Wien, Graz & Co.
Lieferdienste wehren sich gegen Streik ihrer Fahrradboten
Während die Fahrradboten von Lieferando und Foodora wegen stockender Lohnverhandlungen ihre Arbeit in Wien & Co. niederlegen, wehren sich deren Arbeitgeber. Die Forderungen seien unerfüllbar, so der Tenor.
WIEN. Es sind Bilder, die nicht zum ersten Mal von den Straßen der Bundeshauptstadt zu sehen sind. Fahrradkuriere in Orange und in Pink liefern für konkurrierende Unternehmen für gewöhnlich Essen aus, an solchen Tagen sind sie jedoch vereint. Die Rede ist vom Arbeitskampf der Boten von Lieferando und Foodora.
Die Gewerkschaft Vida fordert bei den Kollektivvertragsverhandlungen eine Erhöhung von 8,7 Prozent, um die "rollierende Inflation" abzudecken. Vom Arbeitgeber kommt laut Vida das Angebot für 5,8 Prozent. Damit gibt es kein Weiterkommen bei den Verhandlungen für die sonst so flinke Branche. Am Mittwoch rief man daher zum gemeinsamen Streik in Wien, aber auch in Graz, Innsbruck und Klagenfurt auf.
Während sich die Kuriere um 11 Uhr versammeln, melden sich auch die Arbeitgeber Lieferando und Foodora gegenüber MeinBezirk.at zu Wort. Vom Protest selbst zeigt man sich recht wenig beeindruckt.
"Zuerst faire Modelle"
Während der Löwenanteil der Fahrradboten bei Foodora kein fixes Dienstverhältnis hat und somit sozusagen freiberuflich in die Pedale tritt, ist der Großteil der Rider in Orange auch tatsächlich bei Lieferando angestellt. Dort kennt man die Forderung der Gewerkschaft, ermahnt aber: "Wir können nur verteilen, was wir erwirtschaften. Lieferando zahlt bereits besonders hohe Löhne in einer sicheren Festanstellung nach Kollektivvertrag und mit deutlich höheren Personalkosten als branchenübliche Freiberuflermodelle."
Jede weitere Lohnforderung würde "einseitig Anbieter mit Kollektivertragsbindung" treffen und damit Wettbewerbsvorteile bei jenen verschärfen, welche keine Vertragsanstellung anbieten. Bevor man beim Kollektivvertrag größere Erhöhungen verlangt, brauche es zuerst "faire Wettbewerbsbedingungen durch vergleichbare Beschäftigungsmodelle für vergleichbare Arbeit bei vergleichbaren Anbietern. Sonst führen einseitige Erhöhungen zu noch mehr freien Dienstnehmern in prekären Verhältnissen, auch zulasten der Sozialsysteme und Steuerzahler", warnt Lieferando.
Die geforderte Erhöhung um 8,7 Prozent würden alleine die reinen Personalkosten arbeitgeberseitig auf 19 Euro pro Stunde treiben. "Die dafür nötigen Preisaufschläge würden Kunden nicht mitgehen, das kann sich niemand leisten. Die Umsatzeinbrüche der Gastronomie würden Entlassungen bei Restaurants und Lieferdiensten nach sich ziehen", sieht man sich alarmiert.
Mehrheit wolle freiberuflich Radeln
Ungeachtet dessen, dass man bei Foodora meist freiberuflich radelt, unterstützen auch die pinken Boten ihre Kollegen im Arbeitskampf. Bei Foodora betont man, dass man "kein aktiver Teil des Verhandlungsteams" ist. Man sei jedoch interessiert an einem "raschen und für beide Seiten tragbaren Kompromiss, den auch wir selbstverständlich mittragen werden".
Was die Sache mit den mehrheitlich freien Dienstverhältnissen angeht, so argumentiert man, dass es sehr wohl eine Auswahlmöglichkeit bei Foodora gibt. Die überwiegende Mehrheit entscheide sich jedoch "bewusst und aus Eigenem für das angebotene freie Dienstnehmer-Modell und die damit verbundene Flexibilität". Ein Wechsel in ein fixes Arbeitsverhältnis sei jedoch jederzeit möglich.
"Freie Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer sind kranken-, unfall-, pensions- und arbeitslosenversichert und verdienen im Durchschnitt 13,20 Euro pro Stunde (exklusive Trinkgeld). Hierbei wurde die durchschnittliche Bezahlung im Jahr 2023 um 10 Prozent angehoben und die durchschnittlichen Arbeitsstunden konnten um 20 Prozent erhöht werden", rechnet Foodora vor. Die stündlichen Kosten für das Unternehmen seien dabei vergleichbar mit jenen von Mitbewerbern.
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