Restmüllanalyse in Braunauer Wohnblock
"Ein Drittel könnte man recyceln"
Bierdosen, Grasschnitt und verpackte Leberkässemmerl: Ein Drittel des Restmülls eines Wohnblocks in Braunau könnte recycelt werden.
BRAUNAU. Drei Container mit jeweils 1.100 Liter Fassungsvermögen kommen jede Woche in einem Braunauer 52-Parteienhaus zusammen – allesamt bis oben hin voll mit Restmüll. Pro Wohnung sind das zwei 5-Liter-Kübel Müll täglich. So landen allein in dieser Wohnanlage jährlich 172 Kubikmeter Abfall in der Müllverbrennung – damit könnte man das Schwimmerbecken im Hallenbad zu einem Drittel füllen.
Restabfall analysiert
Zuviel für den Bezirksabfallverband und die Stadtgemeinde Braunau. Mit einer Restabfallanalyse wollen sie nun die Braunauer aufrütteln und Bewusstsein für die Mülltrennung schaffen. "Wir haben eine für Braunau ganz bespielhafte Wohnanlage gewählt. Hier wohnt der typische Braunauer – mal als Single und mal als Familie", erklärt Andres Eppacher, Leiter des Wirtschaftshofes in Braunau. Doch Eppacher weiß: "Generell wird in Mehrparteienhäusern weniger getrennt. Statistisch entsorgt jede Person pro Woche 20 bis 30 Liter Restabfall. In Einfamilienhäusern kommen im gleichen Zeitraum 10 Liter zusammen."
Einwegpfand dringend nötig
Doch Müll kostet Geld: "Wer richtig und optimal trennt, sollte theoretisch nur wenig Restabfall übrig haben. Trennen die Mieter ihre Abfälle unzureichend und entsorgen alles im Restabfall, entstehen hohe Kosten", weiß Petra Wagner vom Bezirksabfallverband (BAV) in Braunau. Deshalb plädieren Eppacher und Wagner schon lange auf ein Einwegpfand: "Ein Pfandsystem für Dosen und Flaschen würde helfen, den Restmüll stark zu minimieren. Allein bei unserer Analyse der 3.300 Liter Restmüll haben wir 120 Liter PET-Flaschen und 120 Liter Getränkedosen gefunden", betont der Wirtschaftshofleiter.
Altpapier im Restabfall
Sechs Helfer haben zwei Stunden lang die 3.300 Liter Müll des Wohnblocks sortiert und waren erschrocken, was darin alles zum Vorschein kam: Zimmerpflanzen in Plastiksackerl, Batterien, Glasflaschen, Dekoartikel und vor allem sehr viel Plastik: Rund ein Fünftel des Restabfalls waren Kunststoffverpackungen, die sich leicht recyceln lassen.
Zwei 120-Liter-Mülltonnen voll mit Altpapier und Karton sammelten die Helfer ebenfalls aus dem Restmüll: "Und das obwohl unmittelbar neben den Restabfallcontainern ein entsprechender Sammelbehälter bereit steht", zeigt sich Wagner verwundert. Ähnlich verhält es sich mit dem Bioabfall: 120 Liter kompostierbarer Müll fand nicht den Weg in die entsprechende braune Tonne. Grünschnitt, Balkonpflanzen und Kochabfälle werden so verbrannt, statt daraus wertvollen Kompost produzieren zu können.
Mindeshaltbarkeit nicht überschritten
Originalverpackte Leberkässemmerl, angebrochene Kekspackungen, Quetschies und Unmengen an Brot. Insgesamt 120 Liter verpackte Lebensmittel wurden hier innerhalb einer Woche weggeworfen: "Es wäre ein Leichtes die Lebensmittel von der Verpackung zu trennen und in der Biotonne zu entsorgen. Erschreckend ist, dass bei vielen der Lebensmittel das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht überschritten war", so Wagner. So landeten Lebensmittel im Wert von 200 bis 300 Euro in der Tonne.
Braunaus Restabfall geht üblicherweise ohne weitere Aussortierung in die Verbrennungsanlage und wird nur thermisch genutzt. Die entstehenden Abgase müssen aufwendig gereinigt werden, die Asche und die Schlacken landen auf der Deponie. "Verpackungen, Bioabfall und Altstoffe können im Gegensatz dazu gut recycelt werden", weiß Wagner.
Großes Einsparpotenzial
Die BAV-Mitarbeiterin rechnet vor: "In der Stadt Braunau bezahlt man für die wöchentliche Entleerung eines 1.100 Liter Containers 4.000 Euro. Mindestens ein Drittel des Restabfalls – also ein ganzer Container – hatte durch bessere Trennung leicht vermieden werden können. Jede Wohnung würde sich so rund 80 Euro Betriebskosten pro Jahr sparen." Nach der Trennaktion lieben "nur" 1.400 Liter Restabfall übrig. Der Rest wurde der Weiterverwertung zugeführt.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.