Josef "Joe" Horn
Eine Legende ist 70 geworden

Mit Tyrolia Wien wurde Joe Horn mehrmaliger Staatsmeister im Volleyball – und half mit, dass der Sport auch in der Steiermark populär wurde. | Foto: Josef Horn
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Josef Joe Horn hat den Volleyball- und Handballsport weit über Bruck hinaus geprägt. Er war engagierter Kirchplatz-Lehrer, gewiefter Unternehmer, Musiker, Maler – und ist 70.

BRUCK. PERNEGG. Er war einer der legendärsten Volleyballer, den die Steiermark je hervorgebracht hat. Er hat mitgeholfen, den Brucker Handball groß zu machen. Er war Lehrer aus Leidenschaft, er war Unternehmer mit dem Drang zur Expansion, er ist Musiker, Maler und ein echter Zlattener, obwohl vor 70 Jahren in Trofaiach geboren. Josef "Joe" Horn feierte am 2. Dezember seinen 70. Geburtstag.

Mit seinem schier unglaublichen Oberschenkeldurchmesser galt Joe Horn als Sprungwunder im heimischen Volleyballsport. | Foto: Josef Horn
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Den vielgepriesenen "Zug zum Tor" hat er sich bis seinem 70er bewahrt. Bereits mit 20 Jahren war er fertig ausgebildeter Lehrer. Von 1974 bis 2003 blieb er der Hauptschule Kirchplatz in Bruck treu. In seiner Ausbildungszeit an der Pädak in Wien Strebersdorf ist er erstmals mit dem Volleyballsport in Verbindung gekommen. "Das muss so um 1970 gewesen sein. Damals haben wir mit Professoren und Studenten gespielt und in der Wiener Landesliga Meisterschaftsluft geschnuppert", erzählt Joe Horn. Zurück in Bruck hat er sich beim schon bestehenden Brucker Volleyballclub eingeklinkt und damit einen Höhenflug für den Verein eingeleitet, der bis in die höchste Spielklasse geführt hat.

Im Jahr 1976 wurde er als erster Steirer ins Nationalteam einberufen. "Das erste Länderspiel hat in Gleisdorf stattgefunden", erinnert er sich. 139 weitere Länderspiele sollten es werden, sechs Jahre lang war er Kapitän des Nationalteams.

1979 ist er zum österreichischen Spitzenklub Tyrolia Wien gegangen und wurde mit dem Klub dreimal Staatsmeister. "Damals noch habe ich mit dem österreichischen ,Mr. Volleyball' Peter Kleinmann noch zusammen gespielt, später dann war er mein Trainer. Mit ihm verbindet mich immer noch eine sehr gute Freundschaft."

Vom Profitum war man damals weit entfernt. "Ich bin mehrmals in der Woche nach der Schule zum Training nach Wien gefahren, an den Wochenenden war Meisterschaft. Bekommen haben wir bestenfalls Benzingeld und reichlich Anerkennung." 1981 wurde er zum Volleyballer des Jahres gekürt.

Joe Horn wechselte danach zurück nach Bruck, um dann nocheine letzte Saison bei Tyrolia Wien anzuhängen. Der Meistertitel 83/84 folgte noch, dann war Schluss mit dem aktiven Volleyball. Dem Volleyballverband blieb er als Spitzensportreferent erhalten.

Wechsel zum Handball

Den "Zug zum Tor" ließ er auch beim Brucker Handballclub nicht vermissen. Obwohl er selbst nur wenig Handball gespielt hat – "als Volleyballer war man Feindberührung ja nicht gewohnt" – wurde er im Jahr 1989 Obmann des HC Bruck – und blieb es bis zum Jahr 2000. Zwei Mal österreichischer Meister, ein Mal zweiter Platz, drei Mal dritter Platz, österreichischer Cupsieger im Jahr 1993, das Erreichen des Europacup-Viertelfinales 1996 gegen Minsk, vierter Platz in der Klubweltmeisterschaft 1997, Mannschaft des Jahres 1997 in der Steiermark sowie zahlreiche österreichische Titel mit den Jugendmannschaften und Mitbegründer der Handballliga Austria stehen auf seiner Habenseite.

Handballmeister 1998: Obmann Joe Horn nimmt die Gratulation vom damaligen Bürgermeister Bernd Rosenberger entgegen. | Foto: Archiv Josef Horn
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Schuldirektor wurde er nie

Erfolgreich war Joe Horn auch als Lehrer. Er unterrichtete Mathematik Sport und Bildnerische Erziehung. Er erinnert sich an den fünfmaligen Gewinn des ORF Spieles „Mit 5 zum Erfolg“ mit der Hauptschule Kirchplatz, an zahlreiche Ausstellungen und österreichweite Preise mit Schülerarbeiten im Zeichnen. Er war Initiator des „Kirchplatzcups" für Volksschulen – ein sportlicher Wettbewerb für die Volksschulen des Bezirkes. Zusammen mit Ernst Schinnerl hat Joe Horn die ersten Sportklassen installiert. "Diese gibt es übrigens heute noch", so der ehemalige Pädagoge. Nur Direktor wurde er nie und dies war auch der Grund, dass er 2003 den Schulbetrieb verließ und in die Privatwirtschaft wechselte.

Herr Direktor in der Privatwirtschaft

Er wurde Geschäftsführer des Direktvertriebs-Unternehmens "Cosmoterra" in Moosham im salzburgerischen Lungau, das er selbst mit aufgebaut hat. Das Unternehmen, spezialisiert auf Nahrungsergänzungsmitteln, Ernährungsberatung und Handel mit Lebensmitteln, verfügt aktuell über mehr als 900 Mitarbeiter, überwiegend Freelancer. Da war er wieder, der Zug zum Tor.

"Cosmoterra" war auch mehr als sieben Jahre lang Hauptsponsor des HC Bruck. Erst im Juli des heurigen Jahres hat sich Joe Horn in den Ruhestand verabschiedet. Das Unternehmen ist aber nach wie vor im Familienbesitz. 

„The Mosehammers“, 16 Jahre war Joe Horn als Sänger Teil dieser Band. | Foto: Archiv Josef Horn
  • „The Mosehammers“, 16 Jahre war Joe Horn als Sänger Teil dieser Band.
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Traum von eigener Band

In Moosham hatte der "ewige" Rolling Stones-Fan Joe Horn auch Zeit und Muse, seiner nächsten Leidenschaft nachzugehen – der Musik. "Eine eigene Band wollte ich schon als Kind haben." Als Sänger der Band „The Mosehammers“ hat sich der Traum endlich verwirklichen lassen – 16 Jahre bestand die Band; Konzerte gab es unter anderem immer wieder auch in Bruck, zum Beispiel beim Pius-Ball. "Wir haben immer nur Benefizkonzerte gespielt, die Gage haben wir immer gespendet."

Gemalt hat er auch noch – und tut es immer noch mit viel Hingabe. Zahlreiche Ausstellungen mit eigenen Werken gab es in Bruck, Graz, Leoben und Wien.

Josef Joe Horn hat nicht nur Bildnerische Erziehung unterrichtet, er hat auch gerne selbst gemalt. | Foto: Archiv Josef Horn
  • Josef Joe Horn hat nicht nur Bildnerische Erziehung unterrichtet, er hat auch gerne selbst gemalt.
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Noch etwas vergessen? 1991 war er Mitbegründer des Brucker Stadtfestes und zehn Jahre im Vorstand, dazu die zahlreichen Ehrungen. Unter anderen das Goldene Sportehrenzeichen des Landes Steiermark sowie die Goldenen Verdienstzeichen des ÖVV und des ÖHB.

Langweilig wird ihm auch im Ruhestand nicht. Dafür sorgen seine drei Enkelkinder und sein soziales Engagement als "Zlattenbauer" bei den Rennfeldern z' Bruck.

Legendäre Episoden aus dem Volleyball:

Bei einem Länderspiel gegen die Weltmacht Kuba verteidigte (umgangssprachlich gesackelt) Joe Horn erfolgreich einen Angriffsball des seinerzeit weltbesten Volleyballers und Sprungwunders Martinez. Nach dem gewonnen Ballwechsel holte er "zufällig" ein Sackerl aus einer Trikothose und hielt es dem Superstar unter die Nase, was soviel heißen sollte wie "I hob di gsackelt!" Spaß verstanden die Kubaner wenig und veranstalteten im weiteren Spielverlauf ein Bestschießen auf Horn.

Bei einem Cup-Finalturnier in Kapfenberg-Walfersam war Joe Horn über eine Schiedsrichterentscheidung so erzürnt, dass er sich beim nächsten Ballwechsel ins Netz fallen ließ und daraufhin die Netzverankerung aus der Turnsaalwand gerissen wurde. Das Turnier musste abgebrochen werden. "Impulsiv war ich immer – und ehrgeizig."

Der Schnauzbart blieb über Jahrzehnte sein Markenzeichen: Josef Joe Horn wurde am 2. Dezember 70 Jahre alt. | Foto: Archiv Josef Horn
  • Der Schnauzbart blieb über Jahrzehnte sein Markenzeichen: Josef Joe Horn wurde am 2. Dezember 70 Jahre alt.
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Legendär auch seine "Jubelläufe" unters Netz durch ins gegnerische Feld nach einem Punktgewinn. Das trieb die Gegner erst recht zur Weißglut.

Dem Schreiber dieser Zeilen hat Joe Horn bei einem Cup-Spiel in Jennersdorf in den 1980er-Jahren bei einem Angriffsschlag den Ball im Gesicht versenkt, dass das Blut nach allen Seiten weggespritzt ist. Damals hat er sich entschuldigt mit den Worten: "Burli, tuat ma lad, oba die Kugel muass owi." Für diesen "Onkel" hat er sich nach fast 40 Jahren nochmals entschuldigt. – Macht nix, Joe. Es tut eh nicht mehr weh.

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