Zwischen Sieg und Niederlage
Als Geschäftsführerin von SK Sturm ist Daniela Friedl eine Ausnahmefrau: Von starken Emotionen, ihrer Karenz und der Faszination Fußball.
Am Samstag konnten alle Sturm-Fans jubeln: Wie erleben Sie den Sieg?
Sieg und Niederlage liegen oft nah beieinander. Die Emotionen schwanken schnell zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Jetzt wird aber sicher auch keine Euphorie ausbrechen: Wir stehen erst am Ende des ersten Viertels der Meisterschaft.
Wie spüren Sie es als wirtschaftliche Geschäftsführerin?
Ich bin auch für Merchandising, das Ticketing und alle fanwirksamen Bereiche mitverantwortlich. Vor allem Niederlagen wirken sich hier schnell aus. Bei uns gibt es keine Planbarkeit wie in anderen Firmen, wir sind in vielen Bereichen abhängig von den Ergebnissen.
Bekommen Sie die Emotionen der Fans zu spüren?
Ja, sicher. Viele fühlen sich als Teamchef und wissen vieles besser. Das hört man am Stammtisch, doch man muss Distanz bewahren. Aber ich verstehe die Emotionen auch, ich war selbst 20 Jahre Fan. Fußball ist reine Emotion!
Haben Sie eine Erklärung dafür?
Man fühlt sich als Teil des Teams, erlebt Glücksmomente und Enttäuschungen. Wegen meiner Leidenschaft dafür habe ich auch überlegt, ob ich den Job bei Sturm machen soll.
Weil Sie emotional involviert sind?
Weil ich Angst hatte, dass die Leidenschaft für den Fußball verloren geht.
Und, ist es passiert?
Nein, die Leidenschaft hat sich vielleicht verändert, weil ich mehr Einblick habe und die Menschen dahinter kenne. Früher bin ich als Zuschauerin im Stadion gesessen. Jetzt habe ich bei den Spielen zu tun – die Arbeit ist intensiv: Das sind sieben Tage pro Woche, denn an den Wochenenden sind die Spiele. Da bin ich immer im Stadion und mache unter anderem die Sponsoren-Betreuung.
Nun waren Sie in Karenz und sind seit September wieder zurück im Job.
Ja, mein Sohn ist sieben Monate alt. Ich arbeite nun 20 Stunden, werde aber bald wieder voll einsteigen. Ich wollte schnell zurück in den Job.
Hören Sie die Frage nach der Vereinbarkeit?
Ja. Bei uns klappt das gut, weil mein Mann jetzt in Väter-Karenz ist. So ist immer jemand von uns beiden beim Kind.
Sind Sie als Frau eine Ausnahmeerscheinung in Ihrer Position?
Ja, soviel ich weiß, bin ich in Österreich die einzige Frau als Geschäftsführerin bei einem Fußballverein.
Ist das spürbar?
Ich denke nicht darüber nach. Ich muss meine fachliche Leistung bringen und kompetent sein.
Mussten Sie sich anfangs als junge Frau behaupten?
Am Anfang, wenn ich mich als Geschäftsführerin vorgestellt habe, gab es oft ein paar Sekunden Schweigen, aber das erledigt sich schnell.
Haben Sie selbst je Fußball gespielt?
Nein, ich habe Hockey, Squash und Tennis gespielt. Damenfußball war früher weniger präsent und bekommt auch heute leider noch wenig Aufmerksamkeit. Sturm hat drei Frauen-Mannschaften, eine spielt in der Bundesliga.
Seit wann lieben Sie Fußball?
Mein Vater ist ein großer Sturm-Fan. Ich war schon mit 10 Jahren mit im Stadion, aber nie mit ihm – das wäre mir damals ja peinlich gewesen (lacht).
WOCHE-WORDRAP
Als Mann würde ich: nichts anders machen!
Ein Glücksmoment: Ich habe mir unlängst eingebildet, dass mein Sohn so etwas ähnliches wie „Mama“ gesagt hat.
Mein liebstes Schimpfwort: Das ist nicht druckreif! Ich bin
in der Fußball-Branche (lacht)
Als TV-Charakter wäre ich gerne: Pippi Langstrumpf, weil ich Schweden liebe und weil sie für mich Freiheit verkörpert.
STECKBRIE
geb. 15.5. 1978, Studium Betriebswirtschaft, arbeitet u. a. bei d. Industriellen Vereinigung, ist Geschäftsführerin Wirtschaft bei SK Puntigamer Sturm
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