Studie über Mobilität in Wien
Autoverkehr in vielen Bezirken abgeschlagen
Schon neun Wiener Bezirke haben einen Anteil von 80 bis 89 Prozent bei der autofreien Mobilität: Zu diesem Schluss kommt der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) in einer aktuellen Analyse.
WIEN. Der Anteil von Zu-Fuß-Gehen, Radfahren und Öffis am gesamten Verkehrsaufkommen ist in manchen Wiener Bezirken bereits beeindrucken. In der Inneren Stadt, die das Ranking anführt, kommen diese drei Fortbewegungsarten insgesamt auf 89 Prozent. Nur noch 11 Prozent der Wege werden demnach mit dem Auto zurückgelegt. Leopoldstadt, Landstraße, Mariahilf und Neubau folgen mit jeweils 84 Prozent autofreier Verkehr. Den niedrigsten Anteil autofreier Mobilität hat Liesing mit 50 Prozent.
Spazierengehen boomt im Corona-Jahr
Für die Analyse hat der VCÖ Daten von 2015 bis 2019 herangezogen, also noch vor der großen coronabedingten Verhaltensänderung im Vorjahr. 2020 wurde das Zu-Fuß-Gehen ja nochmals beliebter, wie der Modal Split der Wiener Linien zeigt.
Am häufigsten mit Öffis unterwegs sind die Bewohnerinnen und Bewohner der Brigittenau, sie legten 51 Prozent ihrer Alltagswege mit Öffis zurück. An zweiter Stelle liegen ex aequo die Leopoldstadt und Simmering mit 44 Prozent vor Favoriten mit 42 Prozent sowie der Donaustadt und Rudolfsheim-Fünfhaus mit jeweils 41 Prozent.
Bezirke 3, 4, 5 besonders radfreundlich
Beim Zu-Fuß-Gehen hat der 1. Bezirk die Nase vorn, wo die Bevölkerung schon vor der Coronakrise die Hälfte ihrer Alltagswege zu Fuß zurücklegte. Viel zu Fuß gegangen wird auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern in Meidling, Rudolfsheim-Fünfhaus, Mariahilf, Neubau und Währing. Und das Fahrrad als Verkehrsmittel wird am häufigsten in den Bezirken Landstraße, Wieden und Margareten genutzt. Der Radverkehr hatte hier bereits einen Anteil von 15 Prozent der Alltagswege.
Um Radfahren und Zu-Fuß-Gehen – klimaneutrale und gesunde Formen der Fortbewegung – noch attraktiver zu machen, brauche es Unterstützung der Stadt, sagt der VCÖ-Experte Michael Schwendinger: "Gehsteige und Radwege sind oft zu schmal, bei Fußgängerampeln sind Grünphasen zu kurz und Rotphasen zu lange, die Radinfrastruktur weist viele Lücken auf.“ Auch dominiere das Auto vielerorts das Stadtbild, auch wenn es eben gar nicht mehr den Löwenanteil des Verkehrs ausmache: „Wenn in vielen Straßen selbst den parkenden Autos mehr Platz eingeräumt wird, als den Wienerinnen und Wienern, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sind, dann passt das einfach nicht zu einer Klimamusterstadt.“
Auch die Nahversorgung spiele eine Rolle, so VCÖ-Sprecher Christian Gratzer: "Wo das Angebot gut ist, aber auch wo Nahversorgung und Alltagsziele in der Nähe sind, ist das Radfahren und Gehen beliebter." Es gebe sowohl bei der Breite der Radwege als auch bei den Öffi-Routen noch Nachholbedarf. Aber auch Verkehrsberuhigung spiele eine Rolle: "Viele trauen sich einfach nicht Rad zu fahren weil es zu viele Autos gibt."
Die ersten Plätze in den jeweiligen Kategorien im Detail:
Anteil autofreier Mobilität (Anteil Öffis, Gehen und Radfahren an der Mobilität der Bevölkerung – Durchschnitt Zeitraum 2019 – 2015)
- 1. Innere Stadt: 89 Prozent
- 2. Leopoldstadt, Landstraße, Mariahilf, Neubau: 84 Prozent
- 6. Rudolfsheim-Fünfhaus: 82 Prozent
- 7. Wieden, Margareten: 81 Prozent
- 9. Brigittenau: 80 Prozent
Wo in Wien am meisten zu Fuß gegangen wird (Anteil der von der Bezirksbevölkerung zu Fuß zurückgelegter Wege)
- 1. Wien Innere Stadt: 51 Prozent
- 2. Meidling, Rudolfsheim-Fünfhaus: 37 Prozent
- 4. Mariahilf, Neubau: 36 Prozent
- 6. Währing: 35 Prozent
- 8. Landstraße, Josefstadt, Alsergrund: 34 Prozent
Top 7 Fahrrad-Bezirke (Anteil der von der Bezirksbevölkerung mit dem Rad zurückgelegten Wege)
- 1. Landstraße, Wieden, Margareten: 15 Prozent
- 4. Mariahilf, Neubau: 14 Prozent
- 6. Hernals: 13 Prozent
- 7. Ottakring: 11 Prozent
Top 7 Öffi-Bezirke (Anteil der von der Bezirksbevölkerung mit Öffis zurückgelegten Wege)
- 1. Brigittenau: 51 Prozent
- 2. Leopoldstadt: 44 Prozent, Simmering: 44 Prozent
- 4. Favoriten: 42 Prozent
- 5. Donaustadt: 41 Prozent
- 6. Rudolfsheim-Fünfhaus: 41 Prozent
- 7. Ottakring: 39 Prozent
(Daten der Stadt Wien, jeweils Durchschnitt Zeitraum 2019 – 2015)
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