Für Bundesgesetze
Wiener Initiativen sollen Vorbild in Hundehaltung sein
Der Sachkundenachweis für künftige Hundehalter bis zum Hunde-Team: In Wien wurden verschiedene Maßnahmen für den richtigen Umgang zwischen Zwei- und Vierbeinern geschaffen. Die Erkenntnisse soll jetzt bei einer bundesweiten Novellierung des Hundehaltergesetzes zum Einsatz kommen.
WIEN. Wer ein Haustier hat, der muss besonders viel Verantwortung an den Tag legen. In Wien möchte man diese Verantwortung mit verschiedenen Initiativen und Programmen weiter steigern. In den letzten Jahren wurde etwa das Verbot der Schutzhundeausbildung, der verpflichtenden Sachkundenachweis für künftige Hundehaltende und das Wiener Hunde-Team geschaffen.
Einige dieser Initiativen könnten bei der aktuell diskutierten Novelle des Tierschutzgesetzes Vorbild sein für österreichweite Regelungen, ist man sich bei der Stadt sicher. Denn wie notwendig die Information und Beratung von Menschen vor der Anschaffung eines Hundes, aber auch während der bestehenden Haltung sind, erleben die Wiener Amtstierärzte und Tierschutz-Experten ihrer täglichen Arbeit.
Viele Missverständnisse
Die Initiativen könnten bei einer bundesweiten Umsetzung helfen, gewisse Missverständnisse aufzuklären. "Leider gibt es noch immer viel Unwissen über die tierschutzgerechte und gesetzeskonforme Haltung", berichten Ruth Jily, Leiterin des Veterinäramts, und Eva Persy, Wiener Tierschutzombudsfrau. Denn Beispiele gäbe es dafür viele.
Etwa beim Thema Chippen und Registrieren: "Dass die Daten von Tier und Halter nach dem Chippen auch in der Heimtierdatenbank eingetragen und aktuell gehalten werden müssen, ist nicht allen Tierfreunden bekannt." Auch begegnen die Amtstierärzte bei Kontrollen falschen Annahmen über die Bedürfnisse und die gesetzlichen Vorgaben für die Haltung von Hunden. "Wir haben schon Fälle erlebt, wo kleine Hunde ausschließlich in der Wohnung gehalten und lediglich Zugang zum Balkon hatten, um ihr Geschäft zu erledigen", bedauert Jily.
Initiativen könnten helfen
Auch der Bund will einen Sachkundenachweis, wie in Wien schon üblich, einführen. So soll der Mensch für den verantwortungsvollen Umgang mit seinem treuen Begleiter vorbereitet werden. In Wien wird Neu-Hundehaltenden bereits seit 2019 vor der Übernahme eines Tieres Grundwissen zur Anschaffung, Haltung, Pflege und Erziehung von Hunden sowie die rechtlichen Bestimmungen vermittelt. "Mit der Hunde-Kunde haben wir in Österreich aber auch international neue Standards im präventiven Tierschutz gesetzt", ist sich Persy sicher. Bei der bundesweiten Umsetzung müsse jedoch gewährleistet sein, dass die hohen Qualitätskriterien einheitlich eingehalten werden. Ein möglicher "Sachkunde-Tourismus", ausgelöst durch unterschiedliche Vorgaben bezüglich Inhalt, Format und Kosten der Kurse, sei unbedingt zu verhindern.
Eine weitere Initiative mit Vorbildwirkung sei das Wiener Hunde-Team, das seit Ende Februar im Einsatz ist. Hierbei handelt es sich um Beratungsstände im gesamten Stadtgebiet, bei denen über tierschutzgerechtes und rechtskonformes Verhalten informiert wird. "Das Wiener Hunde-Team wurde gegründet, um das Zusammenleben zwischen Hundehaltenden und Nicht-Hundehaltenden zu verbessern. Durch intensive Beratungstätigkeiten wird versucht, die gegenseitige Rücksichtnahme zu verstärken und zukünftig Konflikte zu verringern." erklärt Jily das Modell.
Im Tierschutzgesetz solle die Rolle von Personen mit spezieller Ausbildung zum Tierschutz-Kontrollorgan künftig gestärkt werden. Dies könnte einen positiven Effekt auf Initiativen wie das Hunde-Team auch in anderen Städten und Gemeinden haben. "Unsere Erfahrungen aus Wien zeigen: Die Investition in präventive Maßnahmen wie Sachkundekurse und Vor-Ort-Beratungen verhindert nicht nur Tierleid, sondern schützt Bürger vor uninformierten Entscheidungen oder Problemen in der Tierhaltung – und spart schließlich auch Steuergeld", sind sich Jily und Persy sicher.
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