YouTube-Videos für Grundschulkinder
Neukirchner Lehrerin setzt auf Homeschooling-Videos
Eva Wöckl ist Grundschullehrerin in Ostermiething. Die Neukirchnerin versucht die Kinder auf vielen Kanälen zu erreichen – via Telefon, aber auch über Youtube-Videos. Ein Gespräch über bemalte Wände, Motivation und darüber, was wir aus der Krise lernen können.
Homeschooling-Videos: Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
EVA WÖCKL: "Sehr spontan. Da ich meine Klasse erst zu Semester übernommen habe, hatten wir noch nicht so viel Zeit zum "Beschnuppern". In erster Linie sind die Videos an meine Klasse gerichtet, damit wir in Kontakt sind und mich die Kinder auch sehen können."
Die Videos sind für Grundschulkinder gedacht. Um was gehts?
"Die ersten Videos beinhalten das 'Philosophieren mit Kindern' und Kinderlieder, die ich mit der Gitarre begleite. Sie dauern zwischen vier und fünf Minuten. Künftig werden es auch Inhalte sein, die zum Tüfteln und Forschen einladen."
Sie sind Montessorilehrerin. Wie passt der Ansatz des "handelnden, experimentellen Lernens" zu unserer aktuellen Lage?
"Sehr gut. Wir sind umgeben von einer noch nie dagewesenen Situation und es bleibt uns nichts anders übrig, als unser angelegtes Potential auszuschöpfen und konkrete Entwicklungsfortschritte zu machen. Es geht jetzt darum, verschiedene Kanäle miteinander zu verknüpfen. Die Technik kommt nun zum Einsatz – der sinnvolle Umgang mit Handy, Laptop und Tablet steht nun im Vordergrund." (Quelle: Ruth Karner)
Sie haben drei Burschen (4, 8 und 10 Jahre): Wie läuft das Homeschooling bei Ihnen?
"Die Küche ist unser zentraler Ort, an dem gearbeitet wird. Papa macht Home-Office und sitzt mit dem Laptop bei den Kindern am Tisch. Es gibt gute Tage, wo alles wie am Schnürchen läuft – und schlechtere Tage, wo Wände bemalt, gestritten, gekämpft und geweint wird. Aber das ist mit und ohne Corona-Isolation so."
Wo sehen Sie die Chancen bzw. Probleme des Homeschoolings?
"Jetzt kommt es drauf an, aus der Krise etwas zu machen, was positive Nachwehen für die Zeit danach trägt. Wir haben die Aufgabe, etwas zu verändern. Wir können jetzt im Schulsystem Dinge machen, die wir nie gemacht haben. Problematisch könnte es für Kinder und Familien werden, die überfordert sind. Die derzeitige Situation ist für jeden anders. Menschen haben Sorgen, Ängste, sind vielleicht arbeitslos. Dazu kommen Konflikte, die eventuell die Gewaltbereitschaft steigen lässt."
Welche Tipps haben Sie für Eltern?
"Lernen zu Hause braucht liebevolle Begleitung und wir müssen uns zugestehen, auch mal nicht zu funktionieren. Die Kinder können sich in Selbstständigkeit üben – das heißt aber nicht dass sie dann mit ihren Aufgaben alleine dastehen sollen. Fixe Zeitfenster und Strukturen tun den Kindern gut – und weniger ist oft mehr: Also der Nachmittag sollte in jedem Fall frei von jeder Schulform sein. Und nicht vergessen: Langeweile ist die große Schwester der Kreativität."
Was denken Sie: Wird es in diesem Semester noch ein Wiedersehen in der Klasse geben?
"Nein, das glaube ich nicht. Ich hoffe, dass es nach Ostern Informationen bezüglich Jahreszeugnis und Abschluss gibt. Als Pädagogin wünsche ich mir den regelmäßigen Austausch mit den Eltern und den Kindern. Wie es ihnen geht, wie sie zurechtkommen und wie sie ihre individuellen Situationen meistern. Als Mama wünsche ich mir verständnisvolle Lehrer, die die Kinder nicht mit Lernstoff überhäufen, die den Druck rausnehmen und persönlichen Kontakt pflegen. Ein Anruf, ein persönliches Gespräch und ein Zuhören können viele Missverständnisse im Vorfeld unterbinden."
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Videos finden Sie auf Youtube unter https://www.youtube.com/user/isahev
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.