemals würde ich unseren Kindern blinde Zerstörungswut unterstellen. Forscherdrang nennt man das im Post-Erziehungszeitalter. Dennoch hat mich ihr Hang zur konstruktiven Destruktion manchmal verzweifeln lassen. Gerettet hat unsere beiden Teilchenzerleger ihr frommes Schultergezucke samt glubschäugigem Lämmchenblick, wenn wieder einmal etwas in die Brüche gegangen war. Doch nachdem unsere Interessen jahrelang scheinbar diametral verlaufen sind, scheinen sie sich nun doch langsam anzugleichen. Im Garten kümmert sich der kleinste Gärtner in der Familie um seine selbst eingesetzten Erdbeeren. Der große Bruder ist für die Bewässerung zuständig. Wir Eltern können uns in die Hängematte legen und die Augen schließen.
Wir öffnen sie erst dann wieder, wenn wir auffällig lange keinen Mucks von ihnen gehört haben. Denn möglicherweise ist das dann doch nur die trügerische Ruhe vor dem Sturm, auf die die Jahrhundertsintflut folgt.
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