Wiener Festwochen 2024
Sobotka will israelkritische Künstler ausladen
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Laura Sachslehner (beide ÖVP) werfen den Organisatorinnen und Organisatoren der Wiener Festwochen Antisemitismus vor. Der Grund: es arbeiten Menschen mit israelkritischer Haltung mit.
WIEN. Am 17. Mai beginnen wieder die Wiener Festwochen, dieses Mal unter dem Intendanten Milo Rau. Die Literaturpreisträgerin Annie Thérèse Blanche Ernaux und der griechische Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis sind ebenfalls prominent vertreten. Für Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka (ÖVP) ist das jedoch ein Problem.
Laut Medienberichten fordert er, dass die beiden Künstler aufgrund eines "problematischen Verhältnis zu Israel bzw. dem Terrorakt vom 7. Oktober" ausgeladen werden. Damit steht er nicht alleine da. Seine Parteikollegin Laura Sachslehner hat in der letzten Wiener Gemeinderatssitzung, der diese Woche tagte, einen Antrag eingereicht, in der sie die Förderungen an die Wiener Festwoche kritisierte und die Ausladung von Ernaux fordert.
Unterstützung von BDS
Der Grund: Ernaux sei eine "bekennende, antisemitische BDS-Unterstützerin". Die VP-Gemeinderätin sagte, dass das nichts in Wien verloren hätte und fordert die Organisatorinnen und Organisatoren der Festwochen auf, ihren Programmpunkt zu streichen. Die Alternative seien "andere Konsequenzen". Ihr Antrag wurde einstimmig angenommen.
Tatsächlich unterstützt Ernaux die Israel-Boykott-Kampagne BDS („Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“), sei aber kein Mitglied. Die Organisation spreche sich in Teilen gegen das Existenzrechts von Israel aus. Varoufakis, der Künstler und Ökonom ist, hat hingegen eine Petition für den Ausschluss Israels von der Venediger Biennale unterschrieben. Im dazugehörigen Text wird Israel Völkermord vorgeworfen, während der Terrorangriff am 7. Oktober hier vollkommen verschwiegen werde.
Rau weist Vorwürfe zurück
Für Sobotka sind die Auftritte der beiden trotz allem "skandalös". "Für mich ist es unerträglich, dass unter dem Vorwand der Kunst- und Meinungsfreiheit, so wie das schon bei der Documenta in Kassel passiert ist, der Antisemitismus über die Hintertür zu uns ins Land getragen wird", sagte er dem "Kurier".
In einem offenen Brief wies Intendant Rau die Antisemitismusvorwürfe der ÖVP zurück. Demnach sei es falsch, Ernaux aufgrund ihrer Kritik gewisser Aspekte der israelischen Politik als "Antisemitin" zu bezeichnen, da es ebenso absurd wäre, wenn man sie aufgrund ihrer Kritik der iranischen Regierung als "islamophob" oder aufgrund ihrer Kritik eigenen Regierung als "frankophob" bezeichnen würde.
„Mit solchen Aktionen entleert man den Begriff des Antisemitismus, der ein reales Problem darstellt, das es gemeinsam zu bekämpfen gilt. Ernaux geht es bei all ihrer literarischen und politischen Arbeit um die Anklage von Gewalt und ein gewaltloses Zusammenleben", fährt Rau fort. Darüber hinaus unterstrich Rau im Gespräch mit der "APA", dass jüdisches Leben eine "zentrale Programmlinie der Wiener Festwochen 2024" sei.
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