Der Großvater des Hybrid Antriebes
Lichtenwörth - Theresienfeld im Jahr 1960, unterwegs mit einem Fuchs Hilfsmotor
Ein rüstiger Pensionist, ausgestattet mit Kamera und einem besonderen Fahrrad, erkundete einst die Gegend rund um Lichtenwörth. Herr Bernt bewohnte in damaliger Zeit ein Haus in Lichtenwörth und besaß zwei weitere Objekte in Theresienfeld. Zu seinen Hobbys zählte unter anderem das Fahrradfahren und die Fotografie.
Mit seiner Kamera dokumentierte er speziell von 1950 bis 1960 zahlreiche Ausflüge, aber auch diverse Bauten in der näheren Umgebung. Die Fahrräder der damaligen Zeit waren generell unverwüstlich und beförderten den Besitzer zumeist zuverlässig an sein Ziel. Wer das nötige Kleingeld besaß, konnte sein Fahrrad mit wenigen Handgriffen etwas aufwerten. Wenn Hr. Bernt mit seinem Fahrrad unterwegs war und ihm die Kraft in den Beinen verließ, konnte ein Hilfsmotor (im Bild ein Fuchsmotor, Verbrennungsmotor) übernehmen oder man nutzte das Rad ganzheitlich als Motorfahrrad. Der kleine HMW Motor „Made in Austria“ treibt das Fahrrad über einen Kettenantrieb am Hinterrad an. Diese Fahrräder zählten zu den frühen Vertretern der Hybrid-Antriebe. Die Fotobücher der Familie Bernt lagern heute im Nadelburgmuseum und sind teilweise dort auch ausgestellt.
Der gewissenhafte Fuchs-Besitzer kontrollierte vor Fahrtbeginn eine Reihe an technischer Bauteile, angefangen von der Funktionsfähigkeit der Glühlampe über Gashebel bis hin zur Glühkerze, immer im Geist betend "möge der Hund doch heute gleich anspringen". Dann geht es los, Fahrzeug am Ständer, Benzinhahn an, 2- bis 3-mal am Vergasertupfer gedrückt, Dekompressor gezogen, mit dem Fuße die Pedale getreten und nach einigen Umdrehungen mit einmal mehr oder weniger Gas läuft das Füchslein. Dann sogleich Gas leicht zurück auf Stand, Kupplung in den Leerlauf, die Luftzufuhr am Vergaser noch kurz anpassen und das Fahrzeug vom Ständer herab. In der Praxis ist diese Prozedur wesentlich schneller durchgeführt, als sich obige Zeilen lesen lassen. Natürlich kann man aber auch normal Radeln und den Motor jederzeit während der Fahrt zuschalten. Ein Nachteil der sich daraus ergibt ist allerdings ein erhöhter Kraftaufwand durch den unweigerlich mitdrehenden Motor, was sich nach einiger Fahrtzeit deutlich auf die Kondition auswirkt. Sprit sparend, aber hechelnd kommt man aber gewiss auch so an das angestrebte Ziel.
"Der stolze Besitzer im Sattel, den Blick in die Ferne gerichtet". Herr Bernt hätte das nötige Kleingeld gehabt für eine richtige "Foxinette" (eine Weiterentwicklung zum Moped) oder auch für ein entsprechend leistungsstärkeres Motorrad, doch er liebte es langsam Unterwegs sein zu können u.a. auch mit seinem HMW Moped "Sport 23", stets ein Blick auf die Schönheit der Landschaft, die Fotokamera im Gepäck mit dabei. Über manch löchrige Straße sei man so dahin geschnurrt, wenn nicht sogar hinweg geschwebt und der 1 PS starke Motor hat einen brav bis ans Ziel gebracht. Ein Fuchs-Motor war sozusagen die unterste Sprosse einer neuen Motorisierung, die in Österreich vorwiegend die arbeitende Bevölkerung ansprechen sollte. In der bekannten Zeitschrift "Motor" von 1949 liest man über das motorisierte Fahrrad und die beginnende Serienproduktion des Zwei-Gänge-Motors mit denkbar einfachem Anbau an ein normales Fahrrad. Den Grundstein dazu legte Konstrukteur Ing. Anton Fuchs mit dessen Betrieb, die "Motorenwerke Fuchs-Königer A.G." Aufgrund interner Unstimmigkeiten folgte eine Neugründung. Die Halleiner Motorenwerke Hinterberger, Schreitl & Co. vormals Halleiner Motorenwerk Aktiengesellschaft, kurz bekannt unter Halleiner Motorenwerke (HMW), erzeugte Fahrrad-Hilfsmotoren, Mopeds und Motorroller. Standorte waren zuerst in Hallein, Ende der 1950er Jahre wurde das Unternehmen nach Kottingbrunn übersiedelt.
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