Katholische Kirche im Salzkammergut
Sonntagspredigt für 6. Juni: "Wie im Paradies"

Teresa Kaineder | Foto: Reinhard Winkler

SALZKAMMERGUT. "Wie im Paradies“ verspricht der heurige Höhenrausch, das Kulturerlebnis hoch über den Dächern von Linz, und lockt damit in die Landeshauptstadt. Das Thema „Paradies“ bietet nicht nur der Kunst immer wieder spannende Auseinandersetzungen. Bilder von wunderschönen Urlaubsdestinationen lassen mich gerade von paradiesischen Auszeiten träumen. Das Paradies steht für einen Sehnsuchtsort, wo das Leben leicht und schön ist.
Die heutige Lesung (Gen 3,9-15) erzählt von den ersten Menschen – im Paradies. Diese Texte sind vielen bekannt. Ein alter Hut, meinen vielleicht die einen. Andere stoßen sich daran. Alte Bilder und fälschliche Interpretationen der Rolle der Frau in dieser Erzählung sind immer noch tief in den Köpfen verankert. Wieder andere behaupten, es handle sich um historische Berichte.
Es sind Erzählungen des Anfangs, wie alles im Prinzip ist, jedoch sind es keine historischen Berichte. Es sind Darstellungen, die den Menschen in seinen Erfahrungen zeigen – mit all den großen Fragen und auch Problemen: Was ist der Mensch? Was ist seine Bestimmung?

Vertreibung aus dem Paradies

Adam und Eva essen vom Baum der Erkenntnis, was zur „Vertreibung aus dem Paradies“ führt. Hier wird wertfrei davon erzählt, was ist: Das Böse, die Mühsal, das Schwierige ist auch in der Welt. Und zwar nicht als Strafe, sondern als etwas, das ist, wie es ist. Als Beziehungswesen stehen wir immer wieder auch vor nicht intakten Verbindungen und gestörtem Vertrauen – auch Gott gegenüber. Es gibt im Text keine Erklärung für diese Störung, er benennt keinen Sündenbock (auch nicht die Frau!). Die Formulierung zeigt vielmehr, dass diese Zustände der Mühsal und der gestörten Beziehungen eigentlich nicht gottgewollt sind.

Befreiung aus dem Paradies?

Man kann diese Geschichte als eine Erzählung des Erwachsen-Werdens lesen. Eltern wollen ihre Kinder vor allen Schwierigkeiten schützen und merken gleichzeitig, dass dieses Behüten der Kinder letztlich nicht immer möglich und sinnvoll ist. Es gibt den Zeitpunkt, wo Kinder sich lösen. Sie erkennen den Unterschied zwischen Gut und Böse. Der Drang und die Lust nach Selbstverantwortung und Freiheit wird größer. Es öffnet sich eine neue Welt, die zwar voller ambivalenter Erfahrungen ist, in der man sich aber selbst entdeckt und neugierig lernt.
Das Leben ist nicht immer leicht und schön. Aber die Geschichte ermutigt mich, mich ins volle Leben zu stellen, eigenverantwortlich zu sein, zu entdecken und zu erkennen. In Freiheit zu lernen – verbunden mit meiner inneren Stimme, mit den Menschen um mich herum, mit der Natur, mit dem Göttlichen.
Die Predigt stammt von Teresa Kaineder, Leitung kirchliche Projekte und Initiativen im Rahmen der Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024.

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