Wirtschaftskammer-Zahlen
Droht Wien jetzt das große Kaffeehaussterben?
Zuletzt wurden die Insolvenzen und Schließungen mehrerer populärer Wiener Kaffeehäuser bekannt. Ein Branchenvertreter der WKO Wien stellte sich nun einem Interview der Frage, ob Wien ein großes Kaffeehaussterben drohe.
WIEN. In den letzten Wochen erregten gleich mehrere Schließungen von Wiener Kaffeehäusern großes Aufsehen. In Ottakring wurde so etwa die endgültige Schließung des Traditionscafés Ritter bekannt, es besteht seit 1907. Am Alsergrund schlitterte das Grand Café bei der Volksoper in Insolvenz, es ist ebenso seit 1905 aktiv. Auch das Café Francais unweit des Schottentors muss saniert werden. Droht Wien also ein Kaffeehaussterben?
Laut Wolfgang Binder, Fachgruppenobmann der Wiener Kaffeehäuser in der Wiener Wirtschaftskammer, ist das nicht der Fall. Dieser wird dabei vom ORF Radio Wien in einem Artikel zitiert: es hätten laut Binder nur Lokale zugesperrt, "die in einem anderen medialen Fokus sind wie andere Kaffeehäuser“ stehen würden.
Energiekosten und Personalmangel ein Problem
„Wir stehen natürlich vor schwierigen Zeiten“, sagte der Branchenvertreter im Interview zwar. So betonte er, dass die Energiekosten im Vergleich zu den vergangenen Jahren etwa das Fünffache betragen würden. Auch die allgemeine Teuerung und der Personalmangel würden Betriebe vor Probleme stellen.
Er betonte gegenüber dem ORF aber auch, dass sich am Wiener Markt "noch immer einiges" tue. Es würden beispielsweise sogenannte New-Wave-Betriebe aufsperren oder Röstereien, die auch Kaffee anbieten.
Vielleicht "zwei, drei Prozent" mehr Schließungen
Binder: „Wir haben pro Jahr im Schnitt einen Abgang von zehn Prozent, aber auch wieder einen Zugang von zehn Prozent.“ Die Schließungen und Neueröffnungen würden sich dabei über die Jahre hinweg ausgleichen. Aufgrund der Pandemie-Nachwehen gebe es laut ihm nur wenige zusätzliche Schließungen: „vielleicht um zwei, drei Prozent mehr.“
Im Vorjahr wurden bei 1.666 Kaffeehäusern beispielsweise 206 Abgänge und 167 Zugänge verzeichnet. Die Zahl der Cafes sank in Wien also leicht um 39. Auch wenn es mehr Schließungen gibt, sieht Binder daher kein großes Sterben in der Szene.
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