Privatbrauerei Zwettl
2.000 Tonnen Waldviertler Braugerste fürs Zwettler Bier

- Stoßen auf die Gerstenernte 2021 und die Zusammenarbeit an: Günter Zaiser, Alfred Sturm, Karl Schwarz, Heinz Wasner und Wolfgang Gwiß (v.l.)
- Foto: Privatbrauerei Zwettl/Christoph Kerschbaum
- hochgeladen von Daniel Schmidt
Regionale Produkte liegen bei Konsumenten im Trend – daher setzen immer mehr Produzenten auf dieses Thema. So bezieht die Privatbrauerei Zwettl ihre Braugerste ausschließlich aus dem Waldviertel, wo sie von 100 Landwirten kultiviert wird.
ZWETTL. Die Traditionsbrauerei setzt bewusst auf rot-weiß-rote Rohstoffe, verarbeitet so gut wie ausschließlich heimische Grundstoffe und betreibt de-facto-Vertragslandwirtschaft bei Braugerste und Hopfen.
In diesen Tagen ernteten rund hundert Landwirte im Bezirk Waidhofen/Thaya Gerste für Zwettler. Die Brauerei verarbeitet dann die rund 2.000 Tonnen Braugerste der Sorten Avus und Scala. So benötigt man für ein Krügerl Bier 100 Gramm Braugerste.
„Wir verwenden immer schon – also seit mehr als 300 Jahren – Brauzutaten aus der Region. Nicht etwa, weil es gut für unser Marketing ist, sondern weil wir daran glauben, dass Beschaffungs- und Absatzmarkt ident und die gesamte Region Teil des Erfolges sein sollte. Nachhaltigkeit ist als Kernwert in unserer Unternehmenskultur fix verankert. Das ist mittlerweile nicht nur wirtschaftlich und moralisch ein Gebot der Stunde, sondern entspricht dem Wunsch der Konsumenten“, weiß Geschäftsführer Karl Schwarz.
Herausforderung Klimawandel
Damit der typische Geschmack auch künftig gewährleistet werden kann, ist es immens wichtig, tragfähige Kooperationen mit der örtlichen Landwirtschaft einzugehen. So schließt die Brauerei langjährige Vereinbarungen mit gesicherter Abnahme der Ernte und zahlt einen „Waldviertel-Bonus“ für den begehrten Rohstoff. Neben der bewährten Partnerschaft mit der Erzeugergemeinschaft Edelkorn nimmt Zwettler ab dem kommenden Jahr auch bäuerliche Lieferbetriebe des Lagerhauses Gmünd-Vitis mit mehreren hundert Tonnen Braugerste in diese Kooperation auf.
Der „hohe Norden Niederösterreichs“ zählt in Österreich zu den wichtigsten Anbaugegenden für Sommer- und Winterbraugerste. Das zunehmend heiße und trockene Wetter setzt der Sommerbraugerste zu - hat sie doch nur wenige Monate Zeit, um sich vom Samenkorn zur erntereifen Pflanze zu entwickeln. Fällt in dieser Zeit zu wenig Niederschlag, sinken die Erträge extrem, und die Gerste hat nicht die benötigte Braufähigkeit. Auch der Hopfen ist „ein echter Waldviertler“ – und gedeiht im Waldviertler Reizklima optimal. Sechs Bauernfamilien brachten im vergangenen Jahr mehr als 23.400 Kilogramm Hopfen ein.
Patente der Braukonzerne „machen uns das Leben schwer“
All diesen Bemühungen regionaler Brauereien diametral entgegen steht ein unverständliches Urteil des europäischen Patentamtes: Große internationale Braukonzerne haben sich Patente auf Gerste und Bier eintragen lassen. Beschwerden von Umweltschützern sowie der CulturBrauer Österreichs - denen Zwettler angehört - wurden abgewiesen. Durch Patente auf Pflanzen und Tiere wird die Artenvielfalt und Ernährungssicherheit bedroht, da die Möglichkeiten für weitere Züchtungen eingeschränkt, dadurch Innovationen blockiert und kleine und mittelständische Züchter aus dem Markt gedrängt werden.
„Wir sprechen uns klar gegen Patent auf Leben aus“, so Karl Schwarz. Er appelliert an die heimischen Biertrinker, sich bewusst zu informieren und weiß: „Jede Kaufentscheidung ist eine für oder gegen regionale Produzenten.“
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