Wie Wien war
Wie der kleine Osterhase den großen Osteresel verdrängte
Die Glosse "Wie Wien war" beleuchtet das historische Wien auf kurzweilige Art. Diesmal geht es um eine etwas andere Ostergeschichte ...
WIEN. In Wien wurde bereits 1435 über eine Osterprozession mit dem Palmesel berichtet. Jede Kirche hat so einen. Da Esel doch öfter die heiligen Handlungen störten und auch Kinder auf ihnen reiten durften, gab es auch Varianten aus Holz und sogar aus Metall. Manche trugen eine abnehmbare Christusfigur auf dem Rücken.
Alles ging gut für den Esel, bis im 17. Jahrhundert langsam aber beständig eine neue Osterfigur aus dem Elsass über Franken nach Wien kam. Verzierte Ostereier kannte man schon seit dem 15. Jahrhundert, aber ein Hase, der Eier legt, war nun doch etwas seltsam! Gut, man wusste natürlich um die Symbolik von Fruchtbarkeit und Frühling, aber ganz geheuer war einem das neue Tierchen noch nicht.
Vom Palmesel zum Hasen, der von nichts weiß
Und so dauerte es wieder eine Weile, bis der große Durchbruch im 19. Jahrhundert erfolgte und das kam so: Erstens wurde Rübenzucker durch industriellen Anbau und Verarbeitung billiger und somit alltäglicher, das führte zu einer Unmenge an „süßen Hasen“ aus Zucker und Schokolade.
Zweitens war die „Zeit der Familien“ angebrochen. Kinderfeste im Kreis der Familie etablierten sich und da war gerade das Ostereier-Suchen ein besonderer Spaß. Und drittens wurde die Postkarte erfunden, die führte – bis heute - zu einer Vielzahl von Osterwünschen mit Hasen, Blumen und Eiern. Aber immer ohne Esel! Die Redewendung „aufgeputzt wie ein Palmesel“ ist aus der Mode gekommen, aber „mein Name ist Hase, ich weiß von nichts“ ist durchaus noch in!
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