Rapid-Ikone
Fußball-Legende Hans Krankl feiert seinen 70. Geburtstag
Hans Krankl wurde 70 Jahre! Die BezirksZeitung lässt seine gediegene Karriere Revue passieren. Auch so mancher Schmäh war dabei: Da reißt es einem die Schnürsenkel der Fußballschuhe aus!
WIEN/HÜTTELDORF. Sein wohl legendärstes Tor schoss er am 21. Juni 1978 – Schauplatz war Córdoba. Es spielten die Nationalmannschaften Österreichs und Deutschlands gegeneinander. Kurz vor Schluss in der 87. Minute, beim Stand von 2:2, geschah es dann. In den Worten des damaligen ORF-Radio-Sportmoderators Edi Finger:
Und jetzt kann Sara sich noch einen aussichtslos scheinenden Ball einholen, Pass nach links herüber, es gibt Beifall für ihn, da kommt Krankl, vorbei diesmal an seinem […] Bewacher, ist im Strafraum – Schuss … Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor! I wer’ narrisch! Krankl schießt ein – 3:2 für Österreich! Meine Damen und Herren, wir fallen uns um den Hals; der Kollege Riepl, der Diplom-Ingenieur Posch – wir busseln uns ab. 3:2 für Österreich durch ein großartiges Tor unseres Krankl. Er hat olles überspielt, meine Damen und Herren. Und warten S’ noch a bisserl, warten S’ no a bisserl; dann können wir uns vielleicht ein Vierterl genehmigen.
34 Tore für Österreich
Es war aber selbstredend nicht nur dieses Tor, wegen dem Hans Krankl in Österreichs Fußball-Geschichte einging. Vor allem als Spieler war der "Goleador" sehr erfolgreich und für seinen Torriecher bekannt: Krankl absolvierte von 1973 bis 1985 satte 69 Länderspiele für Österreich und erzielte dabei 34 Tore.
Nun feiert der am 14. Februar 1953 in Wien geborene Krankl seinen 70. Geburtstag. Das war für den SK Rapid Wien Grund genug, dem gewählten "Jahrhundert-Rapidler" einen Abend zu widmen. Am Freitag, 17. Februar, zur beliebten Zeit um 19 Uhr findet deshalb ein "Abend für Hans Krankl" im heimischen Allianz Stadion statt.
Große Feier im Allianz Stadion
Dabei werden, neben dem Jubilar selbst, auch mehrere Wegbegleiter und Wegbegleiterinnen sowie Rapid-Legenden im Stadion sein und Krankl zum Geburtstag gratulieren. Es wurde zwar vorab kein Eintritt für den Abend verlangt, trotzdem musste man sich Tickets sichern. Und der Andrang zeigte, wie populär Krankl bei den Fans des SK Rapid Wien noch immer ist: innerhalb von nur einer halben Stunde waren alle Tickets restlos vergriffen.
Das ist auch insofern bemerkenswert, weil das Verhältnis zwischen Verein und Ex-Spieler sowie Trainer lange angespannt war: laut dem in Rapid-Themen für gewöhnlich gut informierten Kurier-Journalisten Alex Huber kam Krankl zwei Jahrzehnte lang nur noch zu beruflichen Zwecken ins Stadion.
Ein Jahrhundert-Rapidler
Dabei war der SK Rapid Wien die erste "große" Station Krankls, wo er große Teile seiner erfolgreichen Karriere verbrachte. Gleich dreimal kickte er bei Rapid: von 1970 bis 1971 noch als Jugendspieler, damals schaffte er aber den Durchbruch noch nicht. Erst durch ein Gastspiel beim Wiener AC konnte er sich mit 27 Toren in 26 Spielen für höhere Aufgaben empfehlen.
Die erste große Phase beim SK Rapid Wien dauerte dann von 1972 bis 1978 an: 160 Tore in 201 Spielen, gekrönt mit der Verleihung des "Goldenen Schuhs". Mit 41 Toren in einer Saison war er so 1978 der beste Torschütze Europas. Es folgte ein Wechsel zum FC Barcelona (34 Tore in 46 Spielen; Torschützenkönig 1979) und die Rückkehr nach Rapid, wo er von 1981 bis 1986 nochmal 107 Treffer in 145 Spielen erzielte: Und dies sind nur einige Stationen seiner langen Karriere.
Zweite Karriere als Sänger
Einer vielleicht auch weniger Fußball-affinen Zuhörerinnen- und Zuhörerschaft wurde Hans Krankl aber auch wegen seiner zweiten großen Leidenschaft bekannt: dem Gesang. Mit einem Cover Song von Paul Ankas "Lonely Boy" im Wiener Dialekt erreichte er Mitte der 1980er-Jahre sogar Platz zwei der österreichischen Hitparade. Damals veröffentlichte er Lieder und Alben unter dem Pseudonym "Johannes K." Unter Fußball-Fans bis heute beliebt ist ein Song, den Hans Krankl zusammen mit Austria Wien-Legende Herbert Prohaska aufnahm: "Der Opitz und der Zwirschina".
Weniger erfolgreich fiel hingegen seine Zeit als Fußballtrainer aus: hier blieben verstärkt grantige Interviews in Erinnerung. Weder bei seinen Stationen bei seinem SK Rapid Wien (1989 bis 1992) noch beim FC Tirol (1994 bis 1995) oder als österreichischer Nationaltrainer (2002 bis 2005) konnte er ganz große Erfolge verbuchen: selbst wenn seine Bilanz etwa als österreichischer Nationaltrainer mit zehn Siegen, zehn Unentschieden und elf Niederlagen eine recht ausgeglichene ist.
Interviews mit Kult-Status
Legendär wurde allerdings ein Interview, das er am 13. Oktober 2004 nach einem 3:3 in Belfast gegen Nordirland gab. Dabei erlitt sein Team einen herben Rückschlag in der WM-Qualifikation. Die folgende Wutrede im ORF-Interview zählt heute zweifellos zur Kategorie "Fußball-Kult".
Die letzte Station von Krankls Trainer-Karriere war relativ kurz. Am 23. März 2009 wurde er als Trainer des LASK Linz präsentiert – dort werkelte er für acht Spiele und holte 3 Siege und ein Remis bei vier Niederlagen. Das vorgegebene Ziel Klassenerhalt konnte er zwar recht problemlos erreichen. Trotzdem gab der LASK nur 70 Tage nach seinem Amtsantritt bekannt, dass man für die Saison 2009/2010 einen neuen Trainer suche und der Vertrag mit Krankl nicht verlängert wird. LASK-Präsident Peter-Michael Reichel damals:
Wir konnten uns bezüglich der Kader-Zusammenstellung nicht einigen. Er wollte eine Mannschaft, die vorne mitspielen kann. Das ist mit unserem Budget aber nicht möglich.
Seither spielt Hans Krankl nicht mehr auf der ganz großen Fußball-Bühne, auch wenn er hie und da durchaus noch Gesprächsthema ist. Beim TV-Sender Sky ist er als Fußball-Experte tätig und tritt auch als Werbe-Testimonal auf. Zudem ist er als Zeitungs-Kolumnist tätig.
Festnahme ohne Folgen
Ansonsten gibt es dann noch skurille Episoden aus seinem Leben: im vergangenen Jahr wurde er etwa in Linz am Rande eines Rapid-Matches gegen den LASK vorübergehend festgenommen. Der Vorwurf lautete, dass er einen Polizisten leicht mit der Stoßstange angefahren haben soll – was Krankl bestritt.
Trotzdem wurde er laut eigener Darstellung "wie ein Verbrecher von sechs Polizisten in einen Raum geleitet" und es kam zu einem Ermittlungsverfahren. Krankl selbst sprach von einer "blöden Geschichte, die mir sehr unangenehm ist". Die Staatsanwaltschaft Linz stellte die Ermittlungen dann im Oktober 2022 auch ein, da sich der Verdacht nicht erhärtet habe, dass er eine Amtshandlung verhindern wollte.
So oder so: zum 70. Geburtstag wird Krankl das kaum mehr bekümmern – zu groß sind die Erfolge, auf die der verheiratete Vater von drei Kindern zurückblicken kann. Und auch unter den Rapid-Fans ist seine Popularität ungebrochen, wie das ausverkaufte Allianz Stadion am 17. Februar zeigt. Einem würdigen Jubiläum der österreichischen Fußball-Legende scheint so nix im Wege zu stehen.
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