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Stadttauben: Not oder Plage?
Eine Bürgerinitiative setzt sich für Taubenbehausungen und Fütterungen ein und stößt auf Widerstand.
WIEN. „Wien wird sauber durch betreute Taubenbehausungen und artgerechte Taubenfütterung“, sind sich Karin Krumpeck und die 22-köpfige Bürgerinitiative Stadttauben einig. Sie sehen Tauben als keine Schädlinge und erinnern an die Nutzbarkeit der Tiere als Fleisch-, Eier- und Federnlieferant in früheren Zeiten.
Da die meisten Stadttauben verwilderte Haustiere sind, benötigen sie die Hilfe von Menschen bei der Fütterung. „Tauben benötigen rund 40 Gramm Körner und Samen am Tag“, weiß Krumpeck. Benötigt werden Körner wie Mais, Haferkorn, Dinkel, Gerse oder Hirse, die sich im verbetonierten und verkiesten Stadtgebiet nur schwer finden lassen. Weil die Tauben dieses Futter nicht finden, picken sie die Abfälle und Speisereste der Menschen auf. Dies führt zu Verdauungsprobleme und den bekannten weißen Kotflecken. „Wir haben die Bürgerinitiative im Sommer 2020 ins Leben gerufen, um auf die schlechten Lebensbedingungen der Tauben aufmerksam zu machen. Würde die Tauben in betreuten Taubenbehausungen mit regelmäßigen Fütterungen leben, dann würde die Population verringert und Wien sauberer werden“, so die Tierfreundin, die mit ihrer Arbeit aktiv aufklären möchte.
Tierschutzombudsstelle widerspricht
Nach Schätzung der Bürgerinitiative gibt es in Wien 40.000 bis 60.000 Tauben. Ganz anderer Meinung ist die Tierschutzombudsstelle in Wien (TOW): „Es gibt rund 150.000 Tauben in Wien, die ein durchschnittliches Lebensalter von drei Jahren haben. Bei regelmäßigen Fütterungen könnten die Tauben bis zu zehn Jahre alt werden und der Taubenbestand würde sich durch das Fehlen der innerartlichen Konkurrenz erhöhen.“
Während nicht gefütterte Tauben in kleinen Gruppen in Bewegung und mobil sind, sind bei den klassischen Futterstellen wie in der Längenfeldgasse oder am Schwedenplatz hunderte Tauben zu sehen. Diese warten am gleichen Platz. Jungtiere lernen dadurch keine aktive Futtersuche und die Verschmutzung durch den Kot wird zum Problem.
Futterreduktion und Taubenabwehr
Die TOW hat ein mehrschichtiges Taubenkonzept erarbeitet. „Wir setzen auf eine Futterreduktion, tierschutzgerecht gestaltete Taubenabwehr, die Schließung von Massenquartieren von Tauben mit Taubenschlägen nur als Ausweichquartier sowie auf eine optimierte Bauplanung und Hilfe für kranke Tauben“, so der Leiter der TOW.
Während Wildtauben nur zwei Mal jährlich brüten und dabei zwei Eier legen, legen Stadttauben 12 Eier im Jahr. Durch die natürliche Auslese erreichen nur 10 Prozent der Jungtiere das Vermehrungsalter. Der TOW beobachtet, dass in der jetzigen Pandemiezeit besonders viel gefüttert wird: „Rund 90 Prozent des Futterangebots kommt aktuell von Fütterern.“
Zwischen der TOW und der Bürgerinitiative Stadttauben hat es bereits mehrere Gespräche gegeben. „Wir werden in Zukunft auch zusammenarbeiten, denn auch wir wollen, dass die Population der Stadttauben zurückgeht, aber auch eine tierfreundliche Art“, so Krumpeck.
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