Leben mit Krebs

Charlie: Powerfrau trotz Niederlagen

Seit 14 Jahren kämpft Catharina Bathoorn alias "Charlie" gegen den Krebs; sie lässt sich aber nicht unterkriegen, ganz im Gegenteil: sie geht einen eher ungewöhnlichen Weg.

TURNAU. Manchmal schlägt das Schicksal gnadenlos und mit voller Wucht zu. Und weil einmal offenbar nicht reicht, hat es Catharina Bathoorn gleich mehrfach erwischt. Nach einer sehr schwierigen Kindheit, wo Gewalt praktisch an der Tagesordnung stand, sie einmal vom Freund ihres Vaters missbraucht wird, kommt die gebürtige Holländerin mit 17 Jahren zu Zieheltern. "Damals war ich eine richtige Ratte, ich war drogenabhängig und konnte mich einfach nicht benehmen", erzählt Catharina Bathoorn. "Aber wäre ich bei meinen Eltern geblieben, wäre ich auch drogenabhängig geblieben."

Ein Leben voller Schicksalsschläge

Später wird sie bei einem Verkehrsunfall, bei dem ein Motorradfahrer sie an einer Bushaltestelle anfährt, schwerstens verletzt; sie verliert ihren ersten Mann und zeitgleich Vater ihres ersten Kindes bei einem Autounfall, das Kind - ein Sohn - kommt tot auf die Welt. Neben vielen weiteren Enttäuschungen und Schicksalssschlägen erkrankte sie vor 14 Jahren an Brustkrebs, musste Chemotherapien und diverse Behandlungen über sich ergehen lassen. In dieser schwierigen Zeit aber immer an ihrer Seite sind ihr geliebter Mann Herbert und die gemeinsame Tochter Enola. Herbert jedoch sollte vor ihr gehen, "so wie er es immer schon gewusst und auch ausgesprochen hat", erklärt sie. Ihm Rahmen eines gemeinsamen Urlaubes in seinen geliebten Kärntner Bergen, erleidet Herbert einen Hinterwandinfarkt; überlebt, liegt jedoch wochenlang auf der Intensivstation. Als die Lage nach ärztlicher Beurteilung aussichtlos wird, lässt Charlie die Maschinen abschalten, bleibt aber bis zum letzten Atemzug bei ihm. Enola zieht sie seither allein auf. 

Der Krebs ist wieder da

Der Krebs schien vorerst überwunden, hat aber leider gestreut. Charlie hat heute Metastasen in mehreren Körperregionen - und dennoch lässt sich den Kopf nicht hängen. Ganz im Gegenteil: sie strotzt nur so vor Energie und hat sich deshalb ein Mega-Projekt aufgehalst: sie hat ein Haus gekauft, das sie in Eigenregie renoviert, während sie bereits mit Enola drinnen wohnt. "Sieh dir meine Hände an, wie die aussehen!" Kein Wunder, bei dem was die zwei schon alles ertragen mussten.
Sie reisst Böden und Fliesen raus und verlegt sie neu, sie malt aus, plant die Einrichtung; kurz: sie ist immer aktiv. Aber woher nimmt sie die Energie dafür? "Ich bin Buddhistin und glaube an Karma. Ich sehe das Leben als ein Geschenk und ich gehe deswegen sorgsam damit um. Und ich glaube auch an Wiedergeburt. Wenn ich gehen muss, werde ich wieder zu meinen Mann kommen, und darauf freue ich mich schon sehr!" Dennoch wünscht sie sich nicht den Tod. "Ich muss ja noch auf mein Kind aufpassen", ist sie überzeugt.

Ein Leben in Buchform

Und genau ihre Tochter ist auch der Grund dafür, warum sie über ihre Lebensgeschichte ein Buch geschrieben hat. "Barfuss, die etwas andere Geschichte", hat sie geschrieben, um ihrer Tochter ein Andenken zu hinterlassen, für den Fall früh sterben zu müssen. Enola ist mittlerweile 23 Jahre alt und der ganze Stolz ihrer Mutter. Herbert ist in Form seiner Urne mit ins Haus gezogen: "Er war auch der Grund, warum ich mir das Haus gekauft habe. Er wollte immer ein großes schönes Haus haben. Jetzt habe ich eins und er ist immer bei mir."

Auch das könnte für die von Interesse sein: