Kriseninterventionsteam Braunau
Hilfe bei traumatischen Ereignissen
Das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes Braunau leistet bereits seit 23 Jahren psychosoziale Erste Hilfe – und das auch noch ehrenamtlich.
BEZIRK. Reanimationen, Suizide, Gleis-Unfälle, plötzliche Todesfälle, Kindernotfälle und vieles mehr – es gibt viele Gründe für den Einsatz des Kriseninterventionsteam (KI-Team) des Roten Kreuzes Braunau. Das Team wurde im Jahr 1999 gegründet und besteht aus zwölf KI-Mitarbeitern und drei Notfallseelsorgern. Das Ziel des KI-Teams ist, traumatisierten Personen nach schrecklichen Ereignissen ihre Handlungsfähigkeit wiederzugeben, die durch Schock, Trauer und Ohnmachtsgefühle oft stark eingeschränkt wird.
Für die Mitarbeit im Team gibt es einige Voraussetzungen: „Das Mindestalter für diese Tätigkeit liegt bei 25 Jahren. Der Altersdurchschnitt im Team ist zur Zeit zwischen 50 und 55 Jahren“, erklärt Franz Ginzinger, Bezirkskoordinator KI-Braunau. Auch Einfühlungsvermögen, Verschwiegenheit und Diskretion sind ein Muss für diese Tätigkeit. Zudem überprüft ein Psychologe an einem Auswahltag beim Roten Kreuz in Linz die psychische Eignung potenzieller neuer Mitarbeiter. Danach folgt eine Ausbildung in Theorie und Praxis mit fünf Modulen. Aber: „Man sollte das schon in sich haben, die Ausbildung gibt einem nur das nötige Werkzeug“, weiß Ginzinger.
Immer auf Abruf
Die Mitarbeit im KI-Team erfolgt ehrenamtlich. Nachdem kein Dienstplan möglich ist, sind die Mitglieder rund um die Uhr abrufbereit. Pro Jahr kommt das Team zwischen 80 und 85 Mal zum Einsatz. Die Alarmierung erfolgt nach Anforderung von Rettungskräften, Exekutive oder Ärzten ausschließlich über die Leitstelle Innviertel. Zeitgleich mit dem Anruf wird eine kurze SMS mit dem Grund für den Einsatz und dem Einsatzort an alle Mitarbeiter gesendet.
Im Idealfall übernehmen Mitarbeiter aus der Umgebung den Einsatz, indem sie bei der Leitstelle anrufen und dann versuchen, so rasch wie möglich am Ort des Geschehens zu sein. In der Regel dauert ein Einsatz eine bis drei Stunden, manchmal aber auch länger. Er wird immer von zwei KI-Mitarbeitern oder einem KI-Mitarbeiter und einem Notfallseelsorger durchgeführt. Bei komplexeren Einsätzen, wenn mehrere Personen Betreuung benötigen, kommen natürlich auch mehr Mitarbeiter zum Einsatz. „Auch wenn wir manchmal nur kurz vor Ort sind, die Betreuung ist eigentlich nie unerwünscht“, sagt der Koordinator.
Jeder Einsatz ist einmalig
Die Teammitglieder betreuen psychisch traumatisierte Menschen, für die in der Akutsituation oft niemand Zeit hat. Sie versuchen, ihnen das Gefühl der Hilflosigkeit zu nehmen und unterstützen sie dabei, sich von den verstorbenen Angehörigen zu verabschieden. Ein Einsatz ist erfolgreich, wenn die Personen wieder handlungsfähig sind. Die Nachbetreuung erfolgt dann durch die Krisenhilfe. Das KI-Team übergibt hier entweder die Kontaktdaten oder fordert die Krisenhilfe bei besonders schweren Schicksalsschlägen auch gleich selbst an. „Da wir nur für die Akutbetreuung zuständig sind, ist jeder Einsatz absolut einmalig. Wir dürfen dort nicht noch einmal hin“, erklärt Ginzinger.
Nach dem Einsatz wird dieser nochmal mit dem Teampartner besprochen. Einmal pro Monat findet zudem eine Teambesprechung statt. „Man versucht immer, es nicht an sich heran zu lassen, und darüber zu reden, hilft. Als KI-Teammitglied muss man handlungsfähig sein, deshalb sollte man mitfühlen, aber nicht mitleiden“, so der Koordinator. Bei Bedarf können die Teammitglieder auch selbst die Krisenhilfe oder psychologische Betreuung in Anspruch nehmen.
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