Brücke zwischen Ach und Burghausen
Die weltkürzeste Einbahnstraße?

- Handelt es sich bei der Einbanstraße auf der "Alten Brücke" zwischen Ach und Burghausen um die weltkürzeste ihrer Art?
- Foto: Weinberger
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Die Einbahnregelung auf der "Alten Brücke" zwischen Ach und Burghausen erhitzt die Gemüter. In Kürze sollen sich Verkehrsexperten aus Österreich und Deutschland zur Sache äußern.
HOCHBURG-ACH, BURGHAUSEN. Seit Januar 2021 herrscht auf der "Alten Brücke" zwischen Ach und dem Stadtplatz Burghausen der Einbahn-Betrieb. Es darf dort seither nur noch von Ach nach Burghausen gefahren werden, was die – nun verkehrsgeplagten – Anrainer an der Ausweichstrecke zwischen Kreisverkehr Wanghausen und Ach auf die Palme bringt. Etwa zeitgleich zum Start der Regelung formierte sich Widerstand in Form einer Bürgerinitiative: 120 Anwohner verliehen mit Unterschriftenaktionen, offenen Briefen und einer Demo ihrem Anliegen Ausdruck.
Mehr Leute, weniger Verkehr
Der Wunsch nach der Einbahnstraße geht auf eine Initiative von Burghausen zurück – Florian Schneider, Bürgermeister der Stadt: "Mein Ziel ist es die Burghauser Altstadt zu beleben. Die Einbahnstraßenregelung ist eine Maßnahme dazu, den Durchgangsverkehr zu reduzieren. Wir haben dadurch etwa 4.000 Autos pro Tag weniger in der Altstadt.“
"Mein Ziel ist es, die Burghauser Altstadt zu beleben."
Florian Schneider, Bürgermeister von Burghausen
Zwei Drittel der Autofahrer zu schnell
Dass durch die Einbahnregelung Umsatzeinbrüche entstehen befürchten nun aber auf deutscher Seite sowohl Wirte, als auch Geschäftsinhaber am Stadtplatz. Anrainer der Uferstraße L501 leiden nun unter erhöhter Lärmbelastung und mehr Gefahren: Drei Engstellen müssen an der salzachnahen Landesstraße passiert werden, wo es vorher nur eine gab. Eine Bushaltestelle für Schulkinder und Parkplätze können nur über die L501 erreicht werden, und dort fahren zwei Drittel der Autofahrer zu schnell, wie Christian Weinberger, ein Mitglied der Bürgerinitiative berichtet.
Nicht Gemeinde- sondern Landessache
Martin Zimmer, Bürgermeister von Hochburg-Ach, weiß Bescheid um die Verdreifachung des Verkehrs an der L501 und auch, dass die Spritpreise auf deutscher Seite den Tanktourismus noch verstärken. Ihm und der Gemeinde Hochburg-Ach sind die Hände gebunden, weil die österreichische Seite der Brücke dem Land OÖ gehört. Und auch wenn Bürgermeister Zimmer heute sagt: "Die Brücken schaffen Verbindung und keine Trennung", lehnte das Land vor einigen Jahren den Burghauser Wunsch nach einer Einbahnstraße ab.
„Die Brücken schaffen Verbindung und keine Trennung.“ Martin Zimmer, Bürgermeister von Hochburg-Ach
Besitzerwechsel bei deutscher Hälfte
2020 gewinnt die Stadt dann eine Teilschlacht: Burghausen wird Besitzerin der deutschen Brückenhälfte und der Player "Bund" fällt auf deutscher Seite aus dem Spiel. Seither ist die Stadt in jeder Hinsicht verantwortlich für das Straßenstück: Wartung, Instandhaltung, Beschilderung und Überschwemmungsschutz sind nun ihre Angelegenheit. Monate nach dem Erwerb wird der Beschluss zur Einbahnregelung gefällt. Doch die Sache ist komplex, denn der Waren- und Lieferverkehr muss aufrechterhalten werden.
Gilt die Einbahnregelung daher nur für etwa einen Meter? Bei einem in Kürze anstehendem Termin mit Verkehrsexperten sollen diese Frage und ein künftiges Verkehrskonzept diskutiert werden.
Chronologie
- 1962: Brückenbau (Fahrbahnbreite 4,5 m, zwei Gehwege)
- 2000: Sanierung: Gehwege werden entfernt
- 2010: Erste Ideen zur Einbahnregelung
- 2011: Erste Unterschriftenaktion gegen Einbahnregelung
- 2017: Burghausens Bürgermeister arbeitet Anfrage an Land OÖ aus
- 2017: Zweite Unterschriftenaktion, Gespräche mit Ämtern in OÖ
- 2020: Burghausen wird Besitzer der Brücke bis zur Mitte
- 2020: Burghauser Stadtrat beschließt Einbahnregelung
- 2021: Start einer sechsmonatigen Testphase der Einbahnregelung. Es folgt die Verlängerung des Testbetriebes. Die Entscheidung über einen Dauerbetrieb wird bis auf weiteres vertagt.*
- 2021: Gründung einer Bürgerinitiative, Unterschriftenaktion, offener Brief an die Bürgermeister und Demo gegen die Einbahn.
*Hier stand vorher: 2021 Beschluss zum Dauerbetrieb. Am 4. November 2021 wurde diese Information von der Stadt Burghausen berichtigt.
Kommentar
Eine Brücke, die verbindet und nicht trennt: Ein gerechtfertigter Wunsch auf beiden Seiten der Salzach. Wenn in Ach und in Burghausen über die Einbahnregelung auf der Brücke diskutiert wird, hört man viele Gegenstimmen. Sind die wenigen Befürworter allesamt keine Anrainer, sondern Touristen? Dass Verkehrsberuhigung bei Geschäftsbetrieben am Stadtplatz auf Gegenstimmen stößt, verwundert nicht.
An der Engstelle in Ach dürften die Geschäfte über weniger Verkehr vor der Tür froh sein. Einen Kompromiss zu finden, ist ein schwieriges Unterfangen: Supermarkt und Tankstelle am Kreisverkehr Wanghausen, Megabrücke über das Salzachtal, Ring-Einbahn auf der kompletten Strecke, Fußgängerzone auf der Brücke oder Ausbau der L 501? Die Diskussionen laufen heiß und es bleibt spannend, welche Lösung das Rennen machen wird.
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