Schottenstift: Schätze in antiken Schubladen
Was sich hinter den Klostermauern des Schottenstifts im 1. Bezirk verbirgt, zeigte Stiftsarchivar Maximilian Trofaier der bz-Wiener Bezirkszeitung.
"Ein Archivar sitzt nicht den ganzen Tag am Schreibtisch und brütet über einem alten Buch", erklärt Trofaier. "Morgens schalte ich zuerst meinen Computer ein und checke meine E-Mails". So romantisch man sich die Arbeit im Archiv auch vorstelle, es gehöre auch sehr viel Organisatorisches dazu, sagt er.
Dem Stiftsarchiv des Schottenstifts sei es ein Anliegen, die Begeisterung für Geschichte bei einem möglichst breiten Publikum zu wecken. "Wir bieten Führungen an, sind auf Facebook aktiv und betreiben einen Blog", sagt Trofaier. Im Archiv kommen nicht nur die großen, sondern auch die alltäglichen Seiten der Geschichte zutage, das sei besonders spannend.
Das Stiftsarchiv hat breite Bestände, nicht alle haben laut Trofaier mit dem Kloster zu tun. "Außenstehende denken zunächst einmal meist nur an Urkunden, aber wenn man ein Aktenstück aus dem 19. Jahrhundert gut aufbereitet und einen Bezug zum Jetzt aufbaut, weckt auch das Interesse", erläutert Trofaier.
Schubladen-System wie damals
Eine Besonderheit im Stiftsarchiv ist das Schubladen-System. "Die Aufbewahrung in Schubladen ist die frühneuzeitliche Methode, die wir hier beibehalten haben", führt Trofaier aus. "Im Mittelalter lagerte man die Urkunden in Truhen, Ende des 15. Jahrhunderts verwendete man dann Schubladen." Heute lagern Archive ihre Bestände in Schachteln auf Regalen.
>> Alle Eindrücke des Besuchs im Stiftsarchiv finden Sie in der Bildergalerie!
Maximilian Trofaiers Geheimtipp: Das Stiftsmuseum
"Hier gibt es Stücke aus der Kunstsammlung zu sehen, aber auch Münzen, liturgische Geräte und Handschriften. Es ist sogar eine naturhistorische Sammlung im Museum untergebracht! Das Highlight ist der sogenannte Wiener Schottenaltar aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das besondere daran ist, dass der Künstler im Hintergrund Originalschauplätze gemalt hat. Das Stadtpanorama Wiens findet man heute in vielen Schulbüchern. Es zeigt Wien um 1470 und ist die älteste topografisch richtige Darstellung der Stadt."
Zur Sache: Das Archiv des Schottenstifts
Das Archiv ist sozusagen das historische Gedächtnis des Schottenstifts. Neben dem eigentlichen Stiftsarchiv gibt es ein Musikarchiv, ein Wirtschaftsarchiv und die Handschriften- und Inkunabelsammlung. Inkunabeln, oder Wiegendrucke, sind Bücher, die zwischen 1454 und 1500 gedruckt wurden.
>> Hier geht's zum Blog des Stiftsarchivs
>> Hier finden Sie das Stiftsarchiv auf Facebook
4 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.