Traditionsberufe kämpfen um Nachwuchs und gegen Konkurrenz
BEZIRK (ebba). Mit 36 Metzger-Berechtigungen ist der Bezirk Braunau ein regelrechter „Metzger-Bezirk“. Im Gegensatz zu anderen Regionen, wo einige Großmetzger oder Handelsketten den Markt dominieren, halten sich hier erstaunlich viele kleinere Betriebe. „Obwohl sich Lebens-, Konsum und Kaufverhalten ändern, schätzen die Kunden die hohe Qualität, Frische und vor allem auch die Vielfalt der angebotenen Fleisch-, Wurst- und Selchwaren“, weiß Klaus Berer, Geschäftsführer der Wirtschaftskammer Braunau.
Hinter den Kulissen eines gewerblichen Metzgers ist die Erzeugung von höchsten Hygienestandards geprägt, was beste Qualität garantiert. Vor den Kulissen bemühen sich die Metzger, auch individuelle Kundenwünsche zu erfüllen. Eine Herausforderung dabei ist es, auf die ständig wechselnden Anforderungen des Marktes zu reagieren. Zum Beispiel indem fertige Speisen, Mittagsimbiss und vieles mehr angeboten werden. Das Fleisch wird meist von Landwirten aus der örtlichen Umgebung bezogen. „Auch hiermit wird größtmögliche Transparenz geboten und die Wertschöpfung bleibt in der Region“, sagt Berer, und ergänzt: „Aber auch wenn bei uns die Situation noch gut ist, ist das Handwerk massiv gefährdet, da ein Wandel zu befürchten ist.“
In der Stadt Braunau gibt es zwei Metzger, 36 im gesamten Bezirk, wo gerade neun Lehrlinge ausgebildet werden. „Sehr stolz kann man darauf sein, dass jüngst ein Lehrling aus unserem Bezirk den Bundeslehrlingswettbewerb 2014 in Graz gewonnen hat“, betont Berer. Manuel Jaidl von der Metzgerei Rosenhammer in Neukirchen hat gezeigt, dass das Metzgerhandwerk im Bezirk Braunau hoch gehalten wird.
Dennoch bleibt der Nachwuchs immer häufiger aus. „Der Beruf des Metzgers hört sich für viele nach einem rohen, schweren Beruf an. Dabei geht heutzutage schon so vieles maschinell. Das ist schlicht ein falsches Image. Viele denken an eine grausliche Arbeit mit viel Blut, weil sie das von früher her noch in den Köpfen haben“, erklärt Fleischhauer Michael Rosenhammer. „Ich denke aber, dass sich unser Handwerk trotzdem halten wird.“
Auch das Bäcker-Handwerk gerät ins Wanken. „Es schaut nicht gut aus. Was ich auch von Kollegen so höre, schrecken die Rahmenbedingungen des Bäckerberufes viele junge Leute ab. Das frühe Aufstehen mag nicht jeder. Dabei ist der Beruf sehr abwechslungsreich und man kommt mit vielen Menschen zusammen“, sagt Bäckermeister Johann Reschenhofer aus Hochburg. Vor allem die nur so aus dem Boden sprießenden Backshops sind für viele Bäckereien ein Problem, weil sie mit den dort angebotenen Preisen nicht mithalten können. „Das gediegene Handwerk und auf Kundenwünsche eingehen zu können, damit können wir Kleinen uns noch abheben“, erklärt Reschenhofer. Derzeit gibt es in der Stadt Braunau sieben Bäckereien, im gesamten Bezirk 33. 15 junge Menschen machen gerade eine Bäckerlehre.
„Der Konsument sollte sich unbedingt überlegen, welche Verantwortung er bei seinem Einkauf trägt. Es geht hierbei um Regionalität und Arbeitsplätze, die er damit erhält. Der Bäcker, der Metzger, das sind schließlich unsere Nachbarn“, betont Klaus Berer.
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