RH-Prüfung zu Wien Energie
Systematische Schwächen, aber keine Spekulation

Aufatmen bei der Wien Energie. Der Rechnungshof sieht keine Spekulationsgeschäfte in den Abläufen im Jahr 2022 vorliegen. | Foto: Antonio Šećerović/RMW
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  • Aufatmen bei der Wien Energie. Der Rechnungshof sieht keine Spekulationsgeschäfte in den Abläufen im Jahr 2022 vorliegen.
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Der Rechnungshof hat die Vorgänge rund um die Causa Notkredit für die Wien Energie genauer geprüft. Gleichzeitig wurden auch die Strukturen des städtischen Unternehmens unter die Lupe genommen. Damals habe es "systematische Schwächen", aber keine Spekulationen gegeben. Diese Schwächen seien auch behoben worden.

WIEN. Bis heute ziehen die Ereignisse rund um einen von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gewährten Notkredit für die Wien Energie nicht nur politische Kreise. Im Sommer 2022 kam das Unternehmen in finanzielle Turbulenzen, da die börsenorientierten Energiepreise stiegen. 1,4 Milliarden Euro musste die Stadt zuschießen, damit die Wien Energie ihre Sicherheiten bedienen konnte. Die Gelder wurden bereits zurückgezahlt.

Die Opposition schäumte, sprach von einem Alleingang Ludwigs. Das Thema sollte auch zahlreiche unabhängige Institutionen in Österreich beschäftigen. Nach dem Stadtrechnungshof Wien prüfte jetzt auch der bundesweite Rechnungshof die Vorgänge. Konkreter schaute man sich die Abläufe im Unternehmen zwischen 2017 und 2022 an. Am Freitag, 19. Juli, wurde der Prüfbericht veröffentlicht.

Der Rechnungshof hat sich die Abläufe bei der Wien Energie aus den Jahren 2017 bis 2022 genauer angesehen. | Foto: Weingartner-Foto / picturedesk.com
  • Der Rechnungshof hat sich die Abläufe bei der Wien Energie aus den Jahren 2017 bis 2022 genauer angesehen.
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Demnach gab es im Bereich des "Liquiditätsrisikomanagement", also der Bereich, der für die finanzielle Sicherheit und Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens verantwortlich ist,  "systemische Schwächen in der Risikobewertung, -begrenzung, -steuerung und -berichterstattung." Das positive: "Nach dem 26. August 2022 änderte die Wien Energie ihre Absicherungsstrategie und reduzierte das Liquiditätsrisiko."

"Keine Spekulation"

Defizite gab es laut dem Bericht jedoch auf im Zusammenspiel zwischen der Wien Energie und den Wiener Stadtwerken: "Die Wiener Stadtwerke stellten Finanzierungen für den Börsenhandel bereit, ohne von der Geschäftsführung der Wien Energie Alternativen einzufordern und finanzielle Limite festzulegen." Gleichzeitig habe der Aufsichtsrat der Wien Energie "seine Überwachungsfunktion im Hinblick auf das Liquiditätsrisiko nicht umfassend wahrgenommen und intensivierte seine Tätigkeit in einer kritischen Phase nicht."

Die Prüfer stellen jedoch auch deutlich klar: "Die Prüfung ergab keine Hinweise auf den Abschluss spekulativer Handelsgeschäfte." Die Verlagerung der Energiegeschäfte auf die Börse im Jahr 2021 war demnach ein gewöhnlicher, geschäftsüblicher Vorgang.

Aufatmen bei Wien Energie

Bereits am Freitagvormittag reagierte man beim städtischen Energieunternehmen auf den Bericht des Rechnungshofs. Einerseits freut man sich, dass der Bericht die Vorwürfe der Spekulation im Jahr 2022 "entkräftet". Andererseits versicher Wien Energie-Geschäftsführer Michael Strebl: "Wir nehmen die Kritik des Rechnungshofs Österreichs in der Nachbetrachtung der Ereignisse im Jahr 2022 ernst und werden diese gewissenhaft evaluieren und umsetzen."

Wien Energie-Geschäftsführer Michael Strebl sieht die Wien Energie als am besten geprüftes Unternehmen Österreichs derzeit. | Foto: Wien Energie
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Viele Empfehlungen habe man bereits umgesetzt. "Zum damaligen Zeitpunkt hat Wien Energie nach bestem Wissen und Gewissen und im Sinne der Versorgungssicherheit und Preisstabilität gehandelt", so Strebl. "Aus heutiger Sicht müssen wir davon ausgehen, dass so ein Extremszenario theoretisch wieder eintreten kann. Genau deshalb haben wir unsere Schutzmauern noch höher gebaut", stellt Strebl klar.

Festhalten an Energie-Börse

So sei etwa die Liquidität des Unternehmens durch einen im Frühjahr 2023 im Rathaus beschlossenen Schutzschirm gesichert. Selbst dann, wenn es erneut zu Verwerfungen am Energiemarkt kommen würde. Ein wichtiger Schritt sei auch durch die Analyse und Weiterentwicklung von internen Reportings, Stresstesting und der Organisation des Risikomanagements geschehen.

Kritikpunkte des Rechnungshofs an der Organisation, Steuerung und Überwachung des Liquiditätsrisikos und dahingehende Empfehlungen wären bereits in den vergangenen Monaten entsprechend bearbeitet worden. "Auch auf Aufsichtsratsebene hat Wien Energie mittlerweile einen eigenen Risikomanagementausschuss eingeführt, was der Rechnungshof in seinem Bericht auch als zweckmäßig erachtet", stellt man in der Aussendung klar.

Die Wien Energie wird sich von der Energie-Börse nicht zurückziehen. (Symbolbild) | Foto:  m./Unsplash
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Zur Qualitätssicherung arbeite man auch mit dem weltweit aktiven Beratungsunternehmen KPMG zusammen. Generell habe Wien Energie im Zuge der Prüfhandlungen insgesamt über 6.200 Dokumente an die Prüforgane übermittelt, eine Vielzahl von Interviews wären durchgeführt und das Unternehmen damit akribisch geprüft worden. Wien Energie ist aktuell das wohl am besten geprüfte Unternehmen Österreichs", erklärt Strebl. Aber man stellt auch klar, dass es keinen Rückzug von der Energie-Börse geben wird: "Die Energie-Börse ist für die Mengen und saisonalen Besonderheiten von Wien Energie der richtige Handelsplatz."

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Der Rechnungshof hat sich die Abläufe bei der Wien Energie aus den Jahren 2017 bis 2022 genauer angesehen. | Foto: Weingartner-Foto / picturedesk.com
Wien Energie-Geschäftsführer Michael Strebl sieht die Wien Energie als am besten geprüftes Unternehmen Österreichs derzeit. | Foto: Wien Energie
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