Landesgericht St. Pölten

Amstettner rastete aus und flüchtet über Balkon vor Polizei

Bei einer Auseinandersetzung mit seinem Vater im vergangenen August rastete ein 42-Jähriger aus dem Bezirk Amstetten derart aus und warf mit Gegenständen um sich, bis der Vater die Polizei rief.

BEZIRK. Die Beamten versuchten, den außer Kontrolle geratenen Mann zu beruhigen. Dieser wollte nicht mit ihnen sprechen, forderte sie jedoch auf, ihn zu erschießen. Schließlich sprang er von einem Balkon im ersten Stock und setzte sich in seinen Pkw. Ein, vor dem Haus wartender Beamter versuchte sich dem Flüchtenden in den Weg zu stellen, musste jedoch zur Seite springen, als der 42-Jährige losfuhr, ohne Rücksicht darauf, dass er den Polizisten, der vor seiner Motorhaube stand, zumindest verletzen zu können. Nach einer Verfolgungsjagd kam das Fahrzeug des Flüchtenden durch eine Kollision auf einem Waldweg zum Stillstand. Vor Ort ließ er sich schließlich widerstandslos festnehmen und von den Beamten aufgrund seiner Verfassung in eine psychiatrische Klinik bringen.

Schwere Körperverletzung

Es handle sich hier um eine versuchte schwere Körperverletzung bzw. um den versuchten Widerstand gegen die Staatsgewalt, erklärte der St. Pöltner Staatsanwalt Leopold Bien im Prozess gegen den 42-Jährigen, ergänzte jedoch, dass der Betroffene zum Tatzeitpunkt schuldunfähig gewesen sei und es nun nur darum gehe, ob von dem Betroffenen auch in Zukunft ein entsprechendes Gefahrenpotential zu erwarten sei.
Gutachter Dietmar Jünger sprach von einer schizoaffektiven Erkrankung, die sich in einer Akutphase durch eine Realitätsverschiebung in aggressivem, gereiztem Verhalten zeige. Der Betroffene habe dabei nicht von sich aus die Absicht, jemanden zu verletzen, er könnte jedoch Situationen schaffen, in denen andere entsprechend gefährdet seien. Nach zwei abgebrochenen Behandlungsphasen habe er zuletzt Depotmedikamente erhalten, die ihn in einem stabilen Zustand halten, in dem kaum eine Gefährdung durch ihn zu erwarten sei.

Freiwillig in Behandlung

„Ich will, dass es keine Probleme mehr gibt, deshalb halte ich mich an alles, was vorgeschrieben ist“, wiederholte der Betroffene mehrfach gegenüber Richter Slawomir Wiaderek, dem er auch bestätigte, dass es ihm jetzt gesundheitlich sehr gut gehe. Verteidigerin Nabila Ehrhardt betonte, dass sich ihr Mandant freiwillig in Behandlung begeben und nun auch einen Arbeitsplatz in Aussicht habe. Darüber hinaus schloss sie sich der Meinung des Staatsanwalts an, wonach aufgrund des Gutachtens die strafrechtlichen Voraussetzungen für die Einweisung des Mannes in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher nicht gegeben seien. Seitens des Senats wurde in der Folge der entsprechende Antrag rechtskräftig abgewiesen. Wiaderek appellierte jedoch an die Eigenverantwortung des 42-Jährigen, seine Therapie fortzusetzen.