Warnung an Frauli und Herrli
Tierhasser sollen am Werk sein

- Rottweiler-Hündin Ellis musste einen qualvollen Tod erleiden.
- Foto: Bernbacher
- hochgeladen von Barbara Ebner
Beim Gassigang sollten Tierhalter aufmerksam bleiben und etwaige Vergiftungssymptome ernst nehmen.
POLLING, ST. PETER, ALTHEIM (ebba). Immer wieder stößt man in den Sozialen Medien auf Giftköder-Meldungen. Zuletzt warnte die Tierklinik Altheim Tierbesitzer und Eltern vor ausgelegten Ködern in Polling und Umgebung: „Wir möchten euch dringend darauf hinweisen, dass in unserer Umgebung Giftköder gefunden wurden, die eine ernsthafte Gefahr für Hunde, Katzen und sogar Kinder darstellen. Diese Köder lagen ungeschützt aus, was die Situation besonders alarmierend macht.“ Die Polizei ermittelt in der Sache.
Fiel Ellis Tierquäler zum Opfer?
Christian Bernbacher aus St. Peter am Hart züchtet Rottweiler. Eine seiner Hündinnen wurde Ende letzten Jahres Opfer einer Giftköder-Attacke, da ist er sich sicher: „Ellis war zehneinhalb Jahre alt. Ich hab sie eines Nachmittags hinausgelassen in den Garten. Als ich etwa 30 Minuten später nach ihr rief, fand ich sie komplett apathisch vor. Sie ist nur dagelegen, hat extrem gespeichelt. Dann kam ihr vorn und hinten alles raus, auch Blut. Es ging ihr ganz schlecht!“, berichtet der Züchter betroffen.
In der Tierklinik bekam die Hündin mehrere Infusionen. „Es war aber schwierig, überhaupt Venen zu finden, da sich diese so zusammengezogen hatten. Laut Tierarzt ein Zeichen dafür, dass es sich nicht um Rattengift, sondern ein anderes toxisches Gift gehandelt haben muss“, schildert Bernbacher. Es wurden noch Röntgen und Ultraschall gemacht, doch in der Nacht ist Ellis dann verstorben. „Ich bin überzeugt, dass jemand ganz gezielt etwas über den Zaun geworfen hat. Mittlerweile habe ich eine Kamera installiert.“

- Hat das Haustier einen Giftköder gefressen, ist es wichtig, so schnell wie möglich einen Tierarzt aufzusuchen.
- Foto: Tierklinik Altheim
- hochgeladen von Barbara Ebner
Noch vor Ort die Polizei rufen
Von Tierhassern mutwillig ausgelegte Giftköder – das sind vorrangig Fleischstücke, denen giftige Substanzen beigemengt werden. Häufig platziert im öffentlichen Bereich oder entlang von Wander- und Feldwegen. Auf sozialen Plattformen die Öffentlichkeit davor zu warnen, ist gut und wichtig.
Doch wie handelt man beim Auffinden derartiger Köder richtig? „Sofern durch die Absicherung vor Ort keine unmittelbare Gefahr für Tiere droht, sollte man die Polizei rufen. Wenn dies nicht möglich ist, sollte tunlichst jede Kontamination des Köders, der in Folge von unserer Spurensicherung und umweltkundigen Organen als Beweismittel behandelt wird, vermieden werden. Man sollte sich vor Augen halten, dass es eventuelle toxische Substanzen sind, die mit äußerster Vorsicht und Einhaltung der notwendigen Sicherheitsvorschriften sichergestellt werden müssen“, appelliert Philipp Gerner, Kriminaldienstreferent am Bezirkspolizeikommando Braunau.
Ihm zufolge wurden im Jahr 2024 im Bezirk fünf Giftköder-Vorfälle gemeldet, die sich zum Großteil auf Nachbarschaftsstreitigkeiten bezogen. „In keinem der Fälle konnte ein tatsächlicher Giftköder nachgewiesen werden.“ Die Giftköder-Attacken wurden weder bestätigt noch widerlegt. Gerner erklärt, dass es häufig Meldungen auf Facebook & Co. gibt, aber nur in den wenigsten dieser Fälle tatsächlich Anzeige erstattet wird.
Ein Vergiftungsfall pro Woche
Die Tierklinik Altheim sieht sich pro Jahr mit durchschnittlich rund 50 Vergiftungsfällen konfrontiert. „Dies kommt auf etwa einen Fall pro Woche“, erklärt Tierarzt Lukas Huber. „Gott sei Dank kann in den meisten Fällen geholfen werden, wobei die seit der Aufnahme vergangene Zeit sowie Art und Menge des Giftes eine entscheidende Rolle spielen.“
Der Verdacht einer möglichen Vergiftung entsteht meist schnell, wenn sich das Verhalten des Haustiers merklich verändert, nachdem es vielleicht sogar bei der Aufnahme einer unbekannten Substanz beobachtet wurde. Die Symptome können jedoch, je nach Art des Giftes, sehr verschieden sein und treten meist nach kurzer Zeit oder wenigen Stunden auf. „Allerdings gibt es auch Präparate, wie zum Beispiel viele Rattengifte, die erst nach zwei bis drei Tagen ihre Wirkung entfalten“, warnt der Tierarzt.
Zu den häufigsten Symptomen einer Vergiftung zählen Übelkeit, Speicheln, Erbrechen und Durchfall. „Es können aber auch neurologische Symptome wie Apathie, Bewusstlosigkeit, Krämpfe und Bewegungsstörungen oder Atembeschwerden auftauchen. Viele Rattengifte führen zu einer erhöhten Blutungsneigung, Einblutungen in die Haut und Schleimhäute, Blut in Harn oder Kot oder aus Nase und Maul.“

- Lukas Huber, Tierarzt in der Tierklinik Altheim.
- Foto: Tierklinik Altheim
- hochgeladen von Barbara Ebner
Schnell handeln
Entscheidend ist es, so schnell wie möglich einen Tierarzt aufzusuchen. „Zeit ist hier ein wichtiger Faktor. Mit einem raschen Eingreifen kann oft Schlimmeres verhindert werden.“ Huber rät jedoch nicht dazu, das Tier selbst zum Erbrechen zu bringen oder ihm diverse Hausmittel einzuflößen. Die Behandlung durch den Tierarzt richtet sich schließlich nach der Art des aufgenommenen Giftes: Dazu gehört meistens, das Tier erbrechen zu lassen, den Magen zu spülen und ihm Aktivkohle zuzuführen.
Warnungen ernst nehmen
„Am besten ist es, den Hund in Gegenden, wo es häufig zu Vergiftungen kommt oder wo davor gewarnt wird, nicht unbeobachtet und wenn möglich, nur an der Leine oder mit Maulkorb laufen zu lassen“, appelliert Huber. „Da die meisten Giftköder absichtlich und eigentlich zur Schädlingsbekämpfung ausgelegt werden, und von Katzen und Hunden nur versehentlich aufgenommen werden, erkennt man die Substanzen gut an ihren grellen Warnfarben. Diese verschwinden auch nicht, wenn sie in Fleischprodukten untergemischt werden.“





Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.