Lime, Bird, Link & Voi
E-Scooter-Verleiher über den Wien-Zuschuss
Der E-Scooter-Verleihpoker ist fertig. Nach dem Verfahren beschwerte sich Tier Mobility vor Gericht, der Einspruch wurde jedoch abgelehnt. Die BezirksZeitung sprach mit Tier über die Entscheidung sowie mit dem neuen Anbieter Voi aus Schweden.
WIEN. Die Entscheidung ist gefallen - das schwedische Mobilitätsunternehmen Voi Technology hat den Zuschuss für das Verleihen von E-Scootern in Wien erhalten. Und das bis 2026. Überraschenderweise ist Tier Mobility raus - diese Entscheidung musste sogar von einem Gericht geprüft werden. Die BezirksZeitung berichtete:
Die BezirksZeitung sprach am Rande eines Mediengesprächs am Mittwoch, 21. Juni, mit Voi-Country Managerin für Österreich und Schweiz, Katharina Schlitter. Sie zeigte sich froh über den Zuschuss: "Für uns ist Wien eine extrem wichtige Stadt. Wir sehen ein großes Potenzial für Wien".
In den vergangenen Monaten habe man sich damit befasst, auch das passgenaue Konzept zu entwickeln. Man habe sich nicht nur mit der Stadt Wien auseinandergesetzt, sondern auch mit anderen Stakeholdern, den verschiedenen Anbietern, dem Blindenverband und der Wirtschaftskammer Wien.
Das Unternehmen wurde 2018 in Stockholm gegründet und ist mittlerweile in mehr als zwölf Ländern in 100 Städten aktiv. "Wir verfügen über sieben Millionen Nutzerinnen und Nutzern", so Schlitter. "Wir sind ein auf Europa fokussiertes Unternehmen und freuen uns natürlich auch jetzt, mit der Stadt Wien einen weiteren, sehr wichtigen Markt erschließen zu können. Die 98 von 100 Punkten, die wir in diesem Verfahren erreicht haben, sind für uns ein großer Gewinn", fügte sie hinzu.
Insgesamt wird das Unternehmen ein Viertel der 500 E-Roller in der Innenstadt, ein Viertel der 1.500 Roller in den Bezirken 2–9 & 20. sowie eine Vielzahl der 2.000 Scooter in den Außenbezirken anbieten.
Foto-Beweis, Alkotest, Rabatt-Belohnung
Neben den ab dem 1. Juli gültigen Regeln wird Voi auch weitere, eigene Regeln für ihre Nutzerinnen und Nutzer haben. Demnach müssen ihre Kundinnen und Kunden das korrekte Abstellen via Foto in der App dokumentieren. Falschparkende werden vom Verleiher verwarnt und auch im Ernstfall sogar gesperrt. Alkolenker sind verboten - durch einen Alko-Reaktionstest werden Sünder an der Fahrt gehindert - "wer nicht besteht, darf nicht losfahren", erklärt man.
Nicht nur bestraft, sondern auch belohnt wird man als Voi-Lenker. Jede/r, der mit Helm fährt oder auf die gekennzeichneten Abstellflächen parkt, wird Preisvorteile haben. Vorteile gibt es auch mit Tages- und Monatspässen. Rabatt gibt es auch für die, die in den Außenbezirken wohnen. Den genauen Preis wollte man noch nicht kommunizieren. "Mikromobilität ist kein Produkt von der Stange. Wir wollen mit passgenauen Angeboten dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen von flexibler Mikromobilität in Wien profitieren", sagt die Voi Österreich-Chefin.
Link und Bird froh über Entscheidung
In einer Aussendung zeigte sich Superpedestrian, deren Tochterunternehmen Link den Zuschuss erhalten hat, ebenfalls froh über die Wien-Entscheidung. "Wir fühlen uns geehrt und freuen uns, dass die Stadt Wien unser detailliertes Betriebskonzept so honoriert und sind daher dankbar weiterhin Wiens besten E-Scooter-Service anzubieten", sagte DACH-Generalmanager Laurenz Vavrovsky.
Link-Kunden erwartet der "Parking Hero Assistant", der Nutzerinnen und Nutzern mithilfe von Augmented Reality genau zeigt, wo sie parken müssen. Außerdem wird es mehr Roller in Außenbezirken wie der Donaustadt und Liesing geben. Vavrovsky erzählte, dass Link ihre Roller-Flotte mehr als verdoppeln wird. "Um ein verantwortungsvolles und korrektes Nutzerverhalten zu erreichen und dafür zu werben, stimmen wir uns hierfür eng mit zahlreichen Gruppierungen, Verbänden und Organisationen ab", so Jenovan Krishnan, Head of Public Policy DACH bei Superpedestrian.
Link by Superpedestrian ist ein Unternehmen im Bereich der Transportrobotik und der Mobilität, welches 2013 aus dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) heraus gegründet wurde. Das firmeneigene E-Scooter findet man in mehr als 60 Städten in Nordamerika und Europa. Mit vielen Sicherheitsprodukten setzte man in der Vergangenheit Maßstäbe in der Branche: VISS (Vehicle Intelligent Safety System),Composite Geofencing, Safe Stop und Ground Truth Mapping.
Der US-amerikanische Verleiher Bird ist ebenfalls für weitere drei Jahre an Bord. Ihr inhaltlicher Schwerpunkt ist die Verknüpfung mit dem bestehdenen Öffi- und Leihräder-Angebot in der Stadt. Die "VPS"-Technologie sorgt für die derzeit umfassendste digitale Lösung zur Überwachung von konkretem Parkverhalten und unterstützt Lenker beim regelkonformen Abstellen an virtuellen und physischen Parkstationen. "Wir sind sehr stolz auf das Vertrauen, das uns die Stadt Wien entgegenbringt. Mit unserem Betriebskonzept haben wir Verantwortung und Sicherheit in einem ehrgeizigen Projekt vereint und stellen in einem breiten Maßnahmenpaket die ordnungsgemäße und stadtverträgliche Nutzung unserer E-Scooter sicher", erzählt Alexander Friedrich, Österreich-Manager.
Tier akzeptiert Entscheidung
Auf BezirksZeitung-Anfrage bedauert Daniel Fuchs-Bauer von Tier Österreich die Entscheidung der von der Stadt eingesetzten Jury, er gratulierte jedoch anderen Betreiben und wünscht ihnen das Beste. "Wie in öffentlichen Vergabeverfahren nicht unüblich, hat Tier einen Nachprüfungsantrag gestellt, der vor dem Wiener Verwaltungsgericht verhandelt wurde. Der Senat kam zu dem Schluss, dass es trotz eingebrachter Einwände zu keinem Bietersturz kommen würde. Tier sieht entsprechend von weiteren Schritten ab und nimmt die Entscheidung zur Kenntnis", so Fuchs-Bauer.
Man sei stolz auf die Arbeit in Wien. Der Hauptsitz ist zwar in Berlin, jedoch startete man mit dem Service zuerst in Wien. "Neben den großen Bike-Sharing Systemen in Wien und Niederösterreich, werden wir auch mit unseren E-Scootern weiterhin in der Ostregion präsent sein", heißt es. Seit dem Start im Oktober 2018 haben 3,4 Millionen Nutzerinnen und Nutzer eine Strecke von mehr als sechs Millionen Kilometer auf Tier-E-Rollern zurückgelegt. "Das entspricht der eingesparten CO₂-Menge von 183 Tonnen", fügte man hinzu.
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