WM-Bronze für Aldrian: Stufe für Stufe in die absolute Judo-Weltspitze

Zuhause fertigt Johann Aldrian Holzstiegen an, bei der Judo-WM durfte er selbst aufs Treppchen steigen. | Foto: Franz Krainer
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Der Meister ist Stufensteigen gewohnt: In seiner Firma in Stainz produziert er unter seinem Geschäftsführer und Sohn herausragende Holztreppen und auch im Judo-Sport nimmt er Stufe um Stufe. Der 63-jährige Johann Aldrian ist ein ruhiger Zeitgenosse, überlegt sich jedes Wort, das er sagt und weiß, wie er im Leben an Herausforderungen herangehen muss. Vor wenigen Wochen bei der Europameisterschaft der Senioren in Kroatien hat er sich mit seiner konzentrierten und zielorientierten Art in die absolute Elite gekämpft. Nun sah die Judo-Weltmeisterschaft in Fort Lauderdale (USA) einen weststeirischen Judoka, dem die Gegner allergrößten Respekt entgegenbringen. Mental und körperlich stark ließ er sich sich nach dem Auftaktsieg auch durch eine Vorrundenniederlage nicht beirren. Aldrian legte zwei Weltklasseleute, die Franzosen Alain Curien und Alain Dayez Alain auf die Matte, hatte taktisch die richtigen Ideen und stieg mit Russlands Weltmeister Mikhail Ilinich sowie dem Brasilianer Braulio Borges als Dritter aufs Podium.

Kurz vorm Herzinfarkt

„Man muss die Gegner beobachten, ihre Emotionen kennen und da und dort Schwächen finden, diese provozieren und ausnützen“, grinst der sonst eher introvertierte WM-Dritte. „Ich war überhaupt nicht nervös, dafür meine Frau Elisabeth umso mehr. Ich denke von Kampf zu Kampf und konzentriere mich darauf, während meine Frau dem Herzinfarkt nahe war!“ Aldrian war von der laschen Organisation der WM enttäuscht, litt mit dem zweiten Deutschlandsberger im Bewerb: „Gerhard Stefan hat sich leider bereits im ersten Kampf an der Rippe schmerzhaft verletzt, ein absolutes 'No-Go' im Judosport, sonst hätte ich ihm einiges zugetraut.“

EM als letztes Ziel

Der Bronzegewinner nahm aber von dieser Weltmeisterschaft eine wichtige Erkenntnis mit. Er sieht Europas Judo bereits auf Augenhöhe mit der Weltklasse, vor allem die Belgier und die Franzosen stellen bei internationalen Bewerben sehr starke Teams. Die Japaner, einst eine absolute Bank für Spitzenplätze, werden zunehmend von Russen oder Brasilianern abgelöst. Die Gründe sind kaum erklärbar, die Entwicklung hin zu einer breiten Leistungsspitze ist allerdings sehr zu begrüßen. Aldrian sieht auch große Unterschiede in den einzelnen Altersklassen: „Ohne Erfahrung hast du in den Bewerben älterer Kämpfer eigentlich null Chancen, neben der körperlichen Fitness zählt hier vor allem die Technik und die mentale Stärke.“ Der oftmalige steirische Meister und österreichische Vizemeister betreibt den Judo-Sport mit Unterbrechungen seit 30 Jahren. Ein großes Ziel hat er noch: „Im nächsten Jahr finden die Europameisterschaften in Athen statt, es wäre ein Traum, noch einmal um einen ganz großen Titel kämpfen zu können.“ Aldrian zeigt mit seiner Gelassenheit, aber auch seinem großen Sportlerherzen vielen Menschen jenseits der 60 einen Weg: „Kommt zum Judo, das Verletzungsrisiko ist vernachlässigbar und die aktive Clique in Deutschlandsberg mit meinem Freund Alois Freydl als Mentor ist auch außerhalb der Matte großartig.“

von Franz Krainer

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